Alan Reed / Dancing With Ghosts
Dancing With Ghosts Spielzeit: 25:26
Medium: CD
Label: Just For Kicks, 2011
Stil: Prog Rock

Review vom 06.12.2011


Boris Theobald
"Dancing With Ghosts" - Alan Reed 'tanzt mit den Geistern' seiner Vergangenheit. Und denen der Gegenwart und Zukunft. Das ist seine musikalische Antwort auf das offenkundig unfreiwillige Aus bei den britischen Prog-Altmeistern Pallas, für die der Schotte ein viertel Jahrhundert lang hinter dem Mikrofon stand. Die EP "Dancing With Ghosts" ist, bis auf Gast-Auftritte wie beispielsweise mit Credo, sein erstes Lebenszeichen seither und eilt seinem ersten Soloalbum "First In A Field Of One" voraus. Der Mann hat also einiges vor.
Hier beschränkt er sich auf unverstärkte Darbietungen, wobei 'beschränkt' gar nicht negativ klingen soll. »It's often been said that the true test of the strength of a song is if you can play it successully with just acoustic guitar and voice«, sagt er. Und gibt es eine Art Neugeburt von zwei Pallas-Stücken, bei denen er als Songwriter mit beteiligt war. Das Ergebnis der Songs in 'kleiner' Instrumentierung ist ganz groß.
Der Klassiker "Sanctuary" erklingt in mysteriös-umnebeltem Retro Prog-Charme. Zwei Minuten der Pathos-beladene, tiefgründige Tremolo-Gesang Reeds zu Sitar-Klängen, danach viel Dynamik in verproggtem Drive, unterstützt von feinfühlig eingesetzten Atmo-Synthies. Und "Who's To Blame", ein Song, der 'erst' zehn Jahre alt ist, wird ebenfalls zu einer akustischen Perle: ein süchtig machendes Akustik-Riff und melancholischer Gesang.
Reed beweist, dass 'akustisch' nicht gleich 'Ballade' ist! Überhaupt nicht. Da sind Spannungen drin, Energie und Dynamik, Elegie genauso wie Drang. Erinnert mich ein wenig an den ersten Teil von Charlie Dominicis O3-Trilogy. Aber auch an Unplugged-Varianten des Kollegen Fish, wie auf "Communion". Fans von Neo- und Retroproggern wie Arena oder Magenta dürften voll auf ihre Kosten kommen. Sicher kein Zufall, dass Reed mit eben jenen beiden zuletzt zusammen auf der Bühne stand.
Mit "Kean On The Job" ist sogar ein ururalter Song am Start, von Abel Ganz, wo Reed vor seinem Einstieg bei Pallas gesungen hatte. Hier wird es doch balladenhaft mit einem Mix aus Akustischer und Klavier - aber die Atmosphäre ist einfach zauberhaft! Könnte in dieser Fassung von den frühen Marillion sein oder zumindest der ruhige Teil eines Songs, der irgendwann Fahrt aufnimmt. Braucht er aber nicht. Wirkt.
Das erste (mutmaßlich) neue Stück, "Teardrops In The Rain" hat wieder wenig von einer Ballade, obwohl außer des Gesangs nur die Akustikgitarre vorkommt. Reed bedient sie flink und erzeugt eine leicht mysteriöse Stimmung, verträumt und dennoch spannend... Bannwirkung ohne große Lautstärke. Obwohl er seinen variablen Gesang durchaus mit einigen Crescendos und Decrescendos einzusetzen weiß!
Etwas überraschend kommt der Rausschmeißer "Begin Again" daher: Sehr flott, optimistisch und aufwärtsstrebend. Feier-Folk, unterstützt von reduzierter Percussion von Pendragon-Mann Scott Higham: nur Bass Drum und Toms. Klingt klasse! Und auch hier schwebt immer dieses expressiv-Wehmütige im Gesang durch... 'Begin Again' - wenn wir das als Motto nehmen können und diese akustische EP als Maßstab, dann erwarten wir vom kommenden Album Großes!
Line-up:
Alan Reed (guitars, bass)
Mark Spencer (keyboards, sitar)
Jennifer Clark (upright and acoustic bass)
Scott Higham (percussion)
Tracklist
Part One
01:Sanctuary (5:55)
02:Who's To Blame? (4:53)
03:Kean On The Job (5:34)
04:Teardrops In The Rain (3:04)
05:Begin Again (5:58)
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