Kimmie Rhodes ist die Meisterin der leisen Töne. Wobei man sich von diesem Satz nicht auf eine falsche Fährte locken lassen sollte, denn sooo leise ist zumindest die Musik der Amerikanerin eigentlich gar nicht. Diese Aussage bezieht sich vielmehr auf den zarten, sehr gefühlvollen Gesang, der die Alben von Kimmie veredelt und ihnen seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Gerade erst vor ein paar Monaten konnten wir euch das Weihnachts-Album Miracles On Christmas Day (mit fast durchgehend eigen komponiertem Material) vorstellen und ich konnte mich gar nicht so schnell umgucken, wie ich jetzt bereits das nächste Studio-Werk der fleißigen Singer/Songwriterin aus Austin, Texas vorliegen habe.
Und, wenn ich das gleich mal vorweg nehmen darf, mit "Dreams Of Flying" legt Kimmie Rhodes ein paar ganz ordentliche Schippen zu. Ich muss zugeben, dass ich direkt beim ersten Durchlauf von der relaxten Atmosphäre, dem angenehm warmen Sound, dem sehr starken Songwriting und dem massenhaft vorhandenen Feeling der Vocals begeistert war. Vom Personal ist im Vergleich zum Vorgänger lediglich ihr Sohn und Multiinstrumentalist Gabriel Rhodes übrig geblieben, der auch die vorliegende Scheibe produziert hat. Aber Kimmie hat eigentlich immer ein tolles Händchen bei der Auswahl ihrer Begleitmusiker, die auch hier astreine Leistungen abliefern.
Dass die ganz Grossen der Texas-Country/Singer/Songwriter-Brigade (u.a. Willie Nelson und Townes Van Zant) schon seit Beginn von Rhodes' Karriere Riesenstücke auf sie hielten und mit ihr zusammen arbeiteten, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Auf dem vorliegenden Album ist niemand anderes als Joe Ely zu Gast, der mit Kimmie ein schönes, sehr gefühlvolles Duett zu Donovans "Catch The Wind" zum Besten gibt, das die Zerbrechlichkeit und Niedergeschlagenheit des Lamentierenden erst so richtig ans Licht bringt. In das gleiche Schema fällt auch "New Way Through", bei dem auch eine todtraurige Harmonika dabei ist, die die in diesem Titel ausgestrahlte Hoffnungslosigkeit noch verstärkt. Sehr traurig, aber auch wunderschön.
Eröffnet wird das Album mit "Dreams Of Flying", dem Hit-Song der Scheibe. Der Beat ist bestimmender, treibender und Kimmie legt ihre wunderschönen Gesangsmelodien darüber, getrieben von einem tief gefühlten Fernweh. Ob die Nummer in den Charts was reißen kann, kann erst die Zukunft zeigen, aber hohes Potenzial ist gegeben. Ebenfalls im Upbeat gehalten ist "Turnin' My World", ein Liebeslied der schönen Art. Ein tolles Gitarrensolo und herrliche E-Piano-Klänge gibt es oben drauf. John Mills ist mit dem Saxophon und der Klarinette für "Like Love To Me" zur Stelle und fügt dem Gesamtbild damit neue Farbtupfer hinzu.
"Luh Luh Love" verfügt sowohl über einen schönen Groove wie auch über ein gutes Stück Pop-Appeal, weshalb ich es mir auch sehr gut als Single vorstellen könnte. Mit der starken wie melancholischen Piano-Ballade "Start Saying Goodbye" entlässt uns Kimmie schließlich bestens gelaunt in den Rest des Abends. Und der kann gerne auch mal in Richtung Repeat-Taste führen.
"Dreams Of Flying" ist ein wunderschönes, abwechslungsreiches und sehr gefühlvolles Album geworden, das jedem Freund der gehobenen Singer/Songwriter-Schule wärmstens ans Herz gelegt werden kann. Kimmie Rhodes ist eine hervorragende Sängerin, die ich vom überlieferten Feeling nicht weit weg von Janis Joplin ansiedeln würde. Nur, dass sie dieses Feeling eben anders und leiser übermittelt. Wobei sich der Kreis zum einleitenden Satz dieses Reviews wieder schließt. Beste Unterhaltung auf sehr hohem Niveau, wenn man es auch mal etwas ruhiger mag. Klasse!
Line-up:
Kimmie Rhodes (acoustic guitars, lead vocals)
Gabriel Rhodes (guitars, keyboards, mandolin, banjo, background vocals)
Charlie Sexton (bass)
John Gardner (drums & percussion)
Mike Thompson (keyboards, mandolin)
John Mills (saxophone, clarinet)
Joe Ely (vocals - #4)
Tracklist |
01:Dreams Of Flying
02:Back Again
03:Like Love To Me
04:Catch The Wind
05:Turnin' My World
06:One By One
07:New Way Through
08:Unholy Ghost
09:Not A Cloud
10:Luh Luh Love
11:Start Saying Goodbye
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