Tess Parks / Blood Hot
Blood Hot Spielzeit: 40:55
Medium: CD
Label: 359 Music (Cherry Red Records), 2013
Stil: Psychedelic Pop

Review vom 15.12.2013


Markus Kerren
Wäre es nicht ein Fakt, dass die Kanadierin Tess Parks gerade mal erst Mitte Zwanzig ist, dann könnte man fast annehmen, dass ihr Debütalbum "Blood Hot" irgendwann gegen Ende der sechziger Jahre aufgenommen worden wäre. Die Atmosphäre dieser Scheibe passt perfekt in die Woodstock-Ära, oder auch noch in die folgenden paar Jahre, verbunden mit den Nachwehen des Begreifens eines zerstörten Lebenstraums. Nicht, dass hier irgendetwas zerstört oder destruktiv wirken würden, vielmehr liegt ein Schleier des Sanften, der Liebe, des Suchenden, aber auch der bewusstseinserweiternden Medikamente über dieser Platte.
Tess Parks, geboren und aufgewachsen im kanadischen Toronto, zog im zarten Alter von 17 Jahren von dieser Metropole in die nächste, nämlich London, um dort Photographie zu studieren. Irgendwann lief dort aber so ziemlich alles (wenn in ihrer Bio auch nicht weiter definiert ist, was dieses 'alles' nun genau war) schief und nach vier Jahren kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück. Gegen Ende des Jahres 2012 stellte sie dort dann ihre momentane Band zusammen, um mit dieser auch ihr Debüt, das hier vorliegende "Blood Hot" aufzunehmen.
Die Kanadierin trägt ihre Stücke fast durchgängig gesanglich sehr sanft, fast wie unter Betäubung vor. Täuschen lassen sollte man sich davon allerdings nicht, denn zum einen sind die Texte sehr tiefgründig und persönlich und zum anderen kann die Lady, wenn sie denn will, auch sehr entschieden und bestimmend werden. Aber die Grundatmosphäre ist schon sehr laid back gehalten, sehr relaxt. Und dann doch wieder sehr einnehmend, sehr atmosphärisch, auf gewisse Art weise wirkend und wie aus einem anderen Leben zu dem Hörer sprechend.
Selbst ohne dass ein direkter Vergleich wirklich angemessen wäre, atmet hier auch der Geist mancher Velvet Underground-Songs oder es zieht mal ein Brise aus den Soloalben Nicos vorbei. Denn auch auf dem Album von Miss Parks ist immer wieder der rockige Background der Band gegeben, während die gute Tess mit ihrem Gesang irgendwie permanent über allem zu schweben scheint. Natürlich vermittelt das alles auch eine etwas 'zugedröhnte' Atmosphäre, aber niemand wird irgendwelche Hilfsmittel dafür benötigen, in diese gut vierzig Minuten Musik eintauchen und sich fallen lassen zu können.
Eine sehr gute Wahl zur ersten Single war außerdem die Nummer "Somedays", die die Kanadierin im Prinzip schon genau so präsentiert, wie sie auf dem ganzen Album in Erscheinung tritt. Vielleicht etwas treibender und eingängiger als es beim restlichen Material zunächst den Anschein hat, aber auch die restlichen zehn Tracks gehen nach nur kurzer Anhörzeit ebenfalls ganz wunderbar ins Ohr. Das ist schon ziemlich einzigartiges 'Zeug', zu dem mir aus der Jetzt-Zeit auch keine wirkliche Vergleichs-Band und/oder Sänger/in einfällt.
Als Fazit will ich gerne festhalten, dass man sich - wenn in der richtigen Stimmung - ganz wunderbar in den sanften Psychedelic Pop/Rock von "Blood Hot" fallen lassen und die Gedanken kreisen lassen kann. Oder auch nicht, dieses Album von Tess Parks funktioniert auch ganz wunderbar, wenn man einfach nur die Augen zu macht, die Schwärze betrachtet und sich schlicht und ergreifend aufs Zuhören konzentriert. Sehr schönes Teil, nicht unbedingt für jeden Tag und jede Situation geeignet, aber wenn es gerade passt, dann passt es richtig.
Für alle, die Anspieltipps brauchen/wollen/wünschen: "Somedays", "Gates Of Broadway" und "Walk Behind Your House".
Line-up:
Tess Parks (lead vocals)
Andrew McGill (guitars)
Thomas Huhtala (bass)
Thomas Paxton-Beesley (all other instruments)
Tracklist
01:Somedays
02:Gates Of Broadway
03:When I Am Young
04:Refugee Camp
05:Stick Around
06:Open Your Mind
07:Walk Behind Your House
08:Goodnight Love
09:This Time Next Year
10:Life Is But A Dream
11:Love Around
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