Es ist schon verblüffend, wieviel neue und interessante Roots Music wir aus Kanada erhalten, die hierzulande wohl nur Spezialisten bekannt sein dürfte. Seit kurzem bekommen wir auch die Veröffentlichungen des Borealis-Labels und was davon bislang auf meinem Plattenteller landete, ist durchwegs außergewöhnlich (s.
James Hill & Anne Davison).
Nathan Rogers ist der 1979 geborene Spross einer in Kanada bekannten Musikerfamilie und Sohn des 1983 verunglückten
Sam Rogers. Die Einflüsse des häuslichen Umfelds und die der bekannten Singer/Songwriter-Größen des Landes bestimmten zunächst die musikalische Richtung des mit vielen Talenten ausgestatteten
Nathan, der auch einen Studienabschluss in
komparativer Religionswissenschaft aufweisen kann. Inzwischen hat er sich längst emanzipiert und zu einem eigenständigen Künstler entwickelt, der mit seiner kraftvollen Stimme u.a. die Technik des
Throat-Singings beherrscht. Die hat er durch Studien bei den bekannten mongolischen Sängern und den einheimischen Inuit erlernt. Aber auch sein Spiel auf den Meistergitarren von
Laskin ist hervorragend und macht das Album zum Genuss. Nach "True Stories" von 2005 ist "The Gauntlet" das 2009 veröffentlichte Zweitwerk, das alle Folkfriends aufhorchen lassen sollte.
Bereits mit dem Opener und Titelsong nimmt diese unverkennbare Celtic Voice den Hörer ein - ein Paradebeispiel für einen modernen, flotten Folksong, der von einem pluggernden Bass und einer Djembe angetrieben wird. Keri Latimer gehört die schöne Begleitstimme in den folgenden kammermusikalisch angelegten Balladen. "Fingerprints" und das spätere "Billboard Babies" rocken und ziehen garantiert die Konzert-Besucher auf die Tanzfläche. Sozialkritisches präsentiert Rogers mit "Carmerica" und bestätigt damit die alte Singer/Songwriter-Tradition. Mit "Better Than Me" zeigt er die andere Seite der Wandermusikanten, die lustige und unterhaltsame. In "Naamche Bazaar" verbindet er verblüffend gelungen und mitreißend den exotischen Kehlgesang mit einem groovigen Rhythmus. Balladesk wieder "Willie O'Winsbury", gefolgt von dem stürmischen "Moving Mountains" und dem hymnisch vorgetragenen "The Puddler's Tale". "The Last Word" gehört Tochter Bella-Sophia und beschließt ein abwechslungsreiches, musikalisch anspruchsvolles, aber keineswegs anstrengendes Album.
Für alle, die das Feuer weitertragen!