Professor Longhair / Mardi Gras In New Orleans
Mardi Gras In New Orleans Spielzeit: 53:43
Medium: CD
Label: Blue/SPV, 2007
Stil: Blues


Review vom 15.07.2007


Joachim 'Joe' Brookes
RockTimes goes back to the roots, part 4.
Ist die Rede von Henry Roeland Byrd oder Roy Byrd oder Fess oder Professor Longhair sind wir ganz eng mit der Stadt New Orleans und ihrem Mardi Gras verbunden. Mardi Gras-Blues mit dem am 19.12.1918 geborenen Pianisten, der am 30.01.1980 an einem Herzinfarkt starb ist dem allgemein Musikinteressierten zumindest durch zwei Songs bekannt: "Mardi Gras In New Orleans" und "Tipitina", nach dem ein Club in New Orleans benannt wurde.
Der vorliegende Sampler enthält Professor Longhairs Visitenkarte "Mardi Gras In New Orleans". "Tipitina" fehlt leider.
Über 50 % der Songs stammen aus zwei der besten Alben von Professor Longhair: "Mardi Gras In New Orleans" und "New Orleans Piano".
Er war während seiner Laufbahn bei mehreren Labels unter Vertrag. Wasco war eine dieser Plattenfirmen, bei dem er Platten unter dem Namen Robert Boyd veröffentlichte. Hört man "East St. Louis Baby" und "Boyd's Bounce", in dem das Piano so klingt, als hätte es mal ein Stimmen nötig, ist offensichtlich, dass es sich um "Professor Longhair" und seine Combo handelt.
Namen, das ist auch so ein Thema, denn seine Begleitbands hießen New Orleans Boys, Blues Scholars oder Shuffling Hungarians. Ebenfalls firmierte er unter Professor Longhair Foundation oder Roy Byrd & His Blues Jumpers.
Zur Musik kam er durch seine Mutter Ella Mae Byrd, die selber Pianistin in einer Jazzband war und ihn auf seinen ersten musikalischen Schritten intensiv begleitete. Da war nicht nur das Piano angesagt, sie unterrichtet ihn auch am Schlagzeug sowie der Mundharmonika und brachte ihm das Tanzen bei.
Seinen Musikstil prägte auch die Zeit im Civilian Conservation Corps. Dort lernte er mexikanische, kubanische und spanische Musiker kennen. Deren Art zu spielen vermengte sich mit seinem Stil, sodass man diese Einflüsse in seinen Songs hören kann. Die Verknüpfung unterschiedlicher Stile und seine Tendenz, Löcher ins Piano zu treten, brachte ihm ca. 1948 in New Orleans die nötige Aufmerksamkeit.
"She Ain't Got No Hair" ist mit einem dezenten Schlagzeug-Groove unterlegt, ansonsten spielt der Professor auf seinem Piano. Die Backing-Vocals ergänzen den Longhair-Gesang prächtig. Ein schöner Stimmungsmacher, dieser Track. "Professor Longhair's Boogie" steht dem in nichts nach. Hier hören wir auch eine fetzige Bläserabteilung, die den Song dominiert, obendrauf gibt es noch ein tolles Sax-Solo. Das Piano ist in dieser Nummer Begleitinstrument.
Mit "Her Mind Is Gone" befinden wir uns im Mid-Tempo-Bereich und wieder ist das Saxofon tonangebend. Der Drummer streichelt die Felle seines Instruments mit den Jazz-Besen. "Who's Been Fooling You" ist geprägt von Longhairs intensivem Gesang, der seine Gefühle fast herausschreit. Gut gesetzte Breaks sorgen hier für die nötige Abwechslung. "Hey Little Girl" ist ein echter Stomper, in dem der Mann am Piano seine Qualitäten ausspielt.
Tief im 12-Takter ist, der Name sagt es ja schon, "Professor Longhair Blues" verwurzelt. Slow-Blues, den der Protagonist mit einer rauen Stimme singt, steht auf dem Programm. "Longhair Stomp", mit antiker Klangqualität, ist ein Instrumental des New Orleans-Musikers, das herrlich dahin fließt. In "Walk Your Blues Away" 'rumpelt' das Schlagzeug und der Professor spielt herrliche Pianoläufe.
Irgendwie macht die Musik des Künstlers, der Mitte der Sechzigerjahre auch wegen seiner Gesundheit aus dem Rampenlicht verschwand, richtig Spaß.
Anfang der Siebziger ging es wieder bergauf, Longhair spielte auf so renommierten Festivals wie dem Jazz & Hertiage (New Orleans/1971) und 1973 in Montreux. Kurz vor seinem Tod nahm er sein letztes Album, "Crawfish Fiesta" auf, das am Tag seiner Beisetzung veröffentlicht wurde.
Die Auswahl der Songs für "Mardi Gras In New Orleans" ist sehr gelungen, die Soundqualität ist schwankend, muss aber immer unter der Prämisse 'Zeitreise' gesehen werden.
Der Hörer bekommt einen tollen Einblick in die unterschiedlichen Schaffensphasen von Professor Longhair, der stimmungsvolle Musik gemacht hat.
Tracklist
01:Bye Bye Baby (2:28)
02:She Ain't Got No Hair (2:47)
03:Professor Longhair's Boogie (2:16)
04:Mardi Gras In New Orleans (2:22)
05:Byrd's Blues (2:43)
06:Her Mind Is Gone (2:35)
07:Hey Now Baby (2:44)
08:Oh Well (2:23)
09:Hadacol Bounce (2:57)
10:Longhair Stomp (2:41)
11:Been Foolin' Around (2:56)
12:Between Midnight And Day (2:40)
13:She Walks Right In (3:07)
14:Hey Little Girl (3:00)
15:Willie Mae (2:46)
16:Walk Your Blues Away (2:54)
17:Professor Longhair Blues (2:26)
18:East St. Louis Baby (2:50)
19:Boyd's Bounce (2:50)
20:Who's Been Fooling You (2:03)
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