Andy Poxon / Tomorrow
Tomorrow Spielzeit: 58:19
Medium: CD
Label: EllerSoul Records, 2013
Stil: Blues

Review vom 10.04.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Da ist er wieder, der Rotschopf aus Washington D.C.; 2011 war er wegen Red Roots mein Newcomer des Jahres. Der Jungspund geht mit dem schlicht genannten "Tomorrow" in die zweite Runde seiner Tonträgerveröffentlichungen und hat sich mit seinen Talenten dieses Mal unter die Fittiche von Duke Robillard begeben. Der angesehene Künstler hat die Scheibe produziert und es sich nicht nehmen lassen, auch in die Saiten zu greifen.
Dabei kommt es im letzten Track, dem einzigen, bei dem Andy Poxon zusammen mit Duke Robillard die Feder geschwungen hat, dann zu einem Showdown der beiden Gitarristen. Klar, der Titel ist so etwas wie eine verständlich erklärte Wetterkarte. "Jammin' At Lakewest" ist swingender Blues im instrumentalen Outfit. Unter anderem mit feinen Frage-Antwort-Spielereien werfen die beiden Musiker einander die Bälle zu. In bestechender Form zupft Brad Hallen dazu den Kontrabass. Ein CD-Ende ganz im Stil eines großen Finales. Wenn in Verbindung mit diesem Track von Jazz die Rede ist, dann hat ein Andy Poxon seine Blues-Variabilität noch lange nicht ausgereizt.
In einer beeindruckenden Art und Weise kommt schon im Opener "Too Bad" der Soul aus den seligen Hochzeiten des Genres zur Sprache. Die gepflegt-fetzig aufspielenden Holz- und Blechbläser lassen gar nicht lange auf sich warten und wenn Andy Poxon im Kontrast dazu sein eher rockiges Solo von der Leine lässt, vergehen die ersten gut vier Minuten wie im Flug.
Was Andy Poxon sonst noch so im "Tomorrow"-Topf an hervorragenden Dingen aufzuweisen hat, macht einfach Laune. Besonders die Balance zwischen den Bläsern und Gitarren ist umwerfend und dann ist da ja auch noch Bruce Bear an den Tasten.
Und schon packt der Frontmann den Rock'n'Roll aus. Oh Mann, wie gut ist sein Songwriting! "College Boy" heißt die Chose und hier machen griffige Piano-Riffs vom gerade erwähnten Bruce Bear die Runde. Randbemerkung: Wer sich den einen oder anderen Song bei Internettankstellen kaufen möchte, sollte vorsichtig sein, denn, wie auch in meinem Player angezeigt, sind die zweite und dritte Nummer vertauscht worden.
Vom puren Blues bis zum vom Country geschwängerten Track ist "Tomorrow" eine wunderschöne Reise durch die artverwandten Stile des Zwölftakters. Immer wieder tauchen die Bläser auf und servieren das eine oder andere Solo. Klasse! Mit seinen jungen Jahren kauft man einem Andy Poxon jedes Wort seiner Texte ab. So hat er "Carol Anne" seiner Freundin gewidmet. Wundert es einen, dass diese Komposition ein Slow Blues und der längste Track der CD ist? Wohl kaum!
»Carol Anne
you're the girl of my dreams
I'll give you everything
'cause you're everything to me [...]
when you kiss me I'll go mad«
So etwas sind niedergeschriebene Gefühle, deren Glanz in Musik und Gesang voll zur Entfaltung kommen. Nicht nur hier ist Andy Poxon authentisch. Der junge Mann ist jetzt schon ein gereifter Musiker mit allen Attributen, die einen sehr guten Künstler ausmachen. Wegen seines Alters bekommt er hier keinen Bonus zugeteilt.
Obwohl in den Studios von Lakewest Recording (West Greenwich) aufgenommen, haben die vierzehn Songs in der Gesamtübersicht eine nicht von der Hand zu weisende Stimmung, wie sie in dem für jede Musik offenen Schmelztiegel New Orleans herrscht. Der zweite Streich von Andy Poxon belegt nur sein Können in allen Sparten und die Begleitmusiker sorgen für die passende Umsetzung. "Tomorrow" ist ein Album mit viel Feeling. Hiermit hat er in beeindruckender Weise eine weitere Stufe nach oben gemeistert. Hats off!
Line-up:
Andy Poxon (vocals, guitar)

Musicians:
Duke Robillard (acoustic guitar, electric guitar)
Frankie Blandino (steel guitar)
Bruce Bear (keyboards)
Rich Lataille (tenor & alto saxophone)
Mark Earley (baritone & tenor saxophone)
Doug Woolverton (trumpet)
Brad Hallen (acoustic bass, electric bass)
Mark Teixeira (drums)
Anita Suhanin (backup vocals)
Tracklist
01:Too Bad (4:05)
02:You Lied (4:12)
03:College Boy (2:11)
04:Why (4:39)
05:Don't Come Home (3:30)
06:Tomorrow (4:33)
07:All By Myself (2:07)
08:Without You (3:48)
09:You Don't Love Me (3:37)
10:Please Come Home (5:00)
11:Fooling Around (3:41)
12:Carol Ann (6:06)
13:One More Time (5:03)
14:Jammin' At Lakewest (5:30)
(all songs written by Andy Poxon except #14 co-written by Duke Robillard)
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