Der Weg ist das Ziel! Und auf dem Weg ereignen sich oft erstaunlich viele unvorherzusehende Dinge. Primal Fear wurden von Sinner-Mastermind Mat Sinner vor ca. zehn Jahren eigentlich nur als Side-Project zu seiner Hauptband gegründet, zählen heute jedoch zu den erfolgreichsten Metal-Bands Europas. Nachdem das letzte Album Seven Seals meinen ehemaligen RockTimes-Kollegen Olli 'Wahn' Wirtz nicht gänzlich überzeugen konnte, ist das Jahr 2007 einfach reif für die nächste Großtat dieses Quintetts, die dann jetzt auch kurz vor ihrer Veröffentlichung steht. Und Primal Fear ist, um es gleich vorwegzunehmen, mit "New Religion" ein ganz starkes Album gelungen.
Heavy Metal in seiner ehrlichsten und ursprünglichsten Form. Die Drums machen jede Menge Druck und überzeugen ganz nebenbei noch mit vertrackter Rhythmik, der Bass kommt sowohl drückend, als auch einen fetten Teppich legend, die Gitarren brennen ein Feuerwerk an Riffs und spritzigen Solis ab und über Ralf Scheepers' (Ex- Gamma Ray) gesangliche Qualitäten, die hier noch stärker als je zuvor zum Tragen kommen zu scheinen, braucht man sowieso keine Worte mehr zu verlieren. Und dann gibt es auch noch ein Comeback zu verzeichnen. Nachdem Stefan Leibing bereits den Großteil der Gitarren für diese Produktion eingespielt hatte und man Magnus Karlsson für zwei Soli gewinnen konnte, kehrte schließlich Henny Wolter (Ex- Thunderhead) zur Band zurück um weitere Rhythmus- und Solo-Spuren beizutragen.
"New Religion" startet via dem Song "Sign Of Fear" mit bedrohlich, atmosphärischen Rhythmus-Gitarren, über denen sich Randy Black mit Schlagzeug-Figuren ausbreitet. Bis schließlich Ralf Scheepers mit einem Begrüßungsschrei das Album endgültig eröffnet und die Geschichte stark an Fahrt aufnimmt. Ein Metal-Ungetüm erster Sahne. Sogar noch besser kommt "Fear The Emptiness", bei dem sich Scheepers in den Strophen einmal mehr in Rob Halford-Gefilde begibt und dem Metal-Gott bedrohlich Konkurrenz bietet.
Mann, diese Truppe ist eine arschtighte Einheit, was auch bei dem Titelsong und den weiteren Abgeh-Nummern wie "Blood On Your Hands", "The Curse Of Sharon", "Too Much Time" oder "Psycho" deutlich wird. Es werden keine Gefangenen gemacht und das Songwriting, die Melodiösität, die Härte, der Sound, die Performance… das ist höchster Qualitäts-Standard. Als Rausschmeißer dient die zu Anfang mit Akustik-Gitarre eingeleitete Ballade "The Man (That I Don't Know)", die das Bild abrundet.
Neben all den Rübenschüttlern, die traditionell den Großteil des Albums ausmachen und die den Kauf von "New Religion" alleine schon rechtfertigen, muss unbedingt noch "Fighting The Darkness" erwähnt werden. Der Track entwickelt sich zu einem starken Heavy-Epos, das in drei Teile gegliedert wurde. Während Part I den Grundsong, textlich nachdenklich und nach Lösungen für die eigene Misere suchend, darstellt, schließt sich als zweiter Teil ein Instrumental an, bevor im Finale dann wieder auf den eigentlichen Song zurückgekommen wird. Wieder sehr melodisch und mitreißend. Ein kleiner Marathon, der einen knappe neun Minuten gefangenhält.
Vollkommen aus dem Rahmen fällt der Track "Everytime It Rains", bei dem Ralf Scheepers als Duett-Partnerin Simone Simons ( Epica) zur Verfügung stand. Ein extremer Stilbruch, denn der mit Streichern unterlegte Song driftet doch sehr stark in die Pop-Ecke ab. Nicht unbedingt 'my cup of tea' und die Primal Fear-Fans wird er wahrscheinlich auch spalten. Aber immerhin sind die Schwaben offen für Experimente.
Apropos Schwaben: Auffallend ist, dass Mat Sinner hier wieder mal einen astreinen Produzenten-Job hingelegt hat. Und diese Gabe sollte heutzutage, mehr denn je, nicht unterschätzt werden. Gerne will ich auch noch meinen persönlichen Favoriten vorstellen, der auf den Namen "World On Fire" hört, ein absoluter Heavy-Feger ist und sämtliche Qualitäten der Band noch einmal auf den Punkt bringt.
Primal Fear im Jahr 2007 sind genau so stark, wie sie es immer waren, wenn sie hier nicht sogar noch einen draufgesetzt haben. Das wird wohl erst die Zukunft, bzw. der erst noch zu erreichende zeitliche Abstand, zeigen. Was aber jetzt schon klar ist, ist, dass "New Religion" vollkommen überzeugt und (von dem zwiespältigen "Everytime It Rains" mal abgesehen) keine Wünsche offen lassen dürfte! Up the irons, boys!!
Line-up:
Ralf Scheepers (lead and backing vocals)
Stefan Leibing (lead- and rhythm guitars)
Henny Wolter (guitars)
Frank Black (drums)
Mat Sinner (bass, vocals)
Tracklist |
01:Sign Of Fear
02:Face The Emptiness
03:Everytime It Rains
04:New Religion
05:Fighting The Darkness
The Darkness
Reprise
06:Blood On Your Hands
07:The Curse Of Sharon
08:Too Much Time
09:Psycho
10:World On Fire
11:The Man (That I Don't Know)
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