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Oysterband / Meet You There
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Was 1982 als neue 'wilde' Band für frischen Wind in der englischen Folkmusic sorgte, gehört nach einer kaum mehr zu überblickenden Veröffentlichungsflut heute längst zu den 'grauen Eminenzen' des Genres. Die Oysterband mit ihren fünf Mitgliedern aus den unterschiedlichsten britischen Gegenden ist eine Institution, Wegbereiter für junge Bands, Initiator und gleichzeitig Hausband des alljährlichen Folk-Festivals The Big Session in England.
Das neue Album wird auch als Neubeginn oder 'Neubesinnung' innerhalb des Bandgefüges gewertet, nachdem offensichtlich die innere Spannung und Harmonie in den letzten Jahren etwas gelitten hat. Nun, da mir der Rückgriff auf frühere Veröffentlichungen fehlt und da wohl auch der erlebte Auftritt beim tff in Rudolstadt nicht unbedingt als ultimativer Vergleich herhalten kann, nehme ich "Meet You There" nicht als Referenz zum bisherigen Schaffen, sondern als eigenständige Betrachtung her.
Dass die Band zu den Top-Gruppen im britischen Folk zählt, hört man vom ersten bis zum letzten Ton. Ansprechende, geschliffene Vocals, solo oder im Satz, engagiert vorgetragen, das Instrumentarium inzwischen auch um diverse Klangkörper aus anderen Kulturen ergänzt und dazu der noch immer leicht aufmüpfige Duktus. Das Quintett bleibt auch nicht im angestammten Territorium, sondern schaut schon mal über den Teich, was aus den eigenen Roots geworden ist, klingt dabei zeitgemäß, rockt gewohnt anständig und versagt sich auch einem gewissen Pop-Appeal nicht. Auf einigen Tracks hilft Al Scott aus, weitere Gäste gibt es auch auf zwei Songs.
Nun was da allerdings in den begleitenden Veröffentlichungen als »neue Sichtweise auf den Folk« angekündigt wird, kann ich so nicht erkennen und welche »ungeahnte Perspektiven hinsichtlich des Folkverständnisses der Band« da möglich sein sollen, auch nicht unbedingt. "Meet You There" ist ein gutes Folk Rock-Album geworden. Der (dezente) Einsatz von neuen Instrumenten aus der World Music ist sicher nicht revolutionär, die haben andere Folkgruppen inzwischen schon längst wieder an die Wand gehängt. Auch das sozialpolitische und umweltbewusste Song-Engagement ist nichts Außergewöhnliches im Genre, gepaart mit dem typischen Naturburschen-Habitus. Der soll auch durch die stimmungsvollen Schwarzweiß-Fotos in der Tristesse auf dem Digi-Pack und im Booklet (mit Texten) unterstrichen werden.
Die Oysterband hat einen Anlauf unternommen, sich neu zu definieren und dabei wohl mit an dem orientiert, was sie von den Kräften in ihrem Umfeld gehört hat. Da kommt dann schon mal Runrig-Romantik ("Dancing As Fast As I Can" - Anspieltipp) auf, es funkt dezent ("Someone Somewhere") oder rockt ("Control", "Just One Life" - nächster Tipp) auch im Folk-Gefüge. "Over the Water" ist mit seiner aparten Instrumentierung ein feiner Opener mit leichtem Jam-Feeling. "Here Comes The Flood" folgt als vordergründig fröhlicher Song mit ernstem Text über die Globalisierung, der fast karibisch anmutet. Schöner Chor bei "Where the World Divides" mit zirpender Mandoline, Pogues-Gerumpel mit "Walking Down The Road With You" und eine schwermütige Stimmung bei "The Boy's Still Running" (ebenfalls stark). Der Rest sind angenehme Folk Pop-Songs, die das Ganze gut abrunden.
Für Folkies wohl eine eine Bereicherung im Plattenschrank. Aber sicher kein neuer Meilenstein in Sachen Folk Rock aus dem UK. Welchen Stellenwert "Meet You There" im Band-Kontext einnimmt, sollen die Fans entscheiden.
Line-up:
John Jones (vocals, accordion) Chopper (cello, mandolin, vocals, harmonicas, harmonium, keyboards, bass guitar, electric guitar, tiple, mbira) Lee Partis (drums, found percussion, vocals) Alan Prosser (guitars, accordion, violin, organ, Variax banjo, vocals) Ian Telfer (violins) Guests: Al Scott (cello, tambourine, electric guitar, pedal steel guitar) Genevieve Applebee (voice) Kirsty Martin (choral arrangement, vocals with Hullabaloo Community Quire) The Marine Parade Marching Band (snare drums)
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