Nach den ersten vorab auf der MySpace-Seite gehörten Takten hatte ich sofort unseren Freund
Markus Rill
im Kopf. Klar ein musikalischer Verwandter. Und was sehe ich jetzt auf der Homepage des mir bislang unbekannten
Robert Oberbeck? Die beiden hängen nicht nur gemeinsam rum, sondern
Markus ist auch auf dem dritten Album des Marburgers vertreten! Und mit
Thorsten Wingenfelder von
Fury und
Tom Ripphahn (
Hands On The Wheel) sind zwei weitere bekannte deutsche Szenemusiker an Bord.
Somit ist die Grundrichtung klar - gefühlsbetonte Roots Music aus der Singer/Songwriter-Ecke. Ich tu mir jetzt einfach mal leicht und bleib bei der Parallele mit
Markus: Keinen Deut schlechter - diese Scheibe ist jedoch um einiges 'heller' und nicht so 'amerikanisch' wie das letzte Hauptwerk des Würzburgers,
The Things That Count. Dass sie auch nicht ganz die Perfektion des Nashville-Werks hat und produktionsmäßig etwas rauer klingt, wäre als Negativ-Kriterium aber unfair.
Tom Ripphahn hat in seinem analoghaus-Studio gute Arbeit geleistet. Wie auf der Website nachzulesen ist, wurden auch kleinere Fehler im Kauf genommen, um den Fluss der Aufnahmen nicht zu stören. Damit genug des Vergleichs, das ist schon sehr hörenswert, was da von der Lahn kommt.
Bei der Instrumentierung gibt es viel zu entdecken, wenngleich auch die Stimme dahinter mitunter in der Lautstärke etwas zurückbleibt. Das Cello von Liudmila Firagina unterstreicht die wehmütigen und romantischen Stimmungen, die verschiedenen E-Gitarren und auch die bei "I Feel Good" eingesetzten Bläser geben den Songs die richtige Würze. Viel persönliche Emotion wird da spürbar und so frostig wie die Tage des langen Winters 2008/2009, in denen die Aufnahmen entstanden, klingt das wirklich nicht.
Robert Oberbeck singt nicht nur sehr ansprechend, die eigenhändig gespielten Akustikgitarre, Schlagzeug, Perkussion, Harmonika, Klavier und Dobro bilden die Grundlagen für seine selbstverfassten Stücke (mit etwas Hilfe von den genannten Freunden bei einzelnen Tracks).
Alle elf Titel sind gut gemacht und atmosphärisch, mitunter sind auch einige Vorbilder hörbar. Schöne Dramatikbögen und gekonnte Spannungsaufbauten sorgen für reichlich Feeling. Ein paar möchte ich herausheben. "Theo & Anna" ist ein Song über die ins KZ verschleppten Zigeuner-Geschwister Kreutz, anrührend aber nicht pathetisch, sensibel, aber nicht sentimental. Ähnlich gefühlvoll und zart "What Do You Need" sowie das abschließende "Goodnight". Es ist vielleicht doch einfacher, Emotionen in anderen Sprachen zu singen …