RockTimes mal wieder auf Entdecker-Tour. Das war das Motto unseres heutigen Konzertbesuches. Sinn und Zweck dieser Expedition; die Suche und das Auftun immer neuer interessanter Lokalitäten für uns und vor allen Dingen für unsere Leser aus dieser Ecke.
Diesmal zog es uns nach Ilten, einem Ortsteil von Sehnde, in der Region Hannover. Dort ist seit September 2006 das Soundcheck zu Hause und konnte gleich in der Anfangszeit Top-Acts wie Julian Sas
und Das Dritte Ohr verpflichten. So etwas macht natürlich hellhörig, und so bot sich das Konzert von Rob Orlemans & Half Past Midnight für unseren Besuch geradezu an.
Auch unsere Kollegen von Radio Okerwelle hatten sich genau diesen Termin für ihre Premiere ausgesucht. Es ist schon unglaublich, wie oft wir uns bei den verschiedensten Gigs über den Weg laufen. So etwas nennt man wohl Seelenverwandtschaft. Wir wurden gleich sehr nett vom zuständigen Mann des Soundcheck, Uwe Rittentrop, empfangen und begrüßt und hatten so sofort die Gelegenheit uns über den Club zu informieren. Doch ich will nicht zu sehr abschweifen. Nur noch so viel: Im Mai dieses Jahres werde ich Euch das Soundcheck in einem gesonderten Artikel ausführlich vorstellen.
Nun aber zum Konzert selbst. Wieder eine Band, die mir bisher nur dem Namen nach bekannt war, eine Tatsache, die sich in den letzten Jahren aber fast immer als positiv herausgestellt hatte. Diesmal konnte mir RockTimes-Kollege Mike weiterhelfen und ermöglichte mir mit den beiden CDs "Live At Chicago" und Libertyville eine optimale Vorbereitung auf das Konzert. Schön, wenn man so kompetente Partner in der Redaktion hat, denn bei so einem riesen Spektrum wie der Rockmusik wäre ein einzelner Mensch doch ziemlich aufgeschmissen.
So hatte ich mich auf ein reines Blues und Bluesrock Konzert eingestellt, obwohl eine genauere Analyse nicht ganz so einfach war, da bei der Live-CD doch einige Gastmusiker dabei waren, die sicherlich Einfluss auf den 'normalen' Gruppensound genommen haben. Trotzdem war jede Menge Power und Tempo heraus zu hören. Dieser Auftritt würde mit Sicherheit vor Kraft strotzen und die Zuschauer auf Trab bringen, wenn sie nur einigermaßen auf Rock und ähnliches stehen würden. Und davon ging ich einfach mal aus.
Circa um 21.15 Uhr kamen Rob Orlemans (guitar, vocals), Piet Tromp (bass) und der neue Drummer Ernst van EE auf die Bühne, auf der zuvor übrigens per Leinwand ein Konzertmitschnitt von Eddie Turner gezeigt wurde, der als Nächster, am 28. März 2007, in Ilten live zu sehen sein wird. Gleich als Erstes wurde uns Don Nix' Klassiker "Goin' Down" entgegen geschleudert, der sich bei vielen Bands als idealer Einsteiger erwiesen hat. Doch diese Wucht, mit der uns der Song aus den Verstärkern rüber gebracht wurde, ließ mich schon leicht erschaudern. Donnerwetter, was für ein fettes Brett! Es dauerte auch nicht lange, und die ersten Ohrenstöpsel wurden verteilt. Übrigens als besonderer Service direkt von der Soundcheck Crew. So was erlebt man auch nicht alle Tage.
Was dann in dem zweiteiligen Set abging, war schon heftig. Das war Bluesrock mit deutlicher Betonung auf der zweiten Silbe. Die meisten Songs powerten mit Volldampf ins Publikum, ohne jedoch das klare Gitarrenspiel von Rob Orlemans zu verzerren. Auch gesanglich passte alles. Der kleine Niederländer (von mir geschätzte 160 cm Körperhöhe) verfügt über ein wirklich starkes Stimmorgan. Dazu legte die Rhythmussektion einen unheimlich trockenen und drängenden Sound an den Tag. Sowohl Piet Tromp als auch Ernst van EE, der in den letzten vier Jahren hintereinander zum besten holländischen Schlagzeuger gewählt wurde, hatten mehrmals Gelegenheit sich mit Soloeinlagen auszuzeichnen. Und das machten sie ganz hervorragend.
Während des gesamten Auftrittes war Rob Orlemans ständig unterwegs und ließ dabei keinen Winkel der Bühne aus. Und das Ganze erledigte er in einem Tempo, dass ich oft genug Schwierigkeiten hatte, ihn mit der Kamera zu erwischen. Allein vier (!) Mal setzte er zu ausgedehnten Ausflügen in den Saal an und ließ das Publikum so sein Gitarrenspiel fast hautnah miterleben. Respekt Rob! Das war großes Kino ohne auch nur einen Moment der Langeweile. Vor allem die doch relativ zahlreich anwesenden weiblichen Wesen bekamen bei so viel Bürgernähe leuchtende Augen.
Einziger Wehrmutstropfen bei diesem Konzert war die offensichtliche Vorliebe des Holländers für Altmeister Jimi Hendrix. Nicht, dass er die alten Songs schlecht rüber brachte. Nein im Gegenteil, da habe ich schon weitaus schwächere Interpretationen zu hören bekommen. Nein, nur die Menge machts. Gleich fünf Songs des Mannes aus Seattle waren selbst mir etwas zu viel. Rob Orlemans hat so viele eigene Titel geschrieben, dass so eine geballte Ladung Hendrix nicht unbedingt nötig war. Na ja, aber das ist nur meine ganz persönliche und subjektive Meinung.
Neben dem bereits erwähnten "Goin' Down" möchte ich noch eine weitere Coverversion erwähnen, die schon auf der Live-CD enthalten ist. "Suzie Q", bekannt geworden vor allem durch Creedence Clearwater Revival, verwurstete Rob Orlemans zu einem schwungvollen Rocksong, der mit der relativ relaxten Fassung der Amerikaner nur noch den Text gemeinsam hatte. Wirklich eine sehr gelungene Variante dieses Kultsongs.
Dann und wann gab es aber auch mal einen Slow-Blues, vorwiegend aus der "Libertyville" CD, aber selbst hier lag eine ungeheure Dynamik drin. Auf leise gefühlvolle Parts wurde fast gänzlich verzichtet. Das war in dieser Situation auch gar nicht notwendig, denn die Zuhörer waren hier deutlich auf Tempo und Drive aus. So war es nicht verwunderlich, dass sich vor der Bühne immer mehr Leute mit ziemlich heftigen Bewegungen einfanden und den Rocksound förmlich in sich aufsogen. Selbst unser Gastgeber Uwe ließ sich zu meinem größten Vergnügen anstecken und riskierte dabei fast einen Bandscheibenvorfall.
Nach 140 Minuten verließen wir leicht verschwitzt und ein wenig taub das Soundcheck in llten. Sowohl das Konzert von Half Past Midnight als auch der Club selbst hatten uns voll überzeugt. Hier ist wieder eine Location entstanden, in der gute Konzerte förmlich vorprogrammiert sind. Die äußeren Rahmenbedingungen passen, man fühlt sich sehr wohl, und die Crew ist sehr nett und freundlich. Klasse, dass sich hier wieder Leute zusammengefunden haben, für die gute Musik noch wichtig ist, und die auch das Risiko nicht scheuen, so einen Club aufzuziehen und am Leben zu erhalten.
Wir wünschen dem Soundcheck in Ilten viel Erfolg für die Zukunft und freuen uns auf das nächste Konzert, denn RockTimes war mit Sicherheit nicht zum letzten Mal hier!
Line-up:
Rob Orlemans (guitar,vocals)
Piet Tromp (bass)
Ernst van EE (drums)
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