Axel Rudi Pell ist eine Bank. Eine Bank aus Stahl, wie schon seine frühere Band Steeler hieß, eine Bank, auf die man sich verlassen kann. Seit nunmehr 23 Jahren ist er auf Solopfaden in Sachen Heavy Rock unterwegs und hat uns mit sicherer Regelmäßigkeit nahezu jedes Jahr ein neues Album beschert. Dazu kommt ein seit rund 15 Jahren festes Line-up in seiner Band, was sich auf das Rating ebenfalls positiv auswirkt. Das neueste Machwerk aus seiner Feder "Circle Of The Oath" liegt nun ab dem 23. März in den Regalen und es ist gut, sehr gut. Zehn Songs auf einer runden Stunde, dazu ein ansprechendes Booklet mit allen Texten und ein paar Bildern sowie zusätzlicher Info, kein Schnickschnack, sonst nur Musik.
Pell zieht sein Ding durch, konsequent und ohne Rücksicht auf die Unkenrufe der selbsternannten Kenner der Szene. Und was haben wir nicht schon alles gehört? Er bleibe auf der Stelle stehen, mache unzeitgemäße Musik, kopiere sich selbst, etc., etc. Nun, er hatte schon immer seine Art zu spielen, variierte aber seine Alben über die Jahre hinweg und bedient nach wie vor das Verlangen des Publikums nach gutem Hard Rock alter Schule. Schon die Vorgänger Tales Of The Crown und "The Crest" waren trotz einiger anderslautender Stimmen wieder einmal ziemlich genau im Bulls Eye eingeschlagen. Und auch heuer passt alles zusammen: Das Intro zur Scheibe "The Guillotine Suite" fällt mit seiner rein akustischen Gitarrenarbeit dabei zwar etwas aus dem Rahmen, aber ansonsten hat Pell nichts von dem verlernt, was man unter Schreiben eingängiger Rocksongs abheften würde. Er wäre natürlich auch nicht er selbst, wenn er sich bei den Arrangements nicht genügend Platz für seine Gitarrenkünste geben würde. Harte Riffs und schöne Soli findet man jeder Ecke, Paradestück dafür ist "Before I Die". Hier lässt man ganz nebenbei auch den Shouter Gioeli richtig gut zur Geltung kommen und die hämmernden Drumsticks Mike Terranas treiben unablässig voran.
Eine wahrlich gelungene Kreation ist auch der Titel Track "Circle Of The Oath", der uns auf den ersten 2:40 Minuten eine mit akustischer Gitarre untermalte Entlehnung aus dem Blues-Folk-Genre bietet und erst danach zur elektrifizierten epischen Bandbreite metallenen Pell'schen Könnens avanciert. Glücklich kann sich derjenige schätzen, der das, am besten noch in Kombination mit "Before I Die", live erleben und die nahezu zehn Minuten Länge des Titelsongs genießen darf. Danach geht es mit 'Schema F' weiter, Riff, Solo, Refrain zum Mitsingen, "Fortunes Of War" macht da keine Ausnahme - und die wollen wir auch gar nicht haben. »Losing and riding all day and all night, we follow the fortunes of war« - simpel beim Lesen und doch so genial umgesetzt. Zum Glück haben wir noch "Bridges To Nowhere", das als unbedingter Anspieltipp zu Buche schlägt, episch gespielt, grandios gesungen und mit sieben Minuten viel zu kurz. "Lived Our Lives Before" gönnt uns als Ballade dann etwas Zeit zum Luftholen, aber nur, um uns beim anschließenden "Hold On To Your Dreams" wieder mit einem gewaltigen Riff aus den Träumen zu reißen. "World Of Confusion" benötigt mit - auch wieder über neun Minuten Spielzeit - lange, um uns aus der Platte zu schmeißen, und das ist auch gut so. Ein letztes Mal arbeiten sich Gitarre und Gesang aneinander hoch, gipfeln in einem standesgemäßen Ende dieser Scheibe. Wieder so ein Song, den man getrost als Tipp ansehen darf und der uns in der vollen Länge seines Gesamtepos ein wahres Geschenk sein dürfte, würde er uns denn bei der nächsten Tour live präsentiert werden. Wir dürfen hoffen und ich prognostiziere den uneingeschränkten Zuspruch der Fans im Bezug auf dieses Album.
Wie sehr sich dieser Zuspruch seiner Anhängerschaft widerspiegelt, zeigen auch die Live-Auftritte der Bochumer (Wattenscheider, um genau zu sein) Bank und seiner Truppe. Von der kommenden Tour sind bereits im Vorfeld mehrere Acts als 'Heimsiege' und somit ausverkauft gemeldet. Wer noch zögert, sollte sich ganz schnell das neueste Produkt aus dem Hause ARP zulegen und dann hoffen, dass die anderen nicht schneller beim Kartenkaufen waren. Mein letztes Live-Erlebnis mit Axel Rudi Pell hatte ich am 16. Juni 2009 (wenn ARP in diesem Konzertbericht auch etwas schwach berücksichtigt wird) und ich gestehe, an meiner Live-Quote unbedingt arbeiten zu müssen! (Termine siehe Tourkalender)
Line-up:
Johnny Gioeli (lead vocals, backings)
Axel Rudi Pell (guitars)
Ferdy Doernberg (keyboards)
Volker Krawczak (bass)
Mike Terrana (drums)
Tracklist |
01:The Guillotine Suite (Intro)
02:Ghost In The Black
03:Run With The Wind
04:Before I Die
05:Circle Of The Oath
06:Fortunes Of War
07:Bridges To Nowhere
08:Lived Our Lives Before
09:Hold On To Your Dreams
10:World Of Confusion (The Masquerade Ball Pt. II)
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