Der New Yorker Multiinstrumentalist Phideaux Xavier hat sich in den letzten Jahren die Messlatte für dieses neue Album verdammt hoch gelegt. Nur zu gerne erinnert man sich an The Great Leap (2006), Doomsday Afternoon (2007) und vor allem an das 2009er Number Seven. Das waren allesamt fein gewobene, symphonische Kunstwerke des Retro Prog mit deutlichem Hang zur Dramatik, ohne jedes nervtötende Gefrickel, ohne die grassierende Belanglosigkeit. Ihr kennt das vielleicht: Vier schräge Takte und schon darf man es Prog nennen. Nein, von Phideaux erhielt man bislang einfach nur schöne, vielschichtige und harmonische Klanggebilde - Konzeptalben im besten Sinn.
Auch "Snowtorch" ist (natürlich) wieder ein Konzeptepos. "Snowtorch Part One" und "Snowtorch Part Two" werden, von dem Zwischenspiel "Helix" unterbrochen, das anfänglich an Davy's On The Road Again erinnert, um sich dann in ein bombastisch arrangiertes Monument im Stil des TSO zu steigern. Musikalisch ist das ganz großes Kino! Das unbetitelte "...." zum Abschluss interpretiere ich als ein Postskriptum, das verschiedene "Snowtorch"-Themen noch einmal aufgreift und langsam ausblendet.
"Snowtorch" - das ist in "Snowtorch Part One" und "Helix" eine Musik, die geeignet ist, dem verregneten Sommer eine Sonne auf die Wolken zu malen. Man ist zunächst geneigt, mit Adjektiven nur so um sich zu werfen: melodisch, aber trotzdem vertrackt, symphonisch, melancholisch, anspruchsvoll und dabei doch immer sehr eingängig-harmonisch. Gelegentlich erfolgen Einschübe, die Erinnerungen an Jethro Tulls "Thick As A Brick" aufkeimen lassen. Einmal, in "Fox On The Rocks", hört man gar sehr anspruchsvolle Popklänge, die wegen der Dominanz von Xaviers Piano und der weiblichen Stimmen Reminiszensen an Kate Bush oder Tori Amos wach werden lassen. Höhepunkt ist das instrumentale, virtuos vorgetragene 'Prog-Gewitter' "Celestine", der letzte Teil von "Snowtorch Part One", mit großartigen Grand Piano- und Synthesizer-Einlagen. Hier kommen teilweise auch Einflüsse aus der Klassik zum tragen.
Leider weist "Snowtorch Part Two" einige Längen auf - ein Phänomen, das auf vergangenen Phideaux-Alben so nicht zu konstatieren war. Vor allem das Instrumental "Blowtorch Snowjob" (augenzwinkernd: ist etwa "Snowtorch Blowjob" gemeint??) fließt reichlich uninspirierte vier Minuten dahin, bis es sich endlich in Genesis'sche Gefilde zu steigern vermag. Hier ist es vor allem Johnny Unicorns Hammond, die enormen Zug in die zuvor ziemlich tröge Angelegenheit bringt. "Fox Rock 2" ist eine schöne Fortsetzung des "Fox On The Rocks"-Themas im ersten Teil. Aber auch in "Coronal Mass Ejection", das vielleicht einige Minuten zu lang ausgefallen ist, sind Passagen enthalten, die einerseits ziemlich beliebig und andererseits etwas überfrachtet klingen. Dies kann den positiven Gesamteindruck allerdings nur unwesentlich trüben.
Phideaux' achtes Album kann man als gelungen, aber mit einigen kleinen, bislang ungewohnten Schwächen gespickt, bezeichnen. Allerdings muss abgewartet werden, was auf "Snowtorch" folgen wird. Die Band scheint am berühmt-berüchtigten Scheideweg angelangt...
Line-up:
Phideaux Xavier (acoustic guitar, piano, vocals)
Johnny Unicorn (keyboards, saxophone, vocals)
Linda Ruttan Moldawsky (vocals)
Mark Sherkus (keyboards, piano)
Gabriel Moffat (electric guitar)
Molly Ruttan (vocals, metal percussion)
Mathew Kennedy (bass)
'Bloody' Rich Hutchins (drums)
Valerie Garcious (vocals)
Ariel Farber (vocals, violin)
Special assistance from:
Stefanie Fife (cello)
Chris Bleth (flute, soprano saxophone)
| Tracklist |
01:Snowtorch (Part One)
a) Star Of The Light
b) Retrograde
c) Fox On The Rocks
02:Helix
03:Snowtorch (Part Two)
a) Blowtorch Snowjob
b) Fox Rock
c) Coronal Mass Ejection
04:....
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