Hohe Gipfel, aber tiefe Töne (Oha, der hat gesessen...)! Das Schweizer Quartett von Prisma bleibt sich auch auf seinem zweiten Studioalbum treu und liefert wuchtig-vibrierende Sounds für die Magengrube. Die tieftönigen Megatonnen-Riffs Valentin Grendelmeiers graben sich messerscharf ins Gehör. Die salvenartig daherkommenden Tom-Toms von Drummer Andi Wettstein poltern präzise und bedrohlich. Und Marc Müllhaupt hat bei diesem Licht ausknipsenden Gesamtsound ohnehin eine überaus wichtige Aufgabe. Seine Bässe knarzen, wenn der Rest der Band Pause macht, auch schon mal alleine vor sich hin - dem Song "Seceder" drückt er gar seinen Stempel auf, indem fünf Minuten lang seine markante, ostinate Bassline vordergründig vor sich hin ackert. Das unterstreicht fein die hypnotische Anmutung der Nummer.
In Prisma steckt Grunge, in Prisma steckt Prog, in Prisma steckt Alternative und in Prisma steckt Stoner Rock. Gerade dadurch, dass sich die Band im Gegensatz zur Premierenplatte Collusion gegen den Einsatz von Streichern entschied, ist der Sound staubtrocken. Das passt zu diesem gewaltigen Rumms. Die meisten Stücke auf "You Name It" haben ein bisschen was von allem. Eine grungig-schmerzverzerrte Strophe, eine schrubbelnd-alternative Lead Gitarre à la Red Hot Chili Peppers; und wo es richtig schön verproggt zur Sache geht - und das tut es häufiger - erinnert die Band mit ihrem supermegaheavytiefen Melancholie-Prog an die oft zitierten TOOL.
Michael Luginbühls leidenschaftlicher und leidvoller Gesang ist dafür genau das Richtige, auch wenn man seine Stimme nicht gerade aus zig anderen heraushören würde. Dennoch: Gerade in den Refrains geht man gern mit brachialer Power-Atmosphäre ans Werk, und da bringt Luginbühl das gebührende Gefühl mit. Des öfteren, eher in den zurückhaltenderen Parts, wird seine Stimme mit einem verzerrenden Effekt versehen. Bei "God's Heir" fällt das besonders auf; hier werden die Vocals beständig über lange, lange Passagen 'gezerrt'. Und es hat einen Ticken Retro - fast wie so eine Art Ozzy-Effekt vor mehr als 40 Jahren, womit wir den Kreis zu Black Sabbath, der Mutter aller düster klingenden Bands, geschlossen hätten.
Manchmal liegen die Welten und Generationen ja auch gar nicht so weit voneinander entfernt - aber Prisma machen eine Art 'Modern Prog', ähnlich wie Terminal oder Crises. Sie beherrschen dabei die Kunst, komplexe Strukturen in kompakten Songs zu verbraten. Die Chorusse ähneln sich nur etwas zu sehr - kaum Überraschungseffekte. Deshalb sind die 'epischeren' Nummern mit am Interessantesten, so etwas wie "Alpha Fiasko" zum Beispiel, mit seinem lang gedehnten Aufbau. Oder "123 Part I", das komplett auf eine Struktur aus Strophe und Refrain verzichtet und sich in einer dreieinhalbminütigen Sequenz atmosphärisch stetig nach oben schraubt.
Die Strukturen sind angenehm vertrackt, aber der musikalische Fundus zur Umsetzung der angespannt-elegischen bis brachial-melancholischen Stimmungen bleibt eher begrenzt. Viele Passagen klingen - auch wenn sie technisch fein und schön verproggt und urgewaltig krafterfüllt und emotional sind - austauschbar. Die Verblüffungsmomente sind zu rar gesät. Ein Beispiel fürs Besondere ist "The Loyal", das sich langsam und getragen, fast wie in Trance ausbreitet und geduldig seine expressive Power-Atmo aufbaut. Dann heißt es: Kopf aus, Gefühl an. Ausgerechnet der untypischste Song, und davon bleibt ganz viel hängen. Noch außergewöhnlicher ist nur Track fünf, den die Band einfach 'ausfallen' lässt. Unterm Strich sind Prisma auf "You Name It" stark. Ohne Durchhänger, ohne Kompromisse. Aber zu wenig spektakulär oder individuell.
Line-up:
Michael Luginbühl (vocals)
Valentin Grendelmeier (guitar)
Marc Müllhaupt (bass)
Andi Wettstein (drums)
Tracklist |
01:Epigone (4:46)
02:8 (3:37)
03:Alpha Fiasko (6:46)
04:123 Part I (3:41)
05:- (0:06)
06:Broker (4:21)
07:The Loyal (4:24)
08:God's Heir (5:59)
09:Seceder (8:13)
10:Armada Insanity (5:12)
11:Tragger Architect (7:25)
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