Pans Park / DNA
DNA Spielzeit: 19:37
Medium: EP
Label: Busch Alternate Sound, 2013
Stil: Alternative

Review vom 21.05.2013


Sabine Feickert
»Pans Park oder: Wie der Phönix aus der Asche aufersteht
Manchmal ist es Zeit, etwas völlig Neues zu beginnen: Die beiden Köpfe der Band, Varandas und Knauer, zogen die Notbremse, stellten alle Regler auf Null und überdachten sämtliche vergangene Konzepte. Zurückgezogen im eigenen Studio entstanden gemeinsam mit Sängerin Tanja Meyer frische Songs aus dem realen Leben, geprägt von großer emotionaler Tiefe und musikalischer sowie inhaltlicher Reife.«
Das stellen Pans Park selbst auf ihrer Website der neuen EP "DNA" voran. Der Gedanke hat durchaus was für sich, ganz besonders, wenn ich mir das Review zur Vorgängerscheibe
Tage wie diese betrachte.
Der darin kritisierte Sänger Ralf Lorenzen-Klein verließ mittlerweile die Band, aus beruflichen Gründen, heißt es. Die restlichen Musiker wurden von Christian Knauer und Roi Varandas 'entlassen', die beiden 'kreativen Köpfe' zogen sich ins Studio zurück, um neue Songs zu entwickeln. Sie spielten erstmalig mit Keyboards und Samples, Arrangements und Texten und fanden mit Tanja Meyer eine neue Stimme.
Soweit klingt das alles für mich erstmal spannend, auch wenn ich keines der vorhergehenden Werke kenne. Diese Spannung lässt aber schon nach dem ersten Durchlauf der EP ganz schnell nach... denn irgendwie ist das alles sehr 'vorhersehbar', was ich zu hören kriege. Klar, kann nicht jeder Musiker das Rad neu erfinden und die großen Innovationspreise einheimsen. Und dennoch, auch im deutschsprachigen Alternative-Bereich gibt es Musiker, die der Richtung ihre ganz individuelle Duftmarke verpassen. Pans Park gehört für mich nicht dazu.
Dabei will ich ihnen interessante Ideen gar nicht absprechen, sehe das Problem eher in der Umsetzung. Der Opener "Abschied" versucht sich im ganz großen Drama, bleibt aber irgendwo im Provinztheater hängen. In "Das ganze Leben", da soll mit Effekten Düsternis reingebracht werden, die aber ungefähr so authentisch rüberkommt wie ein übern Kopf gehängtes Tuch zum Verdunkeln. Unfreiwillig komisch wirds dann, wenn diese Effekte dafür sorgen, dass die Männerstimme gulpende, quakende und zischende Laute hinter Tanjas affektbeladenen Gesang legt.
Bei "Vorbei" darf dann ein Cello die programmierte Düsternis mit ihrer simplen Melodie bereichern... 'Silbermond meets Unheilig' könnte die Intention dieser Nummer gewesen sein und prinzipiell könnte sowas wahrscheinlich sogar funktionieren, wenns denn richtig umgesetzt werden würde.
'Inspiration' ohne Ende lässt sich auf "DNA" finden, mal klingt Tanjas Gesang ein wenig nach Annette Humpe, dann nach Rosenstolz und kurz drauf hat ihr wohl einer gesagt »sing doch mal wie die Doro«. Dabei ist der Gesang beileibe nicht schlecht, könnte wahrscheinlich richtig gut kommen, wenn eine individuelle und schlüssige Linie in den Songs drin wäre.
Noch extremer finde ich dieses Phänomen bei den Instrumenten. Da wird alles Mögliche aus der deutschen Alternativ- und Popszene zusammengerührt. Spuren und Effekte werden übereinandergelegt, was das Zeug hält, das Endergebnis ist ziemlich undefinierbar und beliebig. Mal klingts für ein paar Takte nach Unheilig, überlagert mit Falco-inspiriertem Sprachsample, dann wieder Düster-Pop zu Schlagertext und ein paar wenige Metal-Einsprengsel werden auch noch dazugemixt.
Das Ergebnis ist Alles und doch Nichts – schade, denn die paar durchaus interessanten Ansätze werden zugetüncht und überkleistert. Für das vollständige Album, das Ende des Jahres erscheinen soll, wäre es sinnvoll, jemanden dazuzunehmen, der die Kunst des Streichens beherrscht. Und zwar die des Wegstreichens (und so die überladenen Arrangements vielleicht auf den interessanten Kern zurückführen kann).
Line-up:
Tanja Meyer (Gesang)
Christian Knauer (Hintergrundgesang, Sprache, Schlagzeug und Samples)
Roi Varandas (Gitarren, Keys und Samples)

Peter Kalinowski (Bass)
Marit Kasimir (Cello - #3)
Wiebke Knauer (Piano - #5)
Tracklist
01:Abschied
02:Das ganze Leben
03:Vorbei
04:Rette mich
05:Steh auf
Externe Links: