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Als dann 1988 "Now And Zen" erscheint, gibt es wiederum Schelte. Dieses Mal wird ihm unterstellt, seinen nunmehr kommerziellsten Silberling veröffentlicht zu haben, der bis dahin tatsächlich auch sein erfolgreichster sein sollte.
Plant hat andere Musiker rekrutiert, da die alte Garde nicht mehr so recht mitziehen wollte, zumal sie mit seinem eingeschlagenen musikalischen Weg nicht klar kam. Das neue Line-up besteht nun aus Doug Boyle (Gitarre), Phil Scragg (Bass), Phil Johnstone (Keyboards), Chris Blackwell (Drums, Percussion) und - man höre und staune: sein alter Weggefährte Jimmy Page unterstützt ihn tatkräftig mit einigen Gitarrensoli.
Die Songs rutschen tatsächlich fluppig in die Gehörgänge und es wird wesentlich weniger experimentiert, er scheint jetzt auf Nummer sicher gehen zu wollen. Bei "Shaken 'N' Stirred" fand sich im Grunde kein sauberer Refrain, das sollte dieses Mal geändert werden.
Schon mit dem mainstreamigen, sehr getragenen "Heaven Knows" zeigt Plant, gemeinsam mit Johnstone und Dave Barrett, die kompositorische Marschrichtung an.
Die Stücke sind geradlinig, es fehlen die früheren orientalische Einflüsse und Taktwechsel. Natürlich wird auch schon mal ordentlich gerockt ("Billy's Revenge"). Den einzigen Ausrutscher erlaubt sich Plant, als er Led Zeppelin-Fragmente (aus "Black Dog" sowie "Whole Lotta Love") in das ebenfalls rockige "Tall Cool One" einbaut.
Eine kleine Hommage an seine ehemalige Band?
Und er geht stellenweise wieder zurück zu seinen Wurzeln und lässt einige bluesige Riffs mit einstreuen, wie zum Beispiel bei "White, Clean And Neat".
Die Scheibe ist keinesfalls ein Weichspüler, sondern sehr abwechslungsreich und tatsächlich rundum gelungen. Der Erfolg selbiger verwundert wirklich nicht.
Bonus Tracks sind hier Live-Versionen von "Billy's Revenge", "Ship Of Fools" und "Tall Cool One".
Lassen wir jetzt erst einmal zur Einleitung für den nächsten Streich Mr. Plant persönlich zu Wort kommen:
»Ich halte "Now And Zen" immer noch für eine gute Platte, aber an ein paar Stellen hat sie wahrscheinlich auf den Feigling in mir gezeigt. Ich entschied mich einige Male für einen etwas zu soften Gesang, und ich denke, die neue Platte rückt das wieder zurecht - sie ist wirklich sehr demonstrativ.«[*]

Wir schreiben das Jahr 1990 und wieder lässt er von sich hören. Und was dieses Mal auf die geneigte Fangemeinde losgelassen wird, übertifft (meiner bescheidenen Meinung nach) alles bisher dagewesene: "Manic Nirvana"!
Nun ist es soweit: Plant hat mit seiner Vergangenheit endgültig Frieden geschlossen. Er kann und will es nicht verleugnen, der Sänger und Songwriter einer großartigen Band gewesen zu sein. Und genau diese Einstellung trägt dazu bei, ein Album voller Saft und Kraft entstehen zu lassen. Es wird experimentiert, was das Zeug herhält, ob nun mit verzerrten Gitarren, tollen Soli, krachenden Drums, kleinen orientalischen Elementen, klasse Breaks - Plant lässt hier die ganze Palette seines Einfallsreichtums einfließen und alle Mitwirkenden haben daran Spaß, das spürt man einfach. Seine Band ist, bis auf Tieftöner Phil Scragg, der durch Charlie Jones ersetzt wurde, die gleiche geblieben.
Hui, da geht doch gleich die Post ab, denn schon der Opener "Hurting Kind" haut voll auf die 13 und auch die nächsten Tracks stehen dem in nichts nach! Es wird gerockt, dass sich die Balken biegen und auch Plants Stimme wirkt kraftvoller, denn je. Der Sound, der mir aus den Boxen entgegenquillt, ist füllig, ja fast massig.
Mit dem akustischen "I Cried" sowie "Liars Dance" wird zwar mal der Stecker gezogen, aber bei "She Said" und "Nirvana" ist es gleich wieder vorbei mit der Verschnaufpause.
Meine Anspieltipps sind das ins leicht indisch-orientalische Gewand gepackte "Tie Dye On The Highway" mit Harpeinsprengseln, das mit tollem Background-Gesang gespickte, sich stetig aufbauende "Your Ma Said You Cried In Your Sleep Last Night" (bei dem der Drummer übrigens alles gibt) oder das sich ebenfalls im orientalischen Flair suhlende "Watching You" - Plant liefert Filigranarbeit!
Bonus Tracks: mit "Oompa (Watery Bint)", "One Love" und "Don't Look Back" sind drei völlig unbekannte Titel auf das Sahneschnittchen gepackt worden.

1993 gibt es ein weiteres neues Lebenszeichen des ehemaligen Led Zeppelin-Sängers. Mit "Fate Of Nation" knüpft Robert Plant da an, wo er mit "Manic Nirvana" aufgehört hat: stilistisch variable und spannend arrangierte Songs schmücken das Album, interpretiert von einem Sänger, der in absoluter Top-Form ist, umgesetzt von wechselnden Musikern bei den verschiedenen Tracks. Einzige Konstante ist Charlie Jones am Bass.
Plant, der schon sein ganzes Leben lang gern in afrikanischen und arabischen Ländern unterwegs war, und alles, was damit verbunden war, aufsog, wie ein Schwamm, verarbeitet diese traditionellen Eindrücke in seinen Kompositionen.
Im schleppenden Brachialrhythmus, natürlich mit folkloristischen Farbtupfern garniert, kommt "Calling To You" daher und auch bei "Down To The Sea" findet der Einsatz orientalischer Instrumente Verwendung. "I Believe" und "29 Palms" sind sehr melodische Pop-Nummern, hochdramatisch wirken dagegen wieder "Come Into My Life" und der "Memory Song" und mit "The Greatest Gift" wird es auch schon mal etwas bluesig.
"If I Were A Carpenter" ( Tim Hardin) wird von Plant genial gecovert.
Bei den Bonus Tracks lässt er sich nicht lumpen, es gibt "Colours Of A Shade", ein Acoustic-Mix von "Great Spirit", ein Demo von "Rollercoaster", das ca. eineinhalb-minütige "8.05" sowie das ebenfalls akustische "Dark Moon".
Mit "Fate Of Nation" ist dem Sänger ein weiterer Geniestreich gelungen.
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Als ich schon gar nicht mehr daran glaubte, jemals etwas Neues aus dem Hause Plant zu hören, erschien dann endlich - neun Jahre später - Dreamland, das ich 2002 bereits für RockTimes besprochen habe.
Musikalischen Mitstreiter sind dieses Mal Porl Thompson (ex- Cure-Gitarrist), Clive Deamer (Drummer: u.a. Portishead, Roni Size, Jeff Beck), Keyboarder und Streicher-Arrangeur John Baggot (u.a. Massive Attack, Portishead) und natürlich Langzeitbassist Charlie Jones.
Plant bietet auf dieser Scheibe sehr eigenwillig interpretierte Coverversionen solcher Klassiker wie Bukka Whites "Funny In My Mind (I Believe I'M Fixin' To Die), Tim Buckleys "Song To The Siren", Bob Dylans "One More Cup Of Coffee", das melancholische "Morning Drew" von Dobson & Rose, "Darkness Darkness" von Jesse Colin Young und "Skip's Song" von Alexander Lee Spence, die ebenfalls sehr gelungen sind. Natürlich wird auch der Hendrix -Klassiker "Hey Joe" in einer Plant'schen Version ordentlich durch den Wolf gedreht.
Bonus Tracks: "Dirt In A Hole", "Last Time I Saw Her (Remix)"
 2005 wird "Mighty ReArranger" veröffentlicht. Auch bei diesem Album hatte ich bereits das Vergnügen, meine bescheidene Meinung kund zu tun.
Das Line-up: Justin Adams ( Sinéad O'Connor, Jah Wobble: Gitarre, Gimbri, Darbouka) John Baggott ( Portishead, Massive Attack: Keyboard), Clive Deamer ( Portishead: Drums), Billy Fuller (Bass), Skin ( Skunk Anansie: Gitarre).
Hier wurden ebenfalls wieder unterschiedlichste Stil- und Klangelemente miteinander kombiniert, so dass ein facettenreiches, hochinteressantes Album mit sehr viel Tiefgang entstanden ist, das von knallhartem Rock über bluesige Stücke, folkloristischen Anleihen und hypnotischen Ambient-Soundteppichen alles bietet, was ein Plant-Fan-Herz höher schlagen lässt. Keine seiner neun Scheiben hatte trotz einiger Elektronik-Elemente sowie zarter Worldmusic-Klänge solch einen offensichtlichen Bezug zu Led Zeppelin, wie dieses. Und war der Vorgänger noch sanft und anschmiegsam, geht es in "Mighty ReArranger" wesentlich härter zu Sache.
Die ausführlichere Besprechung der Scheibe kann hier nachgelesen werden.
Bonus Tracks: "Red, White And Blue", "All The Money In The World", "Shine It All Around" (Girls Remix), "Tin Pan Valley" (Girls Remix), "The Enchanter" (Unkle Reconstruction)
Natürlich sind alle neun CDs remastered und der Ton somit von bester Qualität.

Als Zuckerle gibt es eine DVD mit 20 Videoclips, ausgesucht aus allen neun hier vorgestellten Scheiben, so dass noch einmal ein toller Querschnitt über Roberts Schaffensperiode entsteht.
Zusätzlich erzählt Robert Plant in einer ca. 60-minütigen Dokumentation über seine Karriere nach Led Zeppelin sowie über die Entstehungsgeschichte einzelner Clips und es kommen Freunde und Kollegen wie Lenny Kravitz, Phil Collins, Tori Amos, Roy Harper, Roger Daltrey, John McEnroe und Ahmet Ertegun zu Wort.
Bild und Ton sind natürlich ebenfalls vom Feinsten.
Mit dieser Box hat man sich wirklich was Nettes einfallen lassen. Alles in allem eine schöne und runde Sache für Robert Plant Fans und solche, die es noch werden wollen; die noch nicht im Besitz aller seiner Scheiben sind oder aber alles von ihm sammeln und somit auch in den Genuss seiner Bonustracks kommen möchten.
Und - da Weihnachten ja schließlich nicht mehr weit ist, könnte sich die Box bestimmt auf so manchem Gabentisch wiederfinden.
[*] Zitate entnommen "Led Zeppelin, Biographie einer Band" von Ritchie Yorke.
Tracklist |
Now And Zen:
01:Heaven Knows
02:Dance On My Own
03:Tall Cool One
04:The Way I Feel
05:Helen Of Troy
06:Billy's Revenge
07:Ship Of Fools
08:Why
09:White,Clean And Neat
10:Walking Towards Paradise
Bonus Tracks:
11:Billy's Revenge (Live)
12:Ship Of Fools (Live)
13:Tall Cool One (Live)
Spielzeit: 69:02
|
Manic Nirvana:
01:Hurting Kind
02:Big Love
03:S S S & Q
04:I Cried
05:She Said
06:Nirvana
07:Tie Dye On The Highway
08:Your Ma Said You Cried
09:Anniversary
10:Liars Dance
11:Watching You
Bonus Tracks:
12:Oompa (Watery Bint)
13:One Love
14:Don't Look Back
Spielzeit: 61:45
|
Fate Of Nations:
01:Calling To You
02:Down To The Sea
03:Come Into My Life
04:I Believe
05:29 Palms
06:Memory Song (Hello Hello)
07:If I Were A Carpenter
08:Promised Land
09:The Greatest Gift
10:Great Spirit
11:Network News
Bonus Tracks:
12:Colours Of A Shade
13:Great Spirit (Acoustic Mix)
14:Rollercoaster (Demo)
15:8.05
16:Dark Moon (Acoustic)
Spielzeit: 78:21
|
Dreamland:
01:Funny In My Mind (I Believe I'm Fixin' To Die)
02:Morning Dew
03:One More Cup Of Coffee
04:Last Time I Saw Her
05:Song To The Siren
06:Win My Train Fare Home
07:Darkness, Darkness
08:Red Dress
09:Hey Joe
10:Skip's Song
Bonus Tracks:
11Dirt In A Hole
12:Last Time I Saw Her (Remix)
Spielzeit: 62:49
|
Mighty Rearranger:
01:Another Tribe
02:Shine It All Around
03:Freedom Fries
04:Tin Pan Valley
05:All The Kings Horses
06:The Enchanter
07:Takamba
08:Dancing In Heaven
09:Somebody Knocking
10:Let The Four Winds Blow
11:Mighty Rearranger
12:Brother Ray
Bonus Tracks:
13:Red, White And Blue
14:All The Money In The World
15:Shine It All Around (Girls Remix)
16:Tin Pan Valley (Girls Remix)
17:The Enchanter (Unkle Reconstruction)
Spielzeit: 73:49
|
Nine Lives (DVD):
01:Burning Down One Side
02:Big Log
03:In The Mood
04:Rockin' At Midnight
05:Sea Of Love
06:Little By Little
07:Pink And Black
08:Heaven Knows
09:Tall Cool One
10:Ship Of Fools
11:Hurting Kind (I've Got My Eyes On You)
12:Nirvana
13:Tie Dye On the Highway
14:29 Palms
15:Calling To You
16:If I Were A Carpenter
17:I Belive
18:Morning Dew
19:Darkness, Darkness
20:Shine It All Around
Stereo and 5.1 Surround
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 Zurück zu Seite 1
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