Obskuria hatte sich für das letzte Album Discovery Of Obskuria unter anderem bei Motörhead beziehungsweise den Beatles Songmaterial ausgeliehen. Es gab noch zwei weitere Coversongs und jetzt hat man den Fremdanteil auf einen Track runtergeschraubt.
Dieser stammt von Slayer und heißt "Black Magic".
Die international zusammengesetzte Band mit Musikern aus Peru, Nordamerika sowie Deutschland hat aus dem Original-Riffmonster zur Förderung einer ausgewachsenen Sehnenscheidenentzündung einen herrlichen Petticoat-Rock'n'Roll mit natürlich psychedelischen Anteilen gemacht.
Das im Schwerpunkt aus Musikern der Bands Dragonwyck sowie La Ira De Dios bestehende Kollektiv aus dem Irgendwo zitiert die aus den Siebzigerjahren bekannten Vorbilder Black Sabbath, The Doors, Pink Floyd, Led Zeppelin, Jefferson Airplane oder Brainticket herbei.
Dennoch hat die Gruppe, in der mit Murielle Stadelmann auch eine Chanson-, Jazz- und Opernsängerin steht, einen deutlich eigenen Geschmack aus den wilden 70er-Jahren kreiert. Erstaunlich ist, dass man beim Hörer nicht mit, wie es vielleicht zu erwarten ist, langen Jam-Phasen aufwartet. Mit Spielzeiten zwischen drei und fünf Minuten wird man, ohne etwas gehört zu haben, eher in einen Schnellimbiss eingeladen.
In der letzten Zeit gibt es viele die Regel bestätigende Ausnahmen.
So ist es auch hier: Der Titeltrack, ganz am Ende des Silberlings, schraubt die Zeit um gewaltige fast dreizehn Minuten in die Höhe.
Die Krux für Bands wie Obskuria ist, dass es vor ihrer Existenz schon so viele verschiedene Sorten von Musik gegeben hat. Verdammt noch mal, da muss man ganz schön auf Draht sein, um nicht in ein Schema des 'kenne ich schon', 'habe ich woanders schon zig Mal gehört' zu kommen. Klar spielt Obskuria psychedelischen Rock und irgendwie unerklärlich machen es die Leute mit ihren auch verzerrt aufspielenden Instrumenten (das Schlagzeug ausgenommen) super.
Man hört ihnen sehr gerne zu und wenn man meint, alles auf der CD entdeckt zu haben, gibt es beim folgenden Durchgang schon wieder etwas Neues serviert.
Die Stadelmann bringt durchaus gekonnt ihre geschulte Stimme zu Einsatz und zum Beispiel singt (!) sie den gehörig umoperierten Slayer-Song.
Die ausgebildete Sängerin gibt den Kompositionen einen zusätzlichen Kick und ihrer Stimme messe ich einen nicht unerheblichen Stellenwert zu. In insgesamt vier Songs ist sie vertreten. Neben bereits erwähntem "Black Magic" sind es noch das mit einer Bluesskala unterlegte "Somewhere", das aus dem Nichts zu einem groovenden Soundberg werdende "Memories Of Mysteria" (zusammen mit Matthias Schäuble) und das Opus Maximus "Burning Sea Of Green".
Tja, dieses "Burning Sea Of Green" ist eine Klangcollage der nicht oft vorkommenden Art.
Ätherische Gitarren flirren von einem Kanal zum anderen. Diverse Keyboards mischen sich in den Gesamtklang ein, im Hintergrund wühlen Stimmen die Atmosphäre auf. Das Schlagzeug treibt alle anderen Instrumente nach vorne. Unmerklich wird eine Dynamikstufe nach der anderen erklommen und zwischendurch werden immer wieder deutlich lautstarke Akzente gesetzt. Stadelmann serviert sowohl Sprechgesang als auch Elfengleiches. Eine gut anzuhörende wabernde Menge an ideenreichen Klängen wird produziert. Bis sich nach ungefähr neun Minuten etwas Bedrohliches aufbaut. Letztlich stellt es sich als Täuschungsmanöver heraus. Obskuria sind, wie bereits vorher schon zigmal belegt, wahre Meister des Groove. In so unterschiedlicher Art und Weise verfügt die Platte über eine Ausbeute am oberen Ende einer nicht zu definierenden Skala.
Vielleicht ist es auch das, was den Silberling so attraktiv für alle Freunde der psychedelischen Musik macht.
Das Instrumental "A-Bun-Dance" ist als schwer rockendes Intro zum Folgenden zu verstehen. Was dann abgeht, kann (oder besser) sollte man sich in einem Rutsch anhören.
Dementsprechend sollte Zeit zur Verfügung stehen.
Natürlich sollten auch noch einige Worte dem bereits oben erwähnte Sänger Matthias Schäuble gewidmet werden. Auch er passt mit seiner klaren und hellen Stimme hervorragend ins Konzept der Songs. Der etwas langsamere "Slow Stone" ist erhaben und selbst hier geht Schäubles Stimme auf Wanderschaft.
Gitarrensoli in unterschiedlichster Auslage gibt es zuhauf.
Dafür sorgen Tom Brehm sowie Miguel Angel Burga in trauter Zweisamkeit oder auch durch divergent angelegte Klänge. Auf einen konkreten Anspieltipp hinzuweisen, verbietet sich von selber, denn die CD ist als gigantische groovende Einheit anzusehen.
So kann Obskurias Zeitreise mit der Aktualität einer Nachrichtensendung "Burning Sea Of Green" nur als dicke Empfehlung weitergegeben werden. In begrenzter Stückzahl gibt es das Werk auch für die Vinylliebhaber.
Line-up:
Tom Brehm (guitar)
Miguel Angel Burga (guitar)
Sandra Disterhöft (organ)
Carlos Vidal (bass)
Enrique de Vinatea (drums)
Matthias Schäuble (vocals - #3,5,6,8)
Murielle Stadelmann (vocals - #2,4,7,9)
Tracklist |
01:A-Bun-Dance (2:47)
02:Somewhere (3:41)
03:Why?! (5:18)
04:Black Magic (3:16)
05:Under The Gallows (4:02)
06:Slow Stone (3:46)
07:Memories Of Mysteria (5:22)
08:Screaming Like A Whirlwind (5:00)
09:Burning Sea Of Green (12:41)
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