Grace Potter And The Nocturnals / This Is Somewhere
This Is Somewhere Spielzeit: 48:34
Medium: CD
Label: Ragged Company Records, 2007
Stil: Roots Rock


Review vom 05.09.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Der Vorgänger, Nothing But The Water war ja schon ein Hinhörer und allemal einen Tipp wert. Logisch, dass sich die Frage nach der Qualität des Nachfolgers ganz von alleine stellt.
Oh, là là! Und jetzt "This Is Somewhere"!
In 4 ½ Minuten ebnet "Ah Mary" den Weg für 10 weitere Perlen im musikalischen Universum von Grace Potter und ihrer Band. Ruhig, mit akustischer Gitarre und Piano unterlegt man die Verse, um im Refrain mächtig abzufahren. Erst ganz zum Schluss wird der Hörer gewahr, dass es sich um eine höchst politische Nummer handelt, denn die Potter verändert den Songtitel, so dass aus "Ah Mary" America wird. Vorher hat sie keine politischen Songs geschrieben und man muss erst so richtig aufgebracht sein, um sich kritisch gegenüber dem Staat zu äußern:
»she's got dirty money that she plays with all the time…
…she puts herself just a notch above humankind.«
Grace Potter und Drummer Matt Burr produzierten "Nothing But The Water". Für vorliegendes Album ist man eine künstlerische Ehe mit Mike Daly, der nicht nur mit der Band produzierte, sondern auch aktiv ins Album-Geschehen eingriff und das nicht zu knapp, eingegangen. Im Schlepptau von Daly befindet sich Joe Chiccarelli, welcher für das Engineering der CD verantwortlich ist. Da hat man mal eben ganze Arbeit an den Reglern geleistet, denn "This Is Somewhere" hat einen wunderschönen Retro-Sound.
"Stop The Bus" ist ein richtig erwachsen klingender Rocker mit Scott Tournet an der Lead Gitarre, der ein tolles Solo hinlegt. Seine Harp-Einlagen sitzen.
Mit "Apologies" verzieht sich der Dampf der ersten beiden Tracks und Potter legt für den Song all ihren Soul in die Stimme. Diese Nummer ist ein echter Hit mit einem verzerrten Gitarrensolo, herrlichen Pianoläufen und begleitender akustischer Gitarre. Klasse, wie man die Lap Steel in diesen intensiven Song integriert hat.
Mellotron-Klänge und eine Bassdrum im Herzschlagtakt eröffnen "Ain't No Time". Grace setzt ihre Hammond B-3 als Klangteppich ein und schon meldet sich Tournet mit einem Solo zu Wort. Der Song baut immer mehr Dynamik auf, um zum Ende hin wieder das Eingangsthema aufzugreifen und… verträumt zu enden.
Womit können Grace Potter And The Nocturnals noch überzeugen?
Bestimmt durch das treibende "Mr. Columbus" mit einem Refrain, den man so schnell nicht mehr aus den grauen Zellen heraus bekommt. Das Wechselspiel zwischen den Parts, in denen ihre Stimme und das Piano im Vordergrund stehen und den laut krachenden, mit vielen Gitarren ausgeschmückten voluminösen Teilen ist das Besondere an "Mr. Columbus".
Grace Potter selbst greift zur akustischen Gitarre, wenn sie die Ballade "You May See Me" spielt. Hier liegt der Reiz in der Kombination aus Mellotron und den Steel-Gitarren von Scott Tournet und Mike Daly. Schade, die Minuten rinnen viel zu schnell dahin. Davon könnte es mehr geben. Na ja, "Lose Some Time" ist ein weiterer Slow-Song, bei dem die Akzente durch Mandoline und Akkordeon gesetzt werden. Wahre Edelsteine, die Grace Potter schreibt und mit ihren Musikern in faszinierende Töne umsetzt.
Jetzt das noch! In "Mastermind" kommen auch noch vier Bläser hinzu. Großes Kino, was in diesem wieder rockigen Song geboten wird. Rock'n'Roll, der die Repeattaste in Aktion setzt. Es ist unglaublich schwer, einen Favoriten auf dem Album auszumachen. Aus meiner Sicht ist es "Here's To The Meantime", weil hier der Blues mit Slide-Gitarre und Harp heraus gelassen wird. Wie muss das erst live abgehen!
Grace Potter And The Nocturnals sind eine Live-Band, das ist an vielen Stellen im Internet zu lesen und bestimmt nicht ohne Grund wurden sie 2006 für einen Jammy nominiert. Der Tourkalender ist prall gefüllt und wen wundert es, dass sie auf Festivals mit den Black Crowes oder Rudolf Randolph spielen.
Noch einen oben drauf? Warren Haynes mit seiner Band Gov't Mule scheint auch Gefallen an der Band gefunden zu haben, denn sie sind der Support Act ihrer Tour durch Amerika.
Zurück zur CD. "Falling Or Flying" ist eine weitere Ballade, in der deutlich wird, wie sensibel das Album produziert wurde.
In "Big White Gate" schildert Potter textuell die Gedanken einer Frau, die auf dem Sterbebett liegt:
»it's coming on time now
my body's getting cold
i've got no will i've got no prayer
my story's all been told
i' ready for the land of fire
but i'd love to see the land of gold
so nurse bring me my guitar
one more song before I go«

Umgesetzt wird das Thema in nun fast schon typischer Potter-Art, denn mit "This Is Somewhere" untermauert die junge Songwriterin und Musikerin, dass sie ihren Stil gefunden hat und keine Vergleiche zu scheuen braucht.
Noch eine Anmerkung: Auf ihrer Homepage kann man sich mit "If I Was From Paris" noch einen kostenlosen Bonustrack anhören. Viel Spaß dabei und natürlich auch mit dem aktuellen Album.
Line-up:
Grace Potter (vocals, Hammond B-3, piano, guitar, mellotron)
Scott Tournet (lead guitar, harmonica, vocals, lap steel, noise)
Matt Burr (drums, percussion, human radio, thighs)
Bryan Dondero (bass, baritone guitar, mandolin, echoplex)

with:
Mike Daly (electric guitar, 12-string electric guitar, acoustic guitar, lap steel, pedal steel, accordion, vibraphone, auto harp)
Alan Bezozi (percussion)
Booty Call Choir (backing vocals)
Jeff Kievit (trumpet)
Aaron Heick (saxophone)
Andy Snitzer (saxophone)
Mike Davis (trombone)
Tracklist
CD:
01:Ah Mary (4:36)
02:Stop The Bus (3:52)
03:Apologies (5:12)
04:Ain't No Time (3:27)
05:Mr. Columbus (3:41)
06:You May See Me (4:27)
07:Lose Some Time (5:22)
08:Mastermind (3:58)
09:Here's To The Meantime (3:59)
10:Falling Or Flying (4:57)
11:Big White Gate (4:57)
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