Bart Oostindie / Welcome To The Costume Ball
Welcome To The Costume Ball Spielzeit: 40:32
Medium: CD
Label: Inbetweens Records, 2008
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 30.10.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Mit achtzehn Jahren stand Bart Oostindie auf der Straße und unterhielt mit seiner akustischen Klampfe das Publikum in den Stadtzentren.
Er studierte am Konservatorium und wurde im Jahr 2002 Mitglied der niederländischen Soul/Funk-Band Mo' Jones.
Mit Mike Roelofs und Léon Bartels setzte er seine musikalischen Aktivitäten in seinem eigenen Projekt Down South fort.
2004 fokussierte er seine Arbeit auf sein Songwriting, firmierte nun unter der Bart Oostindie Band und veröffentlichte seine erste Platte "Grandson", für dessen Titelsong er den Alfa Award 2005 gewann.
Dann war da für den Rezensenten das Roepaen Festival. Kommissar Zufall war verantwortlich dafür, dass ich Oostindies Auftritt mitbekam und jetzt liegt sein Album "Welcome To The Costume Ball" zur Besprechung bereit.
Er liefert starke Songs, die im Folk, Jazz, Blues sowie in der Roots Music verankert sind und bereits nach wenigen Stücken stellt sich die Frage: Wer ist Amos Lee?
Sollte die Lee-Welle aus Amerika zu uns hinüber schwappen, haben wir bereits einen Oostindie.
Der junge Niederländer kreiert einfach hervorragende Songs und braucht keinen Menschen, der ihm z.B. künstlich erzeugte Streicher-Sounds in die Songs einbaut. Hier ist gleich ein ganzes Quartett am Werk und gibt z.B. dem Track "Little Lullaby" einen perfekten klassischen Anstrich. Mehr Musiker gibt es auch nicht. Selbst der Protagonist gönnt seinen Instrumenten eine Pause und konzentiert sich ausschließlich aufs Singen und das kann er auch noch vorzüglich.
Wie er den Blues angeht, ist auch eine Klasse für sich. Da zeigt er, was er auf den Saiten seiner akustischen Gitarre so alles anstellen kann. Feinste Finger-Arbeit, die in "Touch Boy" auch so klingt, als würde er ein Bottleneck benutzen. Reduziert auf den 6-Saiter und seine Stimme hat er beim Festival geglänzt und so auch hier…
Ganz anders geht es im folgenden "Where I Belong" zu. Ein treibender Song, der Oostindie im Zentrum eines vielfältigen Geschehens sieht. Tolle Keyboards von Roelofs und urplötzlich schneidet die Gebläse-Abteilung zunächst kurz, dann immer mehr Raum einnehmend, die Luft vor den Boxen. Die Trompete soliert neben den Tasteninstrumenten, Oostindie lässt es mit dem Singen sein und so endet der Track mit einem flirrenden instrumentalen Finale.
Bei diesem 'Kostümball' fordert der Singer/Songwriter den Hörer, denn er scheint nicht nur ein Freund der Abwechslung zu sein, sondern auch der starken Kontraste, denn kaum hat man sich in den Party-Antreiber "Where I Belong" hineingehört, macht er mit Nick Drakes "Day Is Done" etwas völlig anderes. Der Kontrabass zieht ganz dezent seine Kreise und wie aus Nebelschwaden heraus erzeugen die Keys zunächst sphärische Klänge, die sich immer mehr konkretisieren und besonders deutlich wird, wie unterschiedlich Oostindie seine Stimme einsetzen kann. War sie vorher richtig bluesig, hat er für dieses Stück die Jazz-Intonation parat. Zärtlich streicht Sjoerd Rutten mit den Jazzbesen über die Felle und Becken seines Instruments. Mann, der Oostindie kann vielleicht Stimmungen erzeugen. Sein Down South-Intimus Léon Bartels hat aufgenommen und gemischt.
Die Roots-rockige Seite ist durch "The Question" natürlich auch vertreten. Streicher gepaart mit E-Gitarre sowie Akustischer und Jo Didderens Kontrabass erzeugen einen ungemein kompakten Sound und das Stück hat einen herrlichen Refrain. Die Instrumente wechseln sich in den Hauptrollen ab und dann spielt Oostindie sein E-Gitarren-Solo nach hinlänglich bekannter Peter Frampton-Art. Ein echtes Überraschungsmoment zaubert der Limburger da aus seinem sehr gut gefüllten Song-Köcher.
"Smile The Blues Away" ist auf einem 12-Takter-Fundament aufgebaut worden und steht im Zeichen der Keyboards. Der Titeltrack ist herrlich relaxt und hat ein cooles Saxofon-Solo zu bieten. So kommt auch "Nothing More" daher. Mit Holzbläsern und der Streicher-Abteilung, die im Besonderen den Mittelteil des Tracks dominieren.
Durch die Keyboard-Einstellungen hat "1,2,3" etwas Steely Dan-mäßiges, was ja auch nicht schlecht ist.
Beim Roepaen-Festival konnte Oostindie, sich nur mit der Gitarre begleitend, ja schon überzeugen.
Auf andere Art und Weise macht er das mit "Welcome To The Costume Ball" auch und holt sich damit aus dem Stehgreif 8 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Bart Oostindie (lead vocals, backing vocals, guitars, mouth harp, clavinet, phillicord, solina, bass guitar)
Mike Roelofs (Fender Rhodes, Wurlitzer, pianet, piano, backing vocals, string arrangements, Hammond)
Sjoerd Rutten (drums, percussion)
Jo Didderen (double bass)

Additional Musicians: Ryan Carniaux (trumpet)
Brendan Carniaux (tenor saxophone)
Peter Hermesdorf (tenor saxophone)
Shannon Lyon (guest vocals - #3)
Laie Lee (1st violin)
Sophie Gabriels (2nd violin)
Jeroen Beckers (alt violin)
Marie-José Didderen (cello)
Tracklist
01:I Long (2:08)
02:Welcome To The Costume Ball (3:02)
03:Nothing More (3:54)
04:1,2,3 (4:04)
05:Sweet John (1:50)
06:Smile The Blues Away (4:16)
07:Little Lullaby (4:28)
08:The Question (4:38)
09:Tough Boy (2:31)
10:Where I Belong (3:09)
11:Day Is Done (3:47)
12:God Bless America (2:46)
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