Nach Electric Kindergarten Vol. 1 und Vol. 2 liegt nun die von Tom 'The Perc' Redecker wieder auf 500 Exemplare limitierte "Volume 3" vor.
Ausgangsmaterial sind Bandaufnahmen, die vorsichtig und dezent bearbeitet wurden, um dem Originalsound nicht per digitalem Overkill den Garaus zu machen. Ich hatte es bei "Teil 2" schon erwähnt, dass die Optik Archivqualität hat. Beipackzettel mit allen wichtigen Infos. Tom ist da sehr akribisch. Mittlerweile bin ich sogar der Ansicht, dass die auf das Notwendigste beschränkte Packung dem Dokumentationscharakter der Reihe dienlich ist. Ein aufgeblähtes Hochglanzbooklet wäre hier eher nicht angebracht.
Zum ersten Mal mit Sänger OWI starten die Kühe im Nebel. Fast stoisch und simpel wirkend, verbreiten OWI und Tom eine Art Endzeitstimmung. Der eher gesprochene und 'reingeworfene' Gesang fusioniert bestens mit der psychedelischen Grundstimmung von Keyboard und Gitarre. Die beiden Musiker schaffen den Spagat, kühle und eher 'ungemütliche' Musik mit angenehmem, psychedelischem Beat so zu paaren, dass der aufgeschlossene Hörer sich durchaus so reinversetzen kann, dass er die vorhandenen Melodien in diesen Undergroundklängen entdeckt und rhythmisch 'mitmacht'.
Weiter geht es mit Crazy Son Hybrid und der Tape-Produktion "Psychaux Discaux". Hier steht Tom der holländische Aktionskünstler Martin Schaatsbergen zur Seite. Das ist schon eine Nummer kurioser als die Kühe. Martin nutzt den Vocoder und sorgt für die Percussion. Das klingt dann schon mal wie eine Mischung aus Kraftwerk und Trio; von Letzteren die Einfachheit und die elektronischen Gimmicks von Kraftwerk. Bei "Do The Bark" hat ein Vierbeiner mitgewirkt, denn Gebell gesellt sich zu schaurig schönen und simplen Keyboardklängen. Würde das Bellen nicht aufschrecken, man könnte mit den Tasten wegdriften ...
Das Interessante an der "Electric Kindergarten Rarities"-Reihe ist immer wieder der zeitliche Bezug zu bekannter Musik der jeweiligen Periode. Mitte der Achtziger, als die Rockmusik irgendwie von der Bildfläche derer, die die 70er gelebt hatten, verschwunden war, gab es (im Verborgenen?) doch Einiges, was absolut konträr zu dem Gängigen war. Ehrlich, ich kann nicht sagen, ob ich z. B. Crazy Son Hybrid damals gekauft hätte, wenn es denn verfügbar in den Plattenläden gestanden hätte. Aber die hypnotischen Keys mit der repetitiven Percussion wären vielleicht eine ohrale Wohltat zum Mainstream gewesen.
Ganz sicher eine Wohltat wäre das Duo Tom und Ralf Krieger ( Gipsy Rover) mit der Produktion "Manson Was A Fool" gewesen. Hier rockt es und die Gitarre, von Ralf gespielt, hat Freigang. Richtig groovend und treibend geht es bei "The Night In The Bungalow" zur Sache; ohne allerdings das gewisse Underground-Feeling auch nur im Ansatz zu verlassen. Die Elektronik ist aber auch bei Gipsy Rover präsent, jedoch irgendwie 'Melodie-dienlich'. Und Tom lässt seine sonore Stimme bei "Smoke The Grass" aus den Membranen tropfen. Das hat einen leichten Zappa-Touch. Der Titelsong "Manson Was A Fool" schaffte es, auf einigen Samplern verewigt zu werden. Dieser Track versprüht den gewissen schrägen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Das gilt gleichsam für "Straight The Highway", das von den Vocals lebt. Zappa meets Waits, meets Newman. Muss man mehr sagen?
"Electric Kindergarten, Rarities Vol. 3" bietet wie die beiden Vorgänger wieder mal einen schönen Einblick in die Tiefen der Redeckschen Sammlung. Nichts für jeden. Wahrlich. Aber die, die Interesse haben, müssen sich sputen. Wie gesagt, limitiert auf 500 Exemplare.
Tracklist |
Kühe im Nebel - Underground Lamentaux (1985)
01:Last Dream Part One (5:50)
02:War! (2:45)
03:Borderline (3:55)
04:Last Dream Part Two (1:50)
05:Seven Pints Of Beer
Crazy Son Hybrid - Psychaux Discaux (1986)
06:Koto Funk (4:36)
07:Do The Bark (4:20)
08:Scratch (4:50)
09:Final Step (2:15)
Gipsy Rover - Manson Was A Fool (1987)
10:The Night In The Bungalow (5:45)
11:Destroying The Time Tunnel (3:10)
12:Smoke The Grass (3:40)
13:Manson Was A Fool (1:50)
14:Straight The Highway (3:10)
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