Die Rezension von Joe Pitts' jüngstem Werk, "One More Day", wäre ruhigen Gewissens mit einem Hinweis auf frühere Besprechungen seiner Arbeiten der RockTimes-Kollegen abzuhandeln. Unter eigenem Namen solo und mit Band sowie mit dem Stammhaus Liquid Groove Mojo hat der Gitarrist und Sänger aus Little Rock, Arkansas, die beste Reputation in der Abteilung Jam, Southern und Blues Rock.
"One More Day" könnte auch lapidar dafür stehen, dass Joe Pitts einfach da weiter gemacht hat, wo er mit dem hochgelobten Solo-Vorgänger Just A Matter Of Time
aufhörte, obwohl er lt. Homepage-Ankündigung »raus aus der Vergangenheit wollte«. Aber auch hier gibt es nichts weiter als kraftvollen, moll-getränkten, schwerblütigen Rock der vorgenannten Ausrichtung irgendwo an den Crossroads zwischen Gov't Mule
(hauptsächlich), den frühen Allman Brothers und den diversen jüngeren Ablegern beider Institutionen.
Allerdings hat er sich mit den Covers auch von einigen Einflussgebern getrennt und ist insgesamt deutlich heavier geworden. Ebenso hat sich die Besetzung kaum geändert. Neben dem Hauptakteur bilden Basser Jimmy Linn (von der JPB) und der Drummer des ersten Solo-Albums, Jahleel Eli ( Eric Gales Band), das Grundgerüst. Als Gäste sind erneut Wayne Sharp (Hammond B3) und Stephen Winter (piano) sowie Gary Getts (harp) und George Mitchell (u.a. Isley Brothers) als weiterer Schlagzeuger mit von der Partie.
Die zehn Tracks des neuen Albums, diesmal komplett aus der Feder Pitts', hören sich (mit dem Backkatalog im Ohr) dermaßen vertraut und geläufig an, dass ziemlich schnell ein Déjà-vu-Eindruck entsteht. Die Fans des Gitarristen, dessen Spiel gern als »soulful«
tituliert wird und der so unverkennbar 'laidback' und bluesig 'abgehangen' singt, werden das wohl ausgesprochen goutieren. Dass Pitts auch eine gute Hand fürs Songwriting hat, steht außer Frage. Die im Tempo eher gemäßigten Tracks bewegen sich zumeist im Fünfminutenbereich und bieten damit ausreichend Platz für moderate gitarristische Exkursionen. Aber er ist weder ein Frickler, noch ein Speedking; sondern einer, der seine Riffs, Licks und Soli ausgesprochen flüssig aneinander reiht, dabei aber immer den besonderen Kick mitliefert. Hörenswert ist auch sein Spiel mit dem Metallröhrchen.
Während Jimmy Lynn da durchaus mithalten kann und sich keineswegs nur auf den klassischen Tieftöner-Unterbau beschränkt, sondern oft sehr melodiös das Leadplay ergänzt, klopft sich Jahleel Eli doch zumeist relativ bieder durch die Songs. Außerdem ist die Snaredrum als Taktgeber zu sehr in den Vordergrund gemischt. Die Gäste setzen markante Akzente, so macht die Hammond eines der Highlights des Albums, "Boulevard Of Dreams" richtig schön rund. Auch bei den anderen Slowblues "Multicolored Memories" und "You Said You Loved Me" rollt Wayne Sharp dem Gitarristen einen schönen Orgelteppich aus. Auf den Tracks Nr. 7 und 10 darf George Mitchell durchaus ordentliche Duftmarken setzen. Weitere Songs zum Antesten sind das Haynes'sche "Lowdown, Mean And Dirty" und der dräuende Titelsong.
Fazit: Erneut in diesem Sektor ein gelungenes Album von Joe Pitts, der sich spurtreu nach vorn bewegt. Es gibt wenig Neues, aber wer genau das hören will, wird damit glücklich werden. Der Sound ist nicht besonders klar und die Abmischung hat zu wenig Bass. Ein Booklet gibt es nicht, aber dafür ist das Artwork des Covers sehr ansprechend.
Übrigens hat der Gitarrero bereits das nächste Werk angekündigt: "Ten Shades Of Blue" soll ein Tribute-Album werden, dass seine persönlichen Einflüsse widerspiegelt - Stücke von Son House und Muddy Waters ebenso, wie von Eric Gales und Bernard Allison, also querbeet durch den Bluesgarten.
Und dass auch Liquid Groove Mojo noch nicht ganz ad acta gelegt ist, zeigt die Konzertankündigung für Silvester 2010. Leider nicht bei uns, sondern in den heimischen Gefilden.
Tracklist |
01:Lowdown, Mean And Dirty
02:Midnight Blue
03:Soul Satisfying
04:One More Day
05:Multicolored Memories
06:Boulevard Of Dreams
07:Voodoo Trane
08:You Said You Loved Me
09:Lie To Ya' Mama
10:Hellhounds On Rose Hill
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