Mit Ian Parker wurde im Roepaen die Konzertreihe des Jahres 2008 in ganz besonderer Weise beendet, denn der immer noch junge Engländer spielte mit seiner Stammband einen knapp über zweistündigen Akustik-Gig.
Na ja, mit der gewissen Einschränkung, dass Morg Morgan ein Keyboard spielte, dieses allerdings während der gesamten Spielzeit auf E-Piano eingestellt hatte.
Der renommierte Wayne Proctor bediente ein spartanisch kleines Drum-Set, brachte dafür aber nicht nur Schlagzeug- und Paukenstöcke, sondern auch verschiedene Jazz-Besen zum Einsatz.
Steve Amadeo zupfte im Sitzen die dicken Saiten seines akustischen Basses zuverlässig und mit viel Feingefühl.
Der Night Club des Roepaen ist für richtig rockende, laute Konzerte geeignet. Allerdings passt die Atmosphäre für einen akustischen Auftritt dann perfekt. Der Mann an den Reglern hat einen hervorragenden Sound hinbekommen und es gab während des Gigs keinerlei Nachbesserungswünsche der vier Musiker.
Ian Parker mit der akustischen Gitarre als Einlage gab es schon öfter während diverser Reisen durch Europa. Diese Tour führte ihn allerdings nur durch die Niederlande.
Auch unter diesem Aspekt war der Besuch im Roepaen so etwas wie ein Pflichttermin und pünktlich um 16:00 Uhr wurde der Musiker dem sehr zahlreich erschienenen Publikum angekündigt.
Bisher hat der Berichterstatter während der Songs noch nie ein so konzentriertes niederländisches Publikum erlebt, zumal der Protagonist seinen Auftritt alleine begann.
Sehr ruhig und fast verträumt ließ es der Brite angehen und aus einer herrlichen, mit Finger-Picking gespielten Melodie entwickelte Parker ein in sich ruhendes Stück Musik, das bereits etwas von der Intensität dessen, was noch folgen sollte erahnen ließ.
Bemerkung am Rande: Der technische Direktor des Roepaen sollte den Scharnieren der Night Club-Eingangstür zu Weihnachten ein bis drei Tropfen Öl schenken.
Mit seiner Set-List wanderte der Gitarrist und Sänger auf einem schmalen Grat, denn in allen seinen Songs ging es um persönliche Beziehungskisten, den Frust des Verlassenwerdens oder den entstehenden Problemen beim Überschreiten einer Alters-Dekade. In seinem Falle war es die 30. Wenn es nicht um seine Angelegenheiten ging, sang er über ihre Schwierigkeiten... "She Cries" von … Whilst The Wind.
Das akustische Konzert zeigte den Frontmann als Singer/Songwriter mit einer richtig guten Mixtur aus verschiedenen Musik-Stilen. Der Blues spielte in Unterzahl, aber wenn er die Masche dieses Genres aufnahm, war er so gut wie zum Beispiel als souliger Interpret seiner eigenen Songs.
So im zweiten Lied, nachdem seine Band mit auf der Bühne war. Sowohl Proctor als auch Morgan, mit dem größten Anteil, sangen Backing Vocals und ergänzten Parker hervorragend. Interessant war immer wieder die ausdrucksstarke Mimik des Keyboarders. Folglich sahen die Zuschauer auch, wie er die Musik empfand.
Parker hatte insgesamt drei Gitarren am Start, unter anderem eine Dobro. Bei deren Einsatz war erwartungsgemäß der 12-Takter angesagt. "Don't Hold Back" von seinem Album Where I Belong sollte ein traditioneller Delta-Blues-Song für eine BBC-Serie werden. Bis dorthin kam der Track allerdings nie. Dennoch hatte die Komposition eine spürbare Intensität und entwickelte sich zu einem furiosen Monster-Track, in dem sein Arbeitsgerät mitleiden musste, jedoch nicht in der vor dem Emotions-Ausbruch servierten Bottleneck-Phase. Der sich nicht wiederholende Einsatz des Metallröhrchens war in seiner Melancholie-verbreitenden Stimmung einmalig.
Das Konzert stand auch unter dem Vorzeichen von neuen Songs und wenn Parker diese ankündigte, dann meinte er auch neu… bisher auf keiner seiner Veröffentlichungen erschienen, sollten Stücke wie unter anderem die Ballade "Grow" oder der 'wie-ist-das-mit-dem-Älterwerden'-Track "Lost" just auf dieser Tour ihre Bewährungsproben haben.
Darüber hinaus war "Keep Me Walking" ein ganz frisch geschmiedetes Ding akustischer Rock'n'Roll, das sich neben den anderen ganz aktuellen Songs in den Vordergrund spielte. Mit "Windy River" gab es eine weitere unbenutzte Nummer, die der Engländer bereits vor zehn Jahren schrieb und von seiner Thematik her perfekt ins Konzept 'Beziehungskiste' passte…
Die Nummern müssen nicht in die Nachprüfung. Sie haben bestanden.
In die locker über den Set verteilten Stücke war es dann ein Zweiteiler, der für Aufsehen sorgte. "The Fire" wurde zu völlig unterschiedlichen Zeiten zu Papier gebracht. Der erste Teil wurde balladesk gehalten und für den zweiten Part musste Parker wohl in einer aufgebrachten, wenn nicht rabiaten Stimmung gewesen sein... Auch Gitarren mussten leiden.
Das klasse Konzert lebte von der Dynamik innerhalb der Songs. Schnelle sowie langsame Teile, laute oder leise Parts, Breaks und Rhythmus-Wechsel bildeten den Schwerpunkt der Tagesordnung. Ausladende Gitarren-Soli, nach zirka 30 Minuten zum ersten Mal, waren eher eine Ergänzung dazu. Wenn es zu diesem Punkt kam, war Szenen-Applaus angesagt und überhaupt sparte das Publikum nicht mit Beifall.
Parker plus Band in einer akustische Show sind schon etwas Besonderes!
Das wussten alle Anwesenden zu schätzen, auch wenn ein Song a cappella eröffnete wurde. Morgan entpuppte sich in seinen beiden Alleingängen gewissermaßen als Jazz-Fan, denn einen swingenden Unterton hatten die Beiträge schon.
Interessant war es ebenfalls, wenn Proctor ein besonderes Paar Jazz-Besen zum Einsatz brachte, denn an einem Griff befand sich ein Mikrofon oder Tonabnehmer, sodass er während "Lovers & Friends" auch auf seinem Oberschenkel spielen konnte.
Parker glänzte durch Finger-Picking, Rhythmus-gebende Einsätze, rockige Riffs sowie einer perkussiven Einlage auf dem Gitarren-Korpus und alle zusammen groovten sich durch "Scared To Loose This Love", das aus dem Ablum Inside stammt.
Für einen weiteren Song ("Something More"), den Parker aus seinem Archiv ans Tageslicht beförderte, wechselte Morgan zur Gitarre, die er im Sitzen spielte und nach einem langen Ian-Solo wurde der Night Club-Saal abermals gerockt.
Mit der Zugabe endete der Gig so, wie er begonnen hatte... ruhig.
Ian Parker gab seiner Acoustic-Show eine vortreffliche Dramaturgie, sodass der Spannungsbogen über die gesamte Netto-Spielzeit von etwas über zwei Stunden, es gab eine zirka zwanzigminütige Getränke-Pause, nie zum Erschlaffen kam.
Beste Unterhaltung mit einem Musiker im Singer/Songwriter-Gewand.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Centrum Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
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