Cam Penner / To Build A Fire
To Build A Fire Spielzeit: 38:12
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Americana

Review vom 18.12.2012


Markus Kerren
Cam Penner ist ein Reisender auf der endlosen Straße, die immer irgendwo hin, aber scheinbar nie zum Ziel führt. Ein Wanderer, der sich dazu entschlossen hat, pausenlos unterwegs zu sein, von Gig zu Gig zu ziehen und auch erst gar nicht weiter in die Zukunft zu denken. Im zarten Alter von 18 Jahren entfloh er der Kleinstadt, in der er aufgewachsen war, war zunächst selbst ohne festen Wohnsitz, bis er ein Jahr später in Chicago ein paar Kröten als Angestellter in einem Obdachlosenheim verdiente. Fast jede freie Stunde verbrachte er damit, Gitarre zu spielen und Songs zu komponieren. Vor geraumer Zeit fasste er wieder den Entschluss, sich ohne Homebase auf eine Never-Ending-Tour zu begeben, kann heute aber immerhin schon auf ein gute Handvoll Veröffentlichungen zurückblicken.
Waren die ersten Alben vom Instrumentarium her doch sehr spartanisch ausgerichtet, so wurde für das letztjährige Gypsy Summer dann eine recht aufwendige Produktion gefahren, die beim Verfasser dieser Zeilen zwar punkten, ihn aber nicht komplett überzeugen konnte. Für das nun vorliegende neue Werk "To Build A Fire" ging der Kanadier produktionstechnisch wieder einen Schritt zurück, jedoch siedeln sich die zehn Tracks irgendwo in der Mitte zwischen dem letzten und den ersten Scheiben an. An seiner Seite hatte er dafür - abgesehen von einer Brass Section beim ersten Stück - lediglich seinen alten Weggefährten und musikalischen Partner Jon Wood, mit dem er sämtliche Instrumente im Alleingang einspielte.
Die größte Überraschung ist wohl der instrumentale Opener "Mighty Damn Animator (So Long, Farewell)", der wie eine majestätische Begräbnisnummer rüberkommt und direkt schon mal für ein erstes Aufhorchen sorgt. Der folgende Titelsong verfügt mit Footstomping, Banjos, Ukulelen, dezenter Schlagzeug-Untermalung und Penners rauem Gesang über Tom Waits-Einflüsse, ohne sich jedoch zu nahe an diesen anzulehnen. Das Album entwickelt sich im Anschluss durch sehr gutes Songwriting, seinen warmen Sound und seinen manchmal verzweifelten, aber dennoch hoffnungsvollen Texten immer mehr zu einem Gewinner.
Bestimmt werden die durchweg guten Songs von akustischen Saiteninstrumenten sowie dem sehr prägnanten Gesang, dezent untermalt von Bass und Schlagzeug. Aber es werden, wie zum Beispiel bei "Whiskey Lips" mit einer starken Slide, auch immer wieder musikalische Feinheiten eingebaut, die aufhorchen lassen. Richtig flott geht es bei "Memphis" zur Sache, bei dem es sich um einen der wenigen schnelleren Titel der Platte handelt. Dazu kommen clevere Lyrics, in denen sich der Protagonist ganz offensichtlich in seinen Heimatort zurück wünscht, ihn dort aber scheinbar niemand zu vermissen, geschweige denn auf ihn zu warten scheint.
Richtig klasse kommt "This Could Be Your Anthem", vorgetragen alleine durch eine Akustische und den Gesang. Der ist hier erneut sehr gefühlsschwanger, sowohl traurig wie mit einer trotzigen Wut ausgestattet. Und dann immer wieder diese intensiven Slide-Einlagen, die den Track auf eine nochmal höhere Ebene befördern. Ein weiteres Highlight hört auf den Namen "Gasoline Summers". Diesmal unterstützt vom Schlagzeug und einer elektrischen Gitarre, die aber eher eine Atmosphäre kreiert, als federführend zu sein.
Abschließend darf man Cam Penner das Kompliment machen, hier eine stimmige, in sich geschlossene neue Scheibe abgeliefert zu haben, die es verdient, entdeckt zu werden. Wie beim Vorgänger benötigt man auch hier erstmal zwei oder drei Durchläufe, um das Aroma der Songs voll in sich aufsaugen zu können, dennoch ist dem Kanadier damit ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung gelungen. Insgesamt gesehen eine richtig gute Americana-Platte, die dazu auch noch sehr persönlich wirkt und mit der man nicht allzu viel falsch machen kann. Gefällt mir noch ein gutes Stück besser, als ihr Vorgänger.
Line-up:
Cam Penner (vocals, all instruments)
Jon Wood (all instruments)
Nick Anderson (french horn)
Alison Gorman (trumpet)
Tracklist
01:Mighty Damn Animator (So Long, Farewell)
02:To Build A Fire
03:This Could Be Your Anthem
04:Rivers Forgotten
05:No Consequence
06:Memphis
07:Curiosity
08:Gasoline Summers
09:House Of Liars
10:Whiskey Lips
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