Markus Rill & The Troublemakers / Dream Anyway
Dream Anyway Spielzeit: 47:01
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2016
Stil: Roots Rock, Americana


Review vom 24.03.2016


Markus Kerren
Etwas ungewiss standen die Zeichen, bevor Markus Rill mit seinen Troublemakers im Spätsommer des letzten Jahres ins Studio ging, um den neuen Longplayer "Dream Anyway" aufzunehmen. Denn nicht nur war mit Marco Hohner ein neuer Lead-Gitarrist in der Band, sondern kurz vor knapp musste auch der noch frischer dazugestoßene Schlagzeuger Max Ludwig aus persönlichen Gründen passen. Mit Leonardo von Papp war also ein weiterer Musiker sogar noch kurzfristiger mit dabei. Was man den 13 neuen Tracks aber - soviel darf ich jetzt schon verraten - zu keinem Zeitpunkt anmerkt.
Man kann eigentlich nur immer wieder staunen, denn Markus Rill hat mit dieser neuen Scheibe einen, ach was, fast drei weitere Schritte nach vorne gemacht. Ein guter Songwriter war er zwar immer schon, aber auch diesbezüglich hat er hier noch einen draufgesetzt. Die Palette reicht von mainstreamigem, radio- sowie auch stadiontauglichem Rock der Marke Steve Earle oder
Bruce Springsteen ("Something Great") über Staubtrockenes wie Eingängiges (der Titelsong) bis hin zu nachdenklichen Roots-Stücken ("Losing My Mind").
Der auch im Interview sehr interessante sowie unterhaltsame Musiker macht eigentlich wenig wirklich anders als zuvor, nur sind die neuen Stücke nochmal ausgefeilter, abgeklärter und dennoch ehrlich zu seinen Roots. Die Eingängigkeit hatte ich bereits erwähnt und die trifft auf diesem Album auf nahezu jeden einzelnen Song zu. Mit einem zwinkernden Auge steht er zu seinen Einflüssen und verbeugt sich beispielsweise mit "The Girl In The Polka Dot Dress" vor dem großen Buddy Holly und dessen Nummer "Not Fade Away". Sehr clever und dazu so sympathisch gebracht, dass man Rill dies nie zum Vorwurf machen könnte.
Dazu kommt, dass der zwischen Würzburg und München pendelnde Mann erneut sehr gute und teilweise tiefgehende Texte vorlegt. Angesprochen werden so unterschiedliche Themen wie ein an seinem Zölibat (ver-) zweifelnder Priester ("Caroline's Confession"), Demenz ("Losing My Mind") oder scharfe Kritik an den Staatsmännern und -frauen ("Some Democracy") die unser Leben beeinflussen bis hin zu Autobiografischem ("Something Great") oder einem Appell an den positiven gegenseitigen Umgang miteinander ("Better"). Sicherlich sind das keine Themen, die noch nie da waren. Aber es sind auch Themen, die nicht laut und oft genug in Erinnerung gerufen werden können. Markus Rill bringt all dies gut durchdacht, mit einer großen Portion Feeling und alles andere als platt.
Herrlich und unbedingt erwähnenswert ist auch "Walk On Water" über einen dieser Typen, den wahrscheinlich jeder von uns schon einmal (in der ein oder anderen Form) getroffen hat. Es wird dir das Blaue vom Himmel über die eigene Herrlichkeit vorgelogen, während im gleichen Hinterkopf schon die eigene Entschuldigung parat liegt.
»I can walk on water - unless I sink
I promise to stay sober - unless I need a drink
I can walk on water - skip across like a stone
I will love you forever - unless I don't...«
Live hatte Rill das Ganze als Stück über einen Heiratsschwindler angekündigt (»I'll take you for my wife, 'cos right now I only got two......« oder »I love you for your character AND your credit card...«), was auch wunderbar hinkommt. Zusätzliche Assoziationen darf jeder für sich selbst vornehmen.
Kompliment an Markus Rill & The Troublemakers, die mit "Dream Anyway" ein Riesenalbum und absoluten Tipp für alle abgeliefert haben, die auf Roots- unnd Americana-Musik stehen. Was sowohl Songwriting, Arrangements, Umsetzung (klasse Band!), Gesang und auch Sound betrifft: Es stimmt nicht nur alles, sondern sämtliche Tracks wurden perfekt in Szene gesetzt.
Wer Markus Rill (& The Troublemakers) noch nicht kennt, sollte dies schleunigst nachholen. Und am besten gleich mit "Dream Anyway" einsteigen! Dicker Tipp!
Line-up:
Markus Rill (acoustic & electric guitars, harmonica, 6-string cheater banjo, lead vocals)
Marco Hohner (electric & acoustic guitars, slide, lap steel, mando, banjo, background vocals)
Manuela Huber (piano, electric piano, organ, farfisa, accordion, background vocals)
Chris Reiss (electric & semi-acoustic bass, upright bass, Irish bouzouki)
Leonardo von Papp (drums & percussion)
Tracklist
01:Something Great
02:Walk On Water
03:The Pauper's Daughter
04:Caroline's Confession
05:Poor Man's Set Of Wheels
06:Losing My Mind
07:The Girl In The Polka Dot Dress
08:Over Long Ago
09:Hands Of Mercy
10:Some Democracy
11:Better
12:Roll Along
13:Dream Anyway
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