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Potsch Potschka / In Rock
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Nur für den Fall, dass man den guten Bernhard 'Potsch' Potschka noch vorstellen muss: Der Mann war von 1974 bis 1977 bei Lok(omotive) Kreuzberg aktiv, von 1977 bis 1979 in der
Nina Hagen Band (und somit der Gitarrist auf dem gleichnamigen Debüt sowie "Unbehagen"), bevor sich die Band nach Zerwürfnissen mit Nina in Spliff umbenannte und im Zuge der Neuen Deutschen Welle (ohne dass sich die Band diesem Hype je zugehörig gefühlt hätte) der ganz große Erfolg kam. Aber auch nach dem Ende von Spliff blieb Potschka aktiv, arbeitete als Produzent, spielte in mehreren Projekten und Bands, nahm weiterhin fleißig Platten mit diesen auf und ist seit 1994 solo unterwegs. Damals galt 'Potsch' als DER Rock-Gitarrist in Deutschland, leider waren die Bands (wie etwa Froon oder auch Perxon) aber nie wieder auch nur ansatzweise so erfolgreich, wie Spliff. Mal ganz davon abgesehen, dass dieser Aspekt nullkommanull Qualitäts-Aussagekraft bzgl. der Musik des gebürtigen Franken, aber danach ewig in Berlin (und heute im brandenburgischen Hohen Neuendorf) lebenden Potschka hat, machte in den letzten Monaten eine richtig gute Nachricht die Runde. Der Musiker gab bekannt, dass er nach 22 Jahren wieder ein echtes Rockalbum veröffentlichen wollte. Und er hat nicht gelogen, denn "In Rock" dreht nun bereits seit Tagen seine Runden in meiner Anlage. Für elf der zwölf Tracks schrieb der Protagonist die Musik, sämtliche Texte steuerte Ron Spielman (der auch für die Background Vocals am Start war) bei.
Aber egal zum wievielten Mal die Scheibe rotiert, egal zu welcher Uhrzeit, egal in welcher Stimmung ich gerade bin, "In Rock" lockt mich einfach hinter keinem Ofen hervor. Dass der Protagonist ein sehr geiler Gitarrist ist, steht jenseits jeglicher Vermutung. Was hier aber dennoch im Argen liegt, ist einerseits das Songwriting, das letztendlich doch sehr austauschbar ausgefallen ist, der Sound, der sich zwar modern, aber genauso wenig originell darstellt und obendrauf hat Potschka hier mit Walter Batzler auch noch einen Sänger am Start, der dieser ganzen Chose ebenfalls nicht weiterhilft.
Es gibt durchaus gute Momente ("Midnight Train To China") und immer wieder auch mal sehr gute Ansätze, aber das Allermeiste verpufft mehr oder weniger bzw. scheitert dann an den im vorherigen Absatz genannten Kritikpunkten. Wie bei "Sweet Honey-Hive" (mit seinen orientalischen Klängen) wurde zweifelsohne Wert auf Variabilität gelegt, was "In Rock" durchaus auch auflockert, der deutlich in Richtung Heavy ausgelegte Gitarrensound des langjährigen Wahl-Berliners ist allerdings eher kontraproduktiv. Sehr schön kommt dagegen die akustische Gitarre bei "Patience", wobei der komplette Track (von dem vorhersehbaren Refrain mal abgesehen) einer meiner Favoriten der Scheibe ist.
Letzten Endes hat sich "In Rock" nach der großen Vorfreude für mich leider zu einer echten Enttäuschung entwickelt. Das ist alles sauber eingespielt und produziert, auch die kurze Tour zur Promotion des Albums ist scheinbar sehr erfolgreich verlaufen und Potschka hat bereits verlauten lassen, dass dies alles erst ein sanfter Vorgeschmack auf das Jahr 2016 war, aber ich werde einfach nicht warm mit "In Rock". Sehr schade, denn ich mag den Typen und genauso mochte ich immer seine Musik. Aber vielleicht hört ihr am Besten selbst mal genauer rein, denn - und das steht außer Frage - der Mann ist immer noch ein Hammer-Gitarrist, der live ganz sicher nach wie vor abgeht wie eine Eins.
Im Vorfeld dieser Veröffentlichung sagte Potschka: »Ich habe versucht, eine moderne Rockplatte zu kreieren und ich denke, es ist gelungen.« Yep, das ist gelungen, aber leider ist es auch eine Rockplatte geworden, die sich in keiner Beziehung aus der Masse hervorheben kann.
Line-up:
Potsch Potschka (acoustic & electric guitars) Walter Batzler (lead vocals) Peter Stahl (electric guitars) Wolfy Ziegler (bass) Benny Greb (drums) Mina Suluyan (percussion) Ron Spielman (background vocals)
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