Wie klingt wohl ein Album, das der norwegischen Garage Punk-Ikone Børt Erik Skræi gewidmet ist? Ganz genau: Ziemlich rotzig, roh und ungehobelt – so kommt der "Black Vodoun Space Blues" daher, den die Osloer Combo Pirate Love hier vierzig Minuten lang fabriziert.
Die sechs Nordmänner stehen repräsentativ für eine frische, hungrige und wilde Inkarnation von nordischer Punk-Musik, die ihre Inspiration ganz klar aus amerikanischem Ur-Punk der Marke Johnny Thunders And The Heartbreakers oder The Stooges zieht. Hier regiert nämlich ein derartig räudiger Garagen-Sound, dessen verkommene Zutatenliste trashig verzerrte Gitarren, polternde Drums und Retro-Orgeln en masse beinhaltet. Über allem kotzt sich schließlich ein Sänger aus, der einerseits Gift und Galle spuckt, an anderer Stelle aber total benebelt durchs Delirium driftet.
Los geht's dann auch gleich mit dem ziemlich noisigen "The Lonely Streets": Nach einigen Schrammel-Akkorden folgt ein wütender Schrei und schon sind Pirate Love voll in den packenden Opener eingestiegen, der, punkig rumpelnd, gleich sämtliche Stilmittel vereinigt, die den "Black Vodoun Space Blues" ausmachen. Dieser Titel soll aber nun wirklich nicht das einzige Juwel bleiben, denn das folgende "Shake It" wartet mit deutlichen Beat-Versatzstücken auf und gönnt dem Retro-Fan keinerlei Verschnaufpause. "In A Dirty Cellar" schließlich beginnt mit einer wabernden Orgel und treibt im weiteren Verlauf verhalten swingend dahin, zeichnet sich aber außerdem durch schmutzige Rock'n'Roll-Charakteristika aus. Wenn dieser Song nicht in einem 'dirty cellar' entstanden ist, wo dann?!
"Sick Of You" ist der ultimative Wutbrocken: »And now I'm sick, sick, sick, sick of you!« schmettert es einem im Refrain entgegen – eignet sich bestens zum Dampf ablassen, diese Nummer! Daraufhin treibt einem der "Slumber Blues" gnadenlos seinen Rhythmus ins Bein und verleitet zum benebelt-abgefuckten Tanz. "Broken Soul #2" ist im Vergleich zum sonstigen Material nahezu sphärisch und psychedelisch, während einen der "Death Trip" mit deutlicher Psychobilly-Schlagseite in seinen Bann zieht. Und ehe man sich versieht, ist die erste Hälfte des "Black Vodoun Space Blues" dann auch schon vorbei.
Aber auch die zweite Halbzeit dieses Albums wird Retro-Freunde zu Freudensprüngen verleiten. Qualitativ fallen Pirate Love mit Krachern wie dem leichtfüßigen, Orgel-dominierten "Skin Deep", dem rhythmisch-noisigen "You Don't Brake [sic] My Heart" oder auch dem verqueren "Laughing Gas" in keiner Weise ab. Schlussendlich wird die Scheibe von den beiden Nummern "Ain't Nothing To Do (A Kiss Hello)" und dem Instrumental "Tranquilizer" (das an eine deutlich fiesere Ausgabe der Ventures erinnert) gebührend beendet. Es wird kurz vor Schluss noch mal gerockt und gerollt, was das Zeug hält und die Instrumente hergeben!
Fazit: Wer mit Garage Punk und Psychobilly was anfangen kann, der hat sich den "Black Vodoun Space Blues" ins Haus zu holen. Generell werden Anhänger von trashigen, ungeschönten Retro-Klängen dieses Album lieben, davon bin ich überzeugt. Übrigens trägt auch die Aufmachung der Scheibe zum Gesamtkonzept bei, kommt sie doch im Gatefold-Cover daher, das an selige Vinyl-Zeiten erinnert. (Letzteres gilt übrigens auch für das kürzlich von mir besprochene Album Melville der Movie Star Junkies.)
Line-up:
David Dajani (song & dance)
Milton von Krogh (nasty fuzz guitar)
Henrique Ghoul (backbone guitar)
Brian Blümer (opposite keys)
Espen Skinpinker (battery)
Rudi Rasputin (dænzbazz)
Tracklist |
01:The Lonely Streets (2:45)
02:Shake It! (4:02)
03:In A Dirty Cellar (2:11)
04:Sick Of You (3:12)
05:Slumber Blues (2:13)
06:Broken Soul #2 (3:41)
07:Death Trip (5:31)
08:Skin Deep (4:27)
09:You Don't Brake My Heart (2:30)
10:Laughing Gas (3:11)
11:Ain't Nothing To Do (A Kiss Hello) (4:44)
12:Tranquilizer (2:08)
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