Beim Eddie Kirkland/ Wentus Blues Band-Konzert in Dortmund konnte man Zeuge einer Vorgruppe werden, die ein Synonym für energetischen Blues Rock ist. Das kanadische Trio aus Winnipeg fackelte die Bude ab.
Ergebnis nach dem Konzert war, dank der großzügigen Band-Managerin Heather Shaw der Besitz von allen drei Alben der Band.
Beginnen wir die Platten-Trilogie auch am Anfang. The Perpetrators ( Perps) erste CD erschien 2003 und liefert in einer dreiviertel Stunde das, was sie beim Gig abgeliefert hatten: staubtrockenen Blues Rock der persönlichen Art.
Die Männer müssen unter anderem tatsächlich viel Hound Dog Taylor gehört haben.
Sie sind keine "12,000 Miles" von der Alligator Records-Chef Bruce Iglauer-Entdeckung entfernt. Verzerrte (Slide)-Gitarre vom Songwriter Jason Nowicki und straighte Rhythmusarbeit zeichnen den Track aus und dieses Qualitätsmerkmal zieht sich wie ein roter Faden durch die zwölf Stücke.
Man könnte den Perps-Blues Rock auch mit dem Begriff Stimmungskanone belegen.
Davon gibt es ja viele Bands oder Musiker, aber die Drei schaffen sich bereits mit ihrem Debüt eine Identität, die sie auf keinen Fall zu einer Eintagsfliege werden lassen.
Bei allem Dreck in ihrem rockigen Blues versehen sie ihn einfach mit zu vielen Finessen und die Ideenschmiede Jason Nowicki ist eine sehr gute Adresse für Songwriting.
Ob sich die Band im hochoktanigen oder langsameren Bereichen tummelt… die Songs zeugen von Reife und lassen keinen Raum für Wünsche offen. Doch, vielleicht für einen: mehr Musik von den Perps.
Neben den ungekupferten Hound Dog Taylor-Anlehnungen spielen sie obendrein auch noch einen astreinen Boogie, den sie zusammen mit einem zu späten Ehren gekommenen kanadischen Blues-Gestein zelebrieren, denn ein gewisser Dave McLean überzieht "Look At You" mit seiner herrlichen Harp-Glasur.
"¼ To 5" steht für einen ganz spezielle Auslegung des 12-Takters: Irgendwie hat es Nowicki hier mit einem leichten Hang zum Rap-Gesang und so bekommt der Song eine gewisse Red Hot Chili Peppers'-Würze. Auch nicht schlecht!
Direkt danach wechselt man die E-Gitarre gegen die Akustische aus und schon sind wir mitten in einer wunderschön verträumten Ballade ohne weitere instrumentale Zutaten. Lediglich Joanne Rodriguez klinkt sich gesanglich mit ein.
Welche Noten soll man Ryan Menard und Scotty Hills denn verpassen, wenn sie singen? Na ja, Menard hat mir beim Konzert in der Rolle des Sängers besser gefallen. Den mit Slide-Gitarren gefüllten Track "Hollywood" singt er ziemlich unauffällig. Gegen Nowicki hat er da keine Schnitte. Richtig aufholen kann er allerdings beim punkigen "Malt Liquor". Hier passen Musik und Stimme besser zusammen.
Hills hat es da besser, denn seine Stimmbänder geben mehr her und er hätte durchaus öfter davon Gebrauch machen können, als nur in "Garmonbozia". Übrigens ist auch diese Nummer Slide-lastig. Ich mag es!
"Six Pack" war beim Konzert schon einer der Überflieger.
So ist es auch auf diesem Album. Das Stück vereint alle Perps-Qualitäten in ganzen vier Minuten und ist garantiert kein alkoholfreier Stoff. Wer kann schon Flaschen-Geklimper rhythmisch in eine Nummer integrieren. Klasse!
Die über sechs Minuten "Crappy Job" sind so unterhaltsam. Schwerpunkte setzt man in diesem Mid-Tempo-Stück mit fetten Gitarrentönen aus der Riff-Abteilung. Folglich haben wir es schon wieder mit einem Hinhörer zu tun. Das E-Gitarren-Solo darin ist gigantisch.
Einen kurzen Rock'n'Roll-Abstecher wagen die Kanadier mit "Toe Stub" und selbst diese eineinhalb Minuten beinhalten Dramaturgie. Grant Siemens an der Orgel ist da auch nicht fehl am Platz.
Mit verschleppter Rhythmik kommt "Hate Song" daher und hier geht es mit leisen aber auch lauten Passagen auf und ab. The Perps setzen einen sehr guten Schlusspunkt, obwohl es noch einen dreizehnten Track gibt, der allerdings nur gute 30 Sekunden dauert. Man greift das "12,000 Miles"-Thema mit verfremdetem Gesang auf und das ist wirklich nur ein Gimmick, mehr nicht.
2003 gelang den Perpetrators wirklich ein gelungenes Debüt, dass mit 8 von 10 RockTimes-Uhren nur weiter empfohlen werden kann.
Line-up:
J. Nowicki (guitars, vocals, backing vocals - #11, groove box - 1, 4, 5)
Ryan Menard (rhythm guitars - #5, vocals - #5, 11, bass)
Scotty Hills (vocals - #9, drums, percussion, backing vocals)
With:
Dave McLean (harmonica - #4)
Grant Siemens (organ - #8)
Joanne Rodriguez (backing vocals - #7)
The Testosterones (choir - #12)
Tracklist |
01:12,000 Miles (3:47)
02:One More Day (2:58)
03:Crappy Job (6:35)
04:Look At You (3:54)
05:Hollywood (2:40)
06:1/4 To 5 (3:27)
07:Stay Strong (3:09)
08:Toe Stub (1:30)
09:Garmonbozia (3:22)
10:Six Pack (4:03)
11:Malt Liquor (3:19)
12:Hate Song (5:42)
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