Ben Poole / Everything I Want
Everything I Want Spielzeit: 23:30
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Blues Rock

Review vom 16.11.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Der Blues Rock-Youngster aus England hatte beim Groesbeek-Konzert live überzeugt. 2010 brachte er mit "Everything I Want" einen ersten Tonträger in Form einer EP auf den Markt. In klassischer Trio-Besatzung eingespielt, bietet der etwas über dreiundzwanzigminütige Silberling einen ersten, guten Eindruck über die Blues Rock-Vorstellungen eines Ben Poole. Vier der fünf Songs sind Eigenkompositionen und mit "Fire And Water" zitiert er eine Faser/Rodgers-Nummer aus deren Free-Zeiten.
Aber Poole hat es nicht nur bei Free mit der Vergangenheit. Mit dem in Stevie Ray Vaughan-Manier beginnenden Titeltrack "Everything I Want" setzt er gleich eine weitere Duftmarke ins Baumwollfeld. Wie bereits beim BluesMoose-Café-Auftritt festzustellen war, kommt Pooles Stimme auch auf der Platte unverfälscht und ehrlich-rau rüber. Seine Rhythmusfraktion mit dem Bassisten Gary Pearson sowie Alan Taylor am Schlagzeug spielt songorientiert und der Tiefton-Spezialist hat ein Faible für's Funkige. Der Opener ist nicht spektakulär, aber das besondere Etwas liegt in Pooles Solo, das wie die Zähne eines Haifisches messerscharf so richtig zubeißt.
"Watching You, Watching Me" geht gleich mit einer Alleinfahrt ohne Rhythmusabteilung los. Das gefällt und im Vergleich zum ersten Stück mit etwas gebremstem Antrieb kommt schon das andere Gesicht des Bluesers Poole zum Vorschein, denn diese Nummer ist von einem herrlich-ruhigen Intermezzo geprägt. Bass sowie Drums halten sich sehr zurück, der Protagonist singt gefühlvoll zu seinen klasse Gitarrenlicks. Dann steigert sich die Geschwindigkeit des Tracks und die Sechsaiter-Spielereien bekommen den Charakter eines Flinkefingers. Toll!
"The Damage Has Been Done" enthält tonnenschwere Riffs, die mit Vehemenz aus den Lautsprechern donnern. Das hat Atmosphäre und abermals ist das Trio ziemlich variantenreich in der rhythmischen Gestaltung der Nummer. Poole spielt auf hohem Niveau und die Gitarren-Exkurse sind einfach zum Genießen. Klar, in Trio-Besetzung kann sich ein Frontmann so richtig austoben und Poole hat an den richtigen Positionen schon das Gefühl für Feeling. In den heftigen Teilen des umtriebigen "The Damage Has Been Done" hört man schon eine unbändige Kraft in seinem Spiel.
Die vom Ex-Ozzy Osbourne/Ian Gillan-Gitarristen Bernie Torme sowie Poole produzierte EP verfügt über einen staubtrockenen Sound und man kann quasi die Studio-Atmosphäre spüren. Auch "Chase That Girl" zeugt im Arrangement von auf- beziehungsweise abschwellender Dynamik und abermals sind es Pooles aufwühlenden Riffs sowie einzelne Tonfolgen, die den Laden zum Rotieren bringen. Ja, und die erdige Stimme des jungen Mannes klingt, als hätte sie viel mehr erlebt, als er Lebensjahre zählt.
Mit der Free-Nummer "Fire And Water" belegt der Engländer, wie beim bereits erwähnten Konzert, dass er ein Händchen für Interpretationen hat. So ist es auch hier. Poole versucht erst gar nicht, sich auf das Terrain von Paul Kossoff zu begeben, sondern macht sein eigenes Ding ... sehr gut.
Rundum sind die ersten auf CD gebannten Lebenszeichen eines Ben Poole äußerst vielversprechend und "Everything I Want" ist ein sehr gut klingendes Fundament für weitere Veröffentlichungen. Live hat der musikalisch vielseitig interessierte Mann jedenfalls auch schon überzeugt. Man darf gespannt auf die Zukunft von Ben Poole gucken.
Line-up:
Ben Poole (guitars, vocals)
Garry Pearson (bass)
Alan Taylor (drums)
Tracklist
01:Everything I Want (4:02)
02:Fire And Water (4:41)
03:Watching You, Watching Me (3:08)
04:The Damage Has Been Done (5:41)
05:Chase The Girl (5:58)
(all songs written by Ben Poole, except #2: Fraser/Rogers)
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