Der aufstrebende Engländer Ben Poole war zum zweiten Mal Gast im Blues Moose Café. Im Gepäck hatte er unter anderem Let's Go Upstairs. Begleitet wurde er von seinen bewährten musikalischen Komplizen Pearson Pethers am Bass und dem Schlagzeuger Alan Taylor. Die Setlist gestaltete sich mit bemerkenswerten Eigenkompositionen und toll interpretierten Coversongs höchst abwechslungsreich. Das Blues Moose-Team war wieder einmal mit mehreren mobilen Kameras unterwegs und konnte so den gesamten, ungemein emotionalen Auftritt stimmungsvoll einfangen. Es ist lobenswert, mit welcher Professionalität die Leute ans Werk gehen. Eine speziell installierte Bühne gab es dieses Mal nicht. Trotz der Bodenständigkeit setzte das Trio aber dennoch zu so manchem Höhenflug an. RockTimes hatte nun schon zum dritten Mal das Vergnügen, den jungen Blues-Rocker zu begutachten und am Ende des Gigs waren wohl alle anwesenden Zuschauer der Meinung: Bei dem Musiker tut sich was!
Der Dreier legte gleich mit dem Titelsong aus dem letzten Album "Let's Go Upstairs" los. Kompakt, mit knackigen Riffs, höllischem Groove, einem zupackenden Solo des Protagonisten und phasenweise geslapptem Tieftöner heizten Ben Poole & Co. die Stimmung in der gemütlichen Kneipe mächtig an. Die erste Nummer war sehr melodischer Blues Rock und dann folgte gleich eine Ballade. Welch ein Kontrast, welch ein Stimmungswechsel. "Love Nobody No More", ebenfalls von bereits erwähntem Album war in dieser Live-Version so etwas wie eine Offenbarung von Ben Pooles Gefühlswelt, sowohl als Gitarrist, wie auch Sänger. Die Frage nach einer Gänsehaut stellte sich nicht. Diesem Blueser bei der Arbeit zuzuschauen, war ein Genuss in den höchsten Tönen, die der Künstler natürlich auch auf seiner Gitarre zum Besten gab. Die Ballade entwickelte eine unheimliche Dynamik. Auch hier wurde zwischendrin ordentlich auf das Gaspedal gedrückt. Eines der Markenzeichen des Engländers war genau dieses Jonglieren mit Energie, Power, diesem auf- und abschwellenden Drive, dem Feuer und nicht zu vergessen ... Herzblut.
Zeit spielte (fast) keine Rolle. Einer der vielen Höhepunkte war "Have You Ever Loved A Woman", ein Slow Blues, den man auch bei diesem Auftritt gerne hörte. Mit der unter anderem von Freddie King bekannten Nummer servierten Ben Poole und seine Begleiter eine mehr als zehnminütige Delikatesse mit eigener Würzung. Der Gitarrist war ein Mann dieser großen Töne, die den Blues zu einem unvergesslichen Ereignis werden ließen. So etwas förderte natürlich auch die Begeisterung der Zuschauer, die Ben Poole sozusagen fest im Griff hatte. In den ganz ruhigen, fast zärtlichen Phasen hörte man kein Gläsergeklimper oder Unterhaltungen. Dann drehte man abermals genüsslich an der Schraube der Intensität und das Trio saß wieder fest im Sattel des Blues Rock. Dabei motivierten sich die drei Musiker gegenseitig. Pearson Pethers spielte auf seinem Bass Rhythmusgitarre und Alan Taylor setzte mit seinem gefühlvollen Drumming Akzente. Je nach Stimmung kamen bei ihm auch Paukenschlägel oder Jazzbesen zum Zuge.
"Got A Heart But Got No Soul" reflektierte genau das Gegensätzliche zum letzten Teil des Songtitels. Der Mann hat auch Soul! Soli gab es wie aus einem überdimensionalen Füllhorn. Ben Poole war ein Quell der Ideen und Pearson Pethers Vorliebe für die geslappte Art des Zupfens der dicken Saiten brachte immer wieder Spaß. Zweifelsohne konnte man auch bei diesem überwältigenden Auftritt Ben Pooles musikalische Liebe zu Stevie Ray Vaughan feststellen und mit einem brandneuen Song endete die erste Halbzeit. "From Now On" wird bestimmt in der Tracklist eines zukünftigen Tonträgers auftauchen. Zu fließenden Bassläufen war Midtempo in Moll angesagt. Zusätzlich glänzte die Nummer durch explosionsartige Eruptionen und einem Alleingang der ganz großen Klasse. Brillantes Lied!
Nach der kurzen Pause setzte Ben Poole das Konzert solo fort. So wurde "Satisfied Mind" zu einer ungemein intensiven Angelegenheit, in der sich der Blueser von seiner sehr melancholischen Seite zeigte. Der Zwölftakter des Bandleaders war immer wieder von besinnlichen Phasen der Erholung geprägt und die letzen beiden Tracks "(I Know) I'm Losing You" sowie als Zugabe "Hanging In The Balance" waren zwei Longtracks der Extraklasse. Im erstgenannten Lied spielt er die E-Gitarre nur mit den Fingern der linken Hand und die letzten Noten gehörten Deep Purples "Black Night". "Hanging In The Balance" war ein meisterlicher, gigantischer Abschluss. Ein langes Solo-Intro auf der akustischen Gitarre diente als Einleitung. Er spielte fast kammermusikalisch, zwischendrin mit iberischem Flair und glänzte unter anderem durch feines Fingerpicking. Ben Poole, der Singer/Songwriter. Die Band gesellte sich zu ihm, er wechselte zur Stromgitarre und dann wurde (leider) zum letzten Mal das Haus gerockt.
Endlich ist auch geklärt, welche Noten er sich auf den linken Oberarm tätowieren ließ. Es handelt sich um "Voodoo Chile" von Jimi Hendrix. Bei Ben Poole fällt einem die Rolle des neutralen Beobachters/Zuhörers echt schwer. Sie ist eine Sache der Unmöglichkeit. Der Mann überzeugt durch Gesang und Spiel. Außerdem hat er mit Pearson Pethers sowie Alan Taylor zwei fantastische Musiker am Start. Hats off! Respekt!
Line-up:
Ben Poole (electric guitars, acoustic guitar, vocals)
Pearson Pethers (bass)
Alan Taylor (drums)
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