OJM / Volcano
Volcano Spielzeit: 35:49
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2010
Stil: Stoner Rock

Review vom 29.10.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Die italienische Band OJM macht immer noch Stoner Rock. Wenn man sich allerdings deren bisherigen Veröffentlichungen, darunter eine Live-Platte, anhört und diese mit der vorliegenden "Volcano" vergleicht, dann kann man auch mit einer Augenbinde feststellen, dass das Quartett seinen Stil Schritt für Schritt ausgebaut und weiterentwickelt hat.
Die knapp sechsunddreißig Minuten sind gefüllt mit richtig guter Mucke. OJMs "Volcano" stellt eine verblüffende Standortbestimmung der Band dar. Auf I Got Time war Brant Bjork zu Gast und jetzt hat man eine andere Hausnummer im Line-up von vier Tracks: David Catching (Queens Of The Stone Age, Desert Sessions, Eagles Of Death Metal).
Neben der kaum zu überbietenden Härte eines Granits kann OJM auch relativ sanft auftreten. In Phasen ist das bei "2012" der Fall. Ansonsten bietet der Track am Ende fast schon eine doomige Atmosphäre. Fein sind in diesem Zusammenhang auch die Stereospielereien. Da wandern die Sounds, so wie früher, von einem Kanal zum anderen.
Was die Gruppe in einen Song packt, sprengt zum Teil das bisher bekannte Maß des Stoner Rock. Man mag es kaum glauben, wenn man es nicht selber gehört hat. Die Nummern sind einerseits kompakt, beinhalten aber andererseits ganz viele Finessen. Ob es nun Rhythmuswechsel, Tempobeschleunigungen oder -entschleunigungen, atmosphärische Schwankungen oder Breaks sind ... OJM strotzen vor Kreativität.
Andrew Pozzy ist ein Irrwisch an der Gitarre. Stephen Pasky ist an den schwarzen und weißen Tasten unersetzlich für den Klang von OJM. Parallelverschiebungen zu anderen Bands der Zunft sind mittlerweile schwierig. Pozzy lässt zumindest einmal seine Vorliebe für Jimi Hendrix aufblitzen. Vielleicht nur noch ein weiteres Mal, wenn Catching seinem Synthesizer einen Hawkwind-Charme verpasst. Aber das war es dann schon. Max Ear ist einer der wenigen Stoner Rock-Drummer, die ihr Instrument nicht zur Prügelstrafe einsetzen. Beeindruckend, was Ear an Fundament für die anderen Bandmitglieder gießt.
Unverkennbar hat OJM natürlich auch die spacig-pyschedelische Variante des Genres im prall gefüllten Musikkoffer. Ausnahmen bestätigen wieder einmal die Regel. Bei allen Songs so um die drei bis vier Minuten stellt man mit "Oceans Hearts" den Longtrack des Albums. Hier dürfen sich alle um einiges länger austoben und abermals ist es Pasky, der mit seinem Instrument dazu beträgt, dass die Flamme des Stoner Rock richtig lodert. Sein Partner ist, wer könnte es anders sein ... Pozzy. Allerdings spielt er hier mit einem kleinen Solo den zurückhaltenden Teil.
Würde die CD nicht im Player festgehalten werden, hat man das Gefühl, die könnte gleich als UFO das dem Kasten aufsteigen. Bei OJM vernimmt man auch immer wieder schöne Melodien und David Martin bringt mit seiner äußerst flexiblen Stimme viel zustande. Da gibt es emotionale Ausbrüche dicht beim Schreien und dann singt er in den höchsten Tönen. Wenn man bei der italienischen Band davon spricht, dass sie mit Geschick ihre musikalischen Grenzen erweitern, dann landen sie sogar beim punkigen Stoner Rock und das macht richtig Laune ("Disorder").
"Volcano" ist ein durchaus passender Titel für das Album. Die Platte sprüht Feuer und Funken, allerdings gibt es auch Momente, die etwas von einem dunstigen Herbst-Morgen haben. OJM hat eine super Stoner Rock-Scheibe eingespielt und mit David Catching, der mit Edmund Monsef auch gemixt sowie gemastert hat, einen tollen Gast ins Red House Recordings-Studio geholt. So entwickelt sich der Rundling zu einer dicken Empfehlung.
Line-up:
David Martin (vocals)
Andrei Pozzy (guitars)
Stephen Pasky (piano bass, organ, bass, vocals)
Max Ear (drums)

With:
Dave Catching (keyboards, synthesizer - #1,3,7,8)
Tracklist
01:Welcome (2:06)
02:Venus (2:39)
03:Rainbow (2:53)
04:Oceans Hearts (7:13)
05:Wolf (2:43)
06:I'll Be Long (4:05)
07:Cocksucker (4:14)
08:Disorder (2:08)
09:Escort (3:53)
10:2012 (3:56)
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