Ben Poole / Let's Go Upstairs
Lets Go Upstairs Spielzeit: 48:47
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Blues, Rock, Soul

Review vom 05.07.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Für mich ist Ben Poole seit einiger Zeit, besonders nach seinem beeindruckenden Auftritt beim ersten BluesMoose Festival, kein x-beliebiger Musiker mehr. Sein Tonträgerdebüt
Everything I Want fiel sehr vielversprechend aus. Nun hat er den ersten Longplayer auf dem Markt und schon nach wenigen, zum größten Teil vom Protagonisten geschriebenen Stücken, ist klar... Ben Poole hat sich vom Blues-Landtagsabgeordneten zum musikalischen Europaparlament hochgespielt.
Aus diesem Blickwinkel ist der Album-Titel "Let's Go Upstairs" schon treffend, aber vom Song-Text her natürlich ganz anders zu verstehen. Insgesamt kann festgestellt werden, dass Poole immer noch den Blues serviert, sich allerdings insgesamt auch in vielen ruhigen Momenten als brillanter Unterhalter zeigt.
Nachdem er für "Everything I Want" in der Gunst von Bernie Torme (Ex-Ozzy Osburne/Ian Gillan-Gitarrist) stand, darf man sich ruhig ein- oder zweimal die Augen wischen, denn nun ist es Ike Nossel (Jeff Beck, Maggie Bell, Jack Bruce, Paul McCartney, Robin Trower), der produziert hat.
Wenn man auf vorliegender Platte auf den Blues/Blues Rock trifft, ist so etwas schon eine Selbstverständlichkeit. Viel interessanter sind allerdings Songs, die andere Genre-Seiten des noch so jungen Künstlers öffnen. Da stößt man auf einen ruhigen Track, der den Namen "Love Nobody No More" trägt. Poole widmet sich dem Soul und spielt dazu eine Akustische, zu der er auf diesem Album sehr häufig greift. Für das Solo schultert er dann die E-Gitarre und dieses Stück öffnet Türen, die man bisher bestimmt nur bei Konzerten erlebt hat. Wohlgemerkt, bei dieser Nummer handelt es sich um eine Eigenkomposition und alleine für dieses Glanzstück ziehe ich meinen Hut vor Poole. Ein solcher Song will erst einmal geschrieben sein. Die knapp vier Minuten zeigen einen anderen Ben Poole. Einen, der sein musikalisches Spektrum erweitern will und dieses Vorhaben so überzeugend umsetzt.
Dazu ein Zitat aus den vom Protagonisten geschrieben Linernotes: »However within a few weeks of working with producer Ike Nossel, it became pretty clear to us both, that we could together make something far more bigger than just another Blues/Rock album.«
"Holding Onto Love", zusammen mit Nossel geschrieben, belegt abermals die neue Qualität des Engländers. "Love Nobody No More" sowie "Holding Onto Love" stehen nicht umsonst im Zentrum der Tracklist. Beseelter Soul, so gut, wie man ihn schon lange nicht mehr gehört hat! In seinen Soli zeigt Poole mit einer fast schon unheimlich wirkenden Effektivität, wie er den Blues zelebrieren kann. Nicht zu verachten sind die im Line-up sonst immer ziemlich weit unten stehenden Leute, die für die Backing Vocals verantwortlich sind. Die spielen hier, in nicht allen Songs, eine ganz entscheidende Rolle. Unter anderem mit Dani Wilde am Gesangsmikrofon sorgt der gemischte Chor für weiteren Hörspaß.
Ben Poole gleich Blues Rock... diese Rechnung geht bei "Let's Go Upstairs" definitiv nicht mehr auf. Der Künstler ist ganz deutlich bei mehreren Genre-Partys mit von der Partie. "Atmosphere"... der Titel sagt alles. Bei dieser zeitlosen Ballade mit Chris Lebon am Cello werden die Tränendrüsen strapaziert und abermals ist Pooles Gitarren-Einsatz grandios. Wie wäre es mit Gospel-Feeling... bitte schön, dann ist nochmals mit tollem Chor "Let The Rain Come Down" an der Reihe. Eine der Frauen hat einen kleinen Solo-Part... und wie!
Vorher offenbart uns Poole seine Slow Blues-Qualität. "After All This Time" ist beste 12-Takter-Nahrung mit Ike Nossel an den Tasten. Wohin man auch hört, der Protagonist hat sich zum Überzeugungs-Täter der anderen Art gemausert. "Play On, Play On" ist eine der ganz wenigen Nummern, wie man Poole bisher kannte. Knackig, rockig, riffig und heftig kommt sein Blues Rock rüber. Was seine Stimme angeht, braucht man keine weiteren Worte zu verlieren. Der Mann kann einfach toll singen.
"Let's Go Upstairs" ist eine ganz heiße Empfehlung.
Line-up:
Ben Poole (guitar, vocals, backing vocals)
Ike Nossel (Hammond, piano, Wurlitzer, Fender Rhodes, string and horn arrangements)
Barry Pethers (bass)
Mark Earl (drums - #1-6,8,12)
Alan Taylor (drums - #7,9-11)
Chris Lebon (cello - #3,8)
Dani Wilde (backing vocals)
Clare Hyde (backing vocals)
Louise Peach (backing vocals)
Daryl Markham (backing vocals)
Tess Garraway (backing vocals)
Tracklist
01:Hanging In The Balance [Ben Poole] (5:08)
02:I'm Gonna Tear Your Playground Down [Earl Randle] (4:06)
03:It Doesn't Have To Be That Way [Ben Poole] (3:38)
04:Let's Go Upstairs [Ben Poole] (3:10)
05:Love Nobody No More [Ben Poole] (3:52)
06:Holding Onto Love [Ike Nossel/Ben Poole] (4:28)
07:Over It Now [Ben Poole] (3:36)
08:Atmosphere [Patrick Jason Matthews/Jeff Prince] (3:41)
09:Play On, Play On [Ben Poole] (3:47)
10:Mr. Pitiful [Steve Cropper/Otis Redding] (3:17)
11:After All This Time [Ben Poole] (5:21)
12:Let The Rain Come Down [Ike Nossel/Ben Poole] (4:16)
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