Dieses Datum, der 2. März 2012, wird mir in Richtung Konzertbesuche noch sehr lange im Gedächtnis bleiben, denn noch nie gab es so viele unerwartete Zwischenfälle, bevor die ersten Takte aus den Boxen kamen. Eigentlich war für diesen Freitagabend die Kris Pohlmann Band fest eingeplant, doch der Gig musste ausfallen, da Rainers Rockhaus momentan keine Konzerte mehr veranstaltet. Okay, dann eben Louisianan Red in der Kniestedter Kirche, Salzgitter, ebenfalls ein Act, den wir bisher noch nicht live erlebt hatten. Doch auch hier kam die Absage, diesmal wegen Krankheit des Musikers, die darin gipfelte, dass der Bluesmann am 25.02.2012 verstarb. Ausfall Nummer zwei! Doch auch der kurzfristige Ersatz ließ uns aufhorchen, denn der hieß Jimmy Reiter Band und war bereits von meinem geschätzten Bluesbruder Joe mit seinem Debüt-Album High Priest Of Nothing sehr positiv beurteilt worden.
Schon seit seiner Jugendzeit gehört Jimmy Reiter fest zur Osnabrücker Bluesszene, wo er im Pink Piano seine ersten Konzerte sah und dann auch spielte. Seitdem war er immer wieder auf Alben verschiedener Kollegen, wie Big Daddy Wilson und Keith Dunn zu hören und tourte mit Memo Gonzales, Boo Boo Davis und Albi Donelly's Supercharge durch die Lande.
Außerdem lernte er im Jahr 1999 den Amerikanischen Harpspieler und Sänger Doug Jay kennen und schloss sich dessen Band The Bluejays an. Desweiteren ist Jimmy Mitglied der Bluesnight Band, mit denen er immer wieder wechselnde 'Stargäste' auf ihren Touren begleitet.
Im Jahr 2011 war es dann an der Zeit, seine erste eigene Band auf die Beine zu stellen und das bereits oben erwähnte Debüt einzuspielen. Für die Promotion-Tour des Albums hat sich Jimmy Reiter mit exzellenten Musikern umgeben. Die Rhythmus-Sektion besteht aus dem Hamburger Drummer Björn Puls, sowie dem Niederländischen Bassmann Jasper Mortier. Weiterhin ist der ehemalige Henrik Freischlader-Keyboarder Mo Fuhrhop mit von der Partie, der sich als der perfekte Gegenpart zum Namensgeber der Band erweisen sollte. Die beiden Musiker ergänzen sich wirklich perfekt, wirkten hervorragend eingespielt und lieferten sich auf der Bühne immer wieder packende Zwiegespräche auf ihren Instrumenten. Überhaupt muss man feststellen, dass die Jimmy Reiter Band wie aus einem Guss zusammenspielt und über jede Menge Feeling verfügt.
Feeling, das auch unbedingt notwendig ist, denn schließlich ist der Blues in Reinkultur das Thema der Band. Nur zwei Mal gab es sehr kraftvollen Funkrock auf die Ohren, bei dem vor allem das Bassspiel von Motier auffiel. Jeder Griff in die dicken Saiten ließ die Bühne erbeben und sorgte für ein wohliges Gefühl in den Gedärmen. Auch bei den übrigen Songs konnte der coole Holländer mit seinem sehr differenzierten Spiel voll überzeugen. So verwunderte es auch nicht, dass er natürlich auch Zeit für ein Solo bekam, das aber nicht übertrieben lang ausfiel, dafür aber umso intensiver ausfiel. Das Gleiche war auch beim Drumsolo der Fall, das für mich allerdings durchaus ein paar Minuten länger dauern durfte, aber auch so für viel Applaus sorgte.
Die übrigen Titel standen aber ganz im Zeichen des 12-Takters. Dabei kam die große Liebe des Gitarristen zu Freddie und Albert King ganz deutlich zum Vorschein, von denen es auch etliche Songs als Coverversionen zu hören gab. Doch auch Guitar Shorty und Albert James wurden berücksichtigt. Außerdem wurde natürlich auch an Louisiana Red erinnert, mit dem Jimmy Reiter mehrmals gemeinsam auf der Bühne stand. So entwickelte sich ein sehr relaxtes Konzert, bei dem sich Bluesklassiker mit den eigenen Songs des aktuellen Longplayers ablösten. Es war schon erstaunlich, wie authentisch Jimmy Reiter die Sounds der Altmeister rüber brachte.
Und dabei gab der Gitarrist wirklich alles. Es war herrlich anzusehen, wie sich der Mann voll konzentrierte und sich mit seiner Energie und ganzen Kraft in die einzelnen Songs reinkniete. Jimmy Reiter hat den Blues in jedem Zentimeter seines Körpers, und so waren die Wechselspiele zwischen richtig gut losgehenden Parts, die ab und zu schon fast Jam-Charakter aufwiesen und den ganz ruhigen Passagen die absoluten Highlights des Konzertes. Übrigens gab es bei diesem Gig bei den leisen Teilen keinerlei Störungen durch ein laberndes Publikum. Eine Tatsache, die auch mal erwähnt werden muss, denn das passiert ja leider auch viel zu selten.
Besonders erwähnenswert war aber auch Mo Fuhrhop. Der Keyboarder war nicht nur als Begleiter von Jimmy Reiter die perfekte Wahl, nein, auch als Solist konnte er immer wieder glänzen und machte davon auch reichlich Gebrauch. Egal ob mit schweren Orgel- oder treibenden Pianoklängen sorgte er für den satten Sound des Auftritts. Mehrmals drehte er so richtig auf, während sich Jimmy Reiter dann auf die reine Begleitung am Sechssaiter beschränkte, und legte dabei eine unglaubliche Spielfreude an den Tag, wie man überhaupt der ganzen Truppe den Spaß an dem Gig förmlich ansah. So muss ein Konzert von Musikern ablaufen, die ohne jedwede Dünkel auf der Bühne stehen.
Als dann mit einem instrumentalen Boogie, der in seinem Grundrhythmus an den legendären "L.B. Boogie" der niederländischen Band Livin Blues erinnerte, das Set beendet wurde, waren sehr gute und kurzweilige 135 Minuten voller Energie fast zu Ende. Nun folgte mit "I Gotta Move" noch ein kleines Tribute an Louisiana Red, der diesen Song auch öfter live gespielt hatte. Ein würdiger Abschluss eines Konzertes, das so richtig viel Spaß gemacht hat. Die Jimmy Reiter Band ist in dieser Form immer einen Besuch wert, und ich habe wieder eine sehr starke Gruppe kennengelernt, die richtig gute Musik auf der Pfanne hat.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Antje Fischer von der Stadt Salzgitter für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Jimmy Reiter (guitar, vocals)
Mo Fuhrhop (keyboards)
Jasper Mortier (bass, backing vocals)
Björn Puls (drums, backing vocals)
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