Psilocybe Larvae? Spontan denke ich an den Tiamat-Song "Whatever That Hurts" von der Wildhoney:
»Honey tea, psilocybe larvae / honeymoon, silver spoon / psilocybe tea«
Genau diese Zeilen von 1994 inspirierten 1996 den russischen Sänger/Gitarristen Vitaly 'Larv' Belobritsky eine Band mit diesem Namen in Vyborg zu gründen.
Nach einem Demo ("Liar", 1997) und einem Samplerbeitrag ("Death Is Not The End", 1998) erschien 2000 das erste Album "Stigmata", zunächst als Eigenproduktion-Tape, dann ein Jahr drauf durch das Label Black Side Prod. als CD. Das zweite Album "Agony" folgte 2003.
Danach gab es eine Pause, bedingt durch bandinterne Schwierigkeiten und den Umzug nach St. Petersburg. So dauerte es bis 2008, bis die nächste CD, "Non-Existence", erschien und das erst einmal lediglich in Russland, der Ukraine und Belarus.
Eine weltweite Auflage kam 2009 bei Dark Harvest Records heraus. Ende 2010 habe ich diese erhalten und jetzt vorliegen.
Psilocybe Larvae selbst beschreiben ihre Musik als Doom, Death, Dark und Prog Metal.
Da möchte ich nicht widersprechen.
Nach einer kurzen sanften Einleitung kommt ein Heavy-Riff, danach wird "Castaway" erst einmal flott und aggressiv, dennoch immer wieder aufgelockert durch kurze langsamere oder ruhige Parts.
Solche Wechselspiele ziehen sich durch die ganze CD: Die Musik wechselt zwischen melancholisch-verträumt, dann verspielt oder auch mal rifflastig und schließlich (gemäßigte) schwarzmetallische Bosheit verbreitend. Vitaly grunzt, keift oder singt dazu, die Stimme passt sich also den unterschiedlichen verarbeiteten Einflüssen an.
So läuft "Non-Existence" nicht Gefahr einseitig oder langweilig zu werden, sondern bewegt sich gekonnt durch die angegebenen Stilrichtungen. Ich würde noch Gothic Metal ergänzen, wobei Psilocybe Larvae nicht so kitschig sind wie viele in jener Sparte und dies trotz Verwendung von Keyboard, das mal harmonische Intros spielen darf, dann aber auch dezent zum Grundgerüst eines Songs beiträgt.
Die Gitarren beherrschen jedoch meistens das Feld, verbreiten finstere Schwere und setzen harte Riffs.
Dennoch blitzen immer wieder schöne Melodien auf, zaubern Atmosphäre ins dunkle Grundgerüst, womit das Ergebnis für ganze finstere Gestalten wahrscheinlich nicht böse genug sein mag, während andere gerade darin die Stärke der Band sehen.
Und das zu Recht. Wer sich darauf einlässt bekommt mit "Non-Existence" eine interessante Reise durch die dunkle Seite des Metals geboten, die durchaus zu gefallen weiß und Eindruck hinterlässt.
Okay, an die Glanzzeiten von Tiamat kommen Psilocybe Larvae nicht heran und versuchen auch zum Glück gar nicht erst ein billiger Abklatsch davon zu sein - obwohl es schon Riffs gibt, die aus dieser Ecke bekannt vorkommen. Wobei Tiamat auch schon lange selbst nicht mehr die Stärke von früher erreichen.
Wer sich nach deren Anfangsphase sehnt (die ersten vier Scheiben) sollte "Non-Existence" mal antesten, auch wenn diese natürlich weder einen Ersatz noch eine Kopie darstellt.
Psilocybe Larvae sind eine hörenswerte Untergrund-Perle, die mit anderer Herkunft und großer Vermarktung einen anderen Bekanntheitsgrad und Status haben könnten.
Doch dann wären sie wahrscheinlich geschliffener und manchmal ist es gerade reizvoll, wenn die Musik etwas rauer und ursprünglicher ist.
Wer nach so etwas sucht und gerne mal den Blick in noch nicht ganz so erforschte Regionen wendet, um dort Alternativen zu finden, wird hier möglicherweise (geschmacksabhängig) fündig.
Line-up:
Vitaly (guitar, voices)
Andrey (guitars)
Alan (drums)
Alex (bass)
Dmitry (keyboards)
Tracklist |
01:Castaway (5:49)
02:Sleepwalkers (5:22)
03:Let The Flame... (5:56)
04:Cold Desert Of Eternity (6:19)
05:Non-Existent World (4:54)
06:Great Silence (4:48)
07:Asylum (5:06)
08:Threshold (5:24)
09:Condemnation (5:16)
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Externe Links:
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