Nachruf / Zum Tod von Pinetop Perkins
R.I.P. Pinetop's Boogie Woogie



Nachruf vom 24.03.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Joe Willie Perkins (07.07.1913 - 21.03.2011)
Pinetop Perkins gehörte zu den letzten großen Mississippi-Bluesmännern. Er galt als einer der besten Pianisten des Genres und spielte dabei das Klavier gar nicht von Beginn an. Zunächst hatte er sich der Gitarre gewidmet, allerdings musste er den Sechssaiter beiseite stellen, als ihn eine Verletzung am Arm dazu zwang. Eine Sängerin hatte ihn durch einen Messerstich schwer getroffen.
Mit seinem Spiel auf den schwarzen und weißen Tasten beeinflusste er ganze Generationen von Pianisten. In seinen Anfängen war er ein Bewunderer von Clarence 'Pinetop' Smith, dessen Spitznamen er übernahm. Smith schrieb auch "Pinetop's Boogie Woogie" und dieser Track wurde zu Perkins' Markenzeichen.
Ausschließlich mit Chicago konnte man den Musiker nicht in Verbindung bringen. Lange Zeit spielte Perkins im Mississippi-Delta. Alleine fünf Jahre verbrachte er mit Sonny Boy Williamson und tourte ausgiebig mit den Slide-Gitarristen Robert Nighthawk sowie Earl Hooker. Als Otis Spann 1969 die Band von Muddy Waters verließ, trat Pinetop Perkins in seine Fußstapfen und über ein Jahrzehnt war er Pianist bei der Chicago-Legende. 1980 trennten sich ihre Wege und mit allen anderen Waters-Bandmitgliedern gründete man die Legendary Blues Band.
Perkins war bis zu diesem Zeitpunkt immer der Begleitmusiker von Künstlern. Seine beeindruckende Solo-Karriere begann mit dem Album "After Hours" (1988), das auf Blind Pig Records erschien. Erst 1992 kam "Boogie Woogie King" auf den Markt. Die Aufnahmen stammten allerdings aus dem Jahr 1976 und zeigen den Boogie Woogie-Pianisten in Hochform.

Der Mann hatte seinen unverwechselbaren Stil entwickelt. Mit der rechten Hand hatte er beeindruckende Variationen drauf und die linke Hand bewegte er sehr gerne am äußersten Rand der Klaviatur. Perkins' Piano-Riffs wurden von zahllosen Bläser-Abteilungen als Basis für ihr Spiel hergenommen und der im betagten Alter verstorbene Künstler war weiterhin auch ein gefragter Sessionmusiker. Die Liste geht von Johnny Winter über Koko Taylor bis hin zu 'Crazy' Chris Kramer und seinem Chicago Blues.
In seiner nahezu achtzigjährigen Karriere erhielt er zu Recht auch einige Preise. Unter anderem bekam er 2010 für seine Arbeit mit Willie 'Big Eyes' Smith und Joined At The Hip einen Grammy und einige Jahre zuvor wurde er mit diesem für sein Lebenswerk geehrt. Logisch durften auch Blues Music Awards nicht fehlen und zu seinem fünfundneunzigsten Geburtstag erschien das schlicht Pinetop Perkins And Friends benannte Album.
Der Mann am Klavier hat Großartiges für den Blues geleistet und blieb diesem Genre bis zum Schluss treu. Auch ohne viel über den Tellerrand zu schauen, kann man eine erstaunliche Karriere machen. Dafür muss man allerdings eine vorzügliche Kreativität besitzen und diese darf man dem bis ins hohe Alter aktiven Künstler zugestehen.
RIP 'Boogie-Woogie-King'
Pinetop Perkins ist nun ein weiterer Musiker in der himmlischen All-Star-Blues-Band
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