Eine Ana Popovic konnte immer schon über ihre Gefühle singen und entsprechend den Blues dazu spielen.
Spielen, das kann als Stichwort hergenommen werden, denn endlich ist es soweit: Sie hat vorliegende Platte mit ihrer Live-Rhythmus-Abteilung besetzt. Nur für drei Stücke sitzt Tony Braunagel ( Phantom Blues Band) am Schlagzeug, ansonst Andrew Thomas.
Den Bass zupft ausschließlich Ronald Jonker.
Dadurch hat sich selbstredend das Line-up, im Vergleich zu Still Making History verkleinert. Die Keyboards bedient nur noch Mike Finnigan, ebenfalls von der Phantom Blues Band.
Auf der statistischen Seite ist wohl am augenfälligsten, dass David Z die Hälfte der Songs »recorded & engineered« hat.
Produziert wurde von Popovic und einer reichlich mit Musik-Geschichte behaftete Person: Mark Dearnley, der auf der technischen Seite von Platten bereits Ende der Siebziger mit Uriah Heep sowie AC/DC zu tun hatte.
In den 80er-Jahren waren es unter anderem The English Beat, XTC oder Yngwie Malmsteen. Mit Blick auf die Neunziger tauchen Namen wie Mother Love Bone, Carl Perkins und Motörhead auf. Schließlich sollten Jimmy Barnes und Paul McCartney nicht fehlen. Der Mann ist rumgekommen und hat den Gemüsegarten der Musik querbeet durch.
Die Farbe des Covers gefällt mir persönlich überhaupt nicht.
Identische Kolorierung findet sich im Klapp-Booklet nur noch auf einer Seite. Für die Song-Texte wurde schwarz als Hintergrund gewählt und hat man schließlich fertig geklappt, befindet sich auf der Rückseite ein Popovic-Poster. Nicht neu, gab es das doch schon Ana Live In Amsterdam.
Andererseits eine prädestinierte Fläche, um sich das Album nach einem Gig signieren zu lassen.
Die Tour 2009 oder im Frühjahr 2010 wären eine ideal Gelegenheiten dafür, denn bestimmt wird die Setlist auf diese CD zugeschnitten sein und es wird sich lohnen.
Wenn man schreibt, dass "Blind For Love" eine typische Popovic-CD ist, bedeutet solches nichts negatives. In keiner Weise, denn schon lange hat sie ihren Stil gefunden.
Eines der Herzstücke der Platte ist "Steal Me Away".
Ein Deep-Blues mit akustischer Gitarre und feinem Thomas-Groove, klasse Backing Vocals und einer, wie immer, mit viel Verve singenden Protagonistin. Durch die Bass-Beats wird die Nummer zu einem richtigen Motivationsschub für die Ohren. So klingt moderner Delta-Blues.
Ein Album oder Konzert ohne ihre jazzige Seite ist ja fast nicht mehr vorstellbar.
So hat sie mit dem Titelsong "Blind For Love" eine Jazz-getränkte Ballade erster Güte komponiert und setzt diese mit Mark Finnigans Piano-Läufen sowie einem Solo auf der Akustischen um. Intensität der Ana-Art. Verrauchte Bars gibt es ja nicht mehr, aber die Lieder dazu sehr wohl noch.
Ruhig lässt man es auch mit "More Real" angehen.
Drums? Kaum. Akustische Gitarre? Ja, jetzt mit dem Bottleneck gespielt. Oh Mann, welch ein Song. Lenny Castro macht viel für die geschmeidige Rhythmik und Jonker zupft ein luftiges Solo auf seinem Bass.
Soulful kommt "Putting Out The APB" daher, nicht nur durch die tollen Backing Vocals von Julie Delgado, Kenna Ramsey und Billy Valentine, die über die gesamte CD eine klasse Performance abliefern. Darüber macht Popovic eine ungemein gute Figur an der geslideten E-Gitarre.
Nach einer Blues-rockigen Eröffnung des Albums findet sich mit "Get Back Home To You" der nächste Ableger dieser Spielart auf der Platte. Nicht das erste Mal setzt man auf die Bläser. Funk-Anleihen, bereits in "Wrong Woman" wurde die Basis dafür gelegt, finden ihre Vollendung mit "Lives That Don't Exist". Funky Wah Wah-Gitarre, ein klasse Castro und hier dürfen die Bläser mit einem Chili-Sound auf keinen Fall fehlen.
Danach geht es für einen Track langsamer zu, allerdings nicht minder heftig.
Ist der Offensiv-Blues verklungen, kommt es zu einer abschließenden Intensiv-Gabe in Sachen Slow-Song... "Blues For M". Wer hier wohl gemeint ist? Mark van Meurs hat auch einige Tracks zusammen mit Ana geschrieben.
"Blind For Love" zeigt, dass sie noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen ist. Das Album wirkt nicht nur von der Anzahl der Musiker her sehr kompakt. Mit diesem Silberling zaubert sie wieder Überraschungen aus dem Hut und man darf gespannt sein, welche Songs es auf die Setlist der kommenden Konzerte schaffen. Eine Blues-Fee flüsterte mir ins Ohr, dass ich drei Wünsche frei habe: "Steal Me Away", "Putting Out The APB" und "The Only Reason".
Weil Ana Popovic ihren hohen Standard hält, ist ein Tipp unausweichlich.
Line-up:
Ana Popovic (vocals, guitars)
Mike Finnigan (keyboards - #1,2,4,5,6,7,8,9,10,11,12)
Ronald Jonker (bass - #1,2,4,5,6,7,8,10,11,12)
Andrew Thomas (drums - #2,4,6,7,9,10,11,12)
Tony Braunagel (drums - #1,5,8, percussion - #3, backing vocals - #10)
Lenny Castro (percussion - #1,2,4,5,6,7,8,9,10,11)
Darrell Leaonard (trumpet - #1,5,8,10)
Joe Sublett (saxophone - #1,8,10)
Julie Delgado (backing vocals - #1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11)
Kenna Ramsey (backing vocals - #1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11)
Billy Valentine (backing vocals - #1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11)
Tracklist |
01:Nothing Personal (3:35)
02:Wrong Woman (3:43)
03:Steal Me Away (3:30)
04:Blind For Love (3:13)
05:More Real (3:35)
06:Putting Out The APB (3:47)
07:Get Back Home To You (3:32)
08:The Only Reason (3:52)
09:Part Of Me (Lullaby For Luuk) (3:14)
10:Lives That Don't Exist (3:53)
11:Need Your Love (3:20)
12:Blues For M (5:23)
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