The Perpetrators / The Gas And The Clutch
The Gas And The Clutch Spielzeit: 49:03
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2005
Stil: Blues Rock

Review vom 16.10.2008


Jürgen Bauerochse
Ganz selten wurde in der jüngeren Vergangenheit einer Band in meinem Umfeld so viel Aufmerksamkeit zuteil, wie den Kanadischen Musikern von The Perpetrators.
Unser lokaler Rundfunksender Radio Okerwelle stellte die Band in einem Special vor und Moderator Florian pries die Jungs vor ihrem diesjährigen Gig in der Bluesgarage auch noch extra im Gästebuch von Henry als absolut hörenswerte Truppe an. So etwas kommt auch nicht alle Tage vor.
Mein RockTimes 'Bluesbruder' Joe konnte sich beim Dortmunder Konzert von Eddie Kirkland von der Qualität der Nordamerikaner persönlich überzeugen, die als Support-Act den Abend eröffneten. Und auch er kehrte schwer beeindruckt mit allen drei Alben der Band im Gepäck nach Hause zurück.
Gar keine Frage, dass durch diesen Trubel meine Neugier geweckt war. Diese 'Wunderknaben' musste ich mir auch mal geben. So kam mir durchaus gelegen, dass ich die Gelegenheit bekam, die im Jahr 2005 erschienene CD "The Gas And The Clutch" zu besprechen.
Und was mir da vom ersten Ton an auf die Lauscher klopfte, wirkte sofort so richtig ansteckend. Mit dem "55th Street Boogie", geschrieben von Hound Dog Taylor, steht ein unheimlich schneller Boogie am Anfang der CD, bei dem sich Lead- und Slidegitarre abwechseln und für mächtig Stimmung sorgen. So könnte von mir aus jedes Album beginnen. Die optimale Betriebstemperatur ist sofort erreicht, so dass es mit gedrosseltem Tempo, aber nicht weniger intensiv, weitergehen kann. Rotzig dreckige Gitarrenriffs, garniert mit Gelächter und spitzen vergnüglichen Aufschreien lassen die Füße wippen. Diese gute Laune wirkt extrem ansteckend und man wünscht sich nichts sehnlicher, als einen Live-Gig der Band erleben zu dürfen.
Dieses Gefühl bleibt auch beim vierten Song "One Year Ago" bestehen. Diesmal hämmert der Boogie wesentlich langsamer aus den Boxen, lädt aber selbst im Wohnzimmer durch seinen eindringlichen Rhythmus schon fast zum Mittanzen ein. Klasse, wie die Band dieses Feeling auf einer Studio-Produktion rüberbringen kann.
Zwischen diesen absoluten Abgeh-Nummern ist mit "Roller Coaster Love" eine kleine 'Spaßbremse' eingebaut, bei der die Jungs aber ihr großes musikalisches Können demonstrieren. So wechselt Gitarrist J. Nowicki mal eben ans Schlagzeug und tauscht mit Scotty Hills das Instrument. Dieser Song ist nicht ganz so Rhythmus-betont wie der Rest der Scheibe, hat aber durch die zweite Klampfe, gespielt von Chris Carmichael eine unheimliche Dichte im Sound.
Mit "Sent Me Down The Road" wird es dann schön bluesig. Hier setzt Big Dave McLean mit einer tollen Bluesharp die Akzente. Einer der Anspieltipps, der aber leider nur 3:31 Minuten lang ist.
Der gute alte Rock'n'Roll steht Pate bei "Scratch The Surfish", so dass man die visuellen Haartollen im Geiste bei diesem Instrumental vor sich sieht.
Es folgen zwei Cover-Versionen. Zunächst ist es Zeit die Feuerzeuge zu entzünden, wenn Taj Mahals "Lovin' In My Baby's Eyes" fast zart interpretiert wird. Herzschmerz ist angesagt und lässt garantiert die eine oder andere Träne der Rührung fließen… Doch gleich wird wieder staubtrocken abgerockt, denn es folgt "Are You Ready For The Country", geschrieben von Neil Young. Über den verschleppten Rhythmus legt sich eine wunderschön singende Slidegitarre und bringt den Flaschenhals wahrscheinlich fast zum Glühen. Ganz großes Kino!
Nach einem weiteren Boogie, der allerdings ohne echte Besonderheit abläuft, folgt zum Schluss der längste Song des Albums, der auch gleichzeitig das absolute Highlight dieser CD ist. "The Woman I Love" ist ein Slow Blues der Güteklasse A, der über acht Minuten lang keine Wünsche offen lässt. Diese Leadgitarre bringt jedes Eis zum Schmelzen und versetzt die Liebhaber der Bluesmusik in einen Trancezustand, der sich über die volle Länge des Songs hinzieht. Immer wieder wird neu ausgeholt und zum nächsten Solo angesetzt. Lediglich die letzten dreißig Sekunden dieses Titels beenden den wohligen Dauerzustand so ziemlich abrupt, denn das Outro passt nun so gar nicht zum Rest. Aber das ist wahrscheinlich so gewollt, denn der Repeat-Knopf ist ja in ständiger Reichweite…
Kurzes und knappes Fazit: Diese Band macht mit ihren rauen Klängen so richtig Spaß, und ich werde auf jeden Fall bei dem nächsten Live-Auftritt dabei sein, denn diese Songs muss ich einfach vor der Bühne miterleben!
Line-up:
J. Nowicki (guitars, vocals, backing vocals, drums - #3)
Ryan Menard (bass)
Scotty Hills (drums, backing vocals, vocals - #7, vocals & guitar - #3)

With:
Big Dave McLean (harmonica - #5)
Chris Carmichael (guitar - #3)
Tracklist
01:55th Street Boogie (3:42)
02:She Lets Me Know (4:05)
03:Roller Coaster Love (7:09)
04:One Year Ago (5:42)
05:Sent Me Down The Road (3:31)
06:Scratch the Surfish (3:21)
07:Lovin' In My Baby's Eyes (4:52)
08:Are You Ready for The Country (4:36)
09:You Can't Sit Down (3:25)
10:The Woman I Love (8:25)
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