Poor Genetic Material beschäftigten uns bis dato in der Hauptsache mit ihrem Jahreszeiten-Zyklus. Dabei überraschte uns zuletzt vor allen Dingen das Album Spring Tidings, welches das letzte von vier Scheiben in dieser Reihe bedeutete. Ohne Frage hat die Band einen Hang zum Progressiven, ließ bisher aber immer wieder durchblicken, dass die eingängige Melodie eine wesentliche Rolle spielte. Von allem etwas, das ergibt zumeist eine gute Mischung, welche es lohnenswert macht, eine Platte immer wieder zu hören.
Jetzt liegt also der neue Silberling der Formation aus Süd-Westdeutschland vor. "New Phase" klingt geradezu ungewohnt. Melodisch, von der Gitarre dominiert, eine starke Stimme von Alias Eye-Frontmann Phil Griffiths und nette Chorgesänge. Da ist von Prog so gut wie keine Spur vorhanden, aber wer jetzt glaubt, dass es sich hier um einen müden Abklatsch allseits bekannter Rockmucke handelt, der liegt etwas daneben. Der Song hat Groove und durch die einprägenden Harmonien sogar einen leichten Pop-Anstrich.
"The Key" ist dann ein Old-School-Rocker à la Roger Chapman in seiner besten Zeit. Ein kerniger Riff macht deutlich, dass die Gitarren von Stefan Glomb im Gegensatz zu früheren Alben die Hauptrolle übernommen haben und die Tasten etwas in den Hintergrund gestellt wurden. Philipp Jaehne besticht hier allerdings mit satten Orgel-Tönen, die dem Track einen nostalgischen Touch verleihen.
Spätestens bei "Paradise" wird allen Hörern klar, dass die Band auf dem neuesten Output ganz anders klingt, als wir es gewohnt sind. Das ist Musik, die szene-übergreifenden Erfolg haben kann. Fast schon balladesk, kompositorisch genauestens abgestimmt, gleiten Poor Genetic Material mit schöner Leichtigkeit dahin.
Die führenden Gitarren kommen, wie in "Out Of Time", mit einem klasse Sound rüber. Acht Minuten, in denen es im Stück sehr ruhig zu geht, wobei sich die Nummer im weiteren Verlauf zu einem melodischen Rocker entwickelt. Bei der wohl dosierten Abstimmung zwischen Gitarre und Orgel, darf man die solide Bass- und Schlagzeugarbeit nicht außer Acht lassen.
Und natürlich gibt es durch diesen Stilwechsel auch eine ganz andere Atmosphäre. Zugegeben, man sucht vergebens nach großen Überraschungen, aber bisher habe ich die Jungs auch noch nicht so locker musizieren gehört. Sie wirken vollkommen unbeschwert.
Ganz können sich Poor Genetic Material dem erwarteten Prog nicht verschließen. Zum einen gibt es zu Beginn von "Citizen Cyclops" einen leicht psychedelischen Hörgenuss, ein anderes Mal streift man bei "Starlightbound" den Neo Prog. Und weil es so schön ist, bekommen wir zum Abschluss mit "My Other Life" dann doch noch einige Spielereien innerhalb eines einzelnen Songs geboten. Oliver Berger verfeinert diesen zusätzlich mit ansprechenden und interessanten Violin-Tönen.
Im Ergebnis habe ich Poor Genetic Material noch nicht so mainstream erlebt wie auf "Paradise Out Of Time". Es wäre interessant, etwas mehr über die Entstehung des Albums zu erfahren. Vielseitigkeit ist heutzutage ein wichtiges Merkmal, um sich im Gespräch zu halten. Denn Philipp Jaehne hat schon bekannt gegeben, dass für das kommende Jahr 2008 ein Konzept-Doppel-Album geplant ist. "Paradise Out Of Time" ist mit seinen Arrangements absolut stimmig, rund und somit gelungen. Hat man sich an den neuen Sound der Band gewöhnt, dann kommt da ein geiles Stück nach dem anderen aus den Boxen. Überraschend, aber richtig gut!!!
Line-up:
Phil Griffiths (vocals)
Stefan Glomb (guitars)
Philipp Jaehne (piano, organ)
Dennis Sturm (bass)
Dominik Steinbacher (drums, backing vocals)
Guest:
Oliver Berger (violin)
Tracklist |
01:New Phase (3:59)
02:The Key (4:05)
03:Paradise (5:11)
04:Out Of Time (8:21)
05:Beauty Passing (4:06)
06:Citizen Cyclops (3:52)
07:Holy Ground (5:08)
08:Starlightbound (4:12)
09:My Other Life (7:06)
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