Es ist jetzt fast genau zwei Jahre her, dass ich mit der Besprechung des Albums Where To Go zum ersten Mal mit der Band aus Quickborn in Berührung kam, und schon damals war ich schwer beeindruckt von dieser Power, die Railroad auf dem Silberling rüber brachten. Da wurden keine Gefangenen gemacht. Die Sichtweise ging ausschließlich nach vorne mit dem Ziel, den Hörer durch starke Rhythmen und gekonnte Riffs in Stimmung zu bringen und perfekt zu unterhalten.
Nun dreht sich die aktuelle CD "Something Good" in meinem Player und macht genau da weiter, wo sie damals aufgehört haben. Zwar wurde inzwischen die gesamte Rhythmus-Sektion ausgetauscht, was aber zu keinerlei musikalischem Qualitätsverlust führte. Im Gegenteil, Marcin Axel Kuziel sorgt mit seine knochentrockenen, aber sehr präzisen Drums für einen unglaublichen Drive und scheint sich mit dem neuen Bassmann Tobey Nikorowitsch perfekt zu ergänzen. Jedenfalls bilden die beiden Neuen eine ideale Grundlage für den Boogie Rock der Band, der nach wie vor angesagt ist.
So dürfte es für die zwei altgedienten Railroad-Mitglieder Tim Schwarz und Arne Dieckmann ein Leichtes gewesen sein, ihr neues Material zusammen zu stellen, zumal die Richtung weiterhin klar vorgegeben ist. Die Einflüsse von AC/DC, Rose Tattoo, Dan Baird und vor allen Dingen Status Quo sind nicht zu überhören und sorgen für mächtig Alarm.
Die beiden Gitarren entfachen in jeder einzelnen der elf Eigenkompositionen einen derart komplexen Sound, dass ein Zuhören ohne Ganzkörperbewegung so gut wie unmöglich ist. Und dennoch sind feine Unterschiede herauszuhören. Während straighte Boogie-Rocker wie "Under Construction" oder der Opener "Bottle Of Beer" volles Rohr auf die Tube drücken und alle Gegenstände in der Nähe in Grund und Boden blasen, geht es auch mal etwas gesetzter, wenn auch nicht weniger kraftvoll. Hier sei besonders der Titel "Thinkin'" erwähnt, der mit seinem verschleppten Rhythmus und der so richtig wummernden Basslinie ein wenig aus dem Rahmen fällt und sehr schön anzuhören ist.
Auch "The Hunter" (übrigens nicht zu verwechseln mit dem Free-Klassiker) unterscheidet sich etwas von den restlichen Songs, beinhaltet er doch mittendrin einen kleinen Ausflug in Double-Lead-Gefilde. Wishbone Ash lassen kurz grüßen.
Die einzige Komposition von Basser Nikorowitsch, der rollende Boogie "I Have To Go", hat ebenfalls eine Besonderheit zu bieten, denn neben dem Wechsel am Gesangsmikrofon hat sich hier zusätzlich eine Harmonika eingeschlichen. Eine prima Ergänzung, die von mir aus ruhig noch länger sein könnte.
Apropos Gesang, obwohl ich es schon beim Review des letzten Albums geschrieben habe, möchte ich auch hier noch einmal ganz besonders diese Stimme erwähnen, die einfach nicht besser zu den Songs von Railroad passen könnte. So dreckig, rotzig, alkohol- und nikotingetränkt muss diese Art der Rockmusik klingen. Nach wie vor bin ich ein Fan von dieser Rock-Röhre, von der ich leider immer noch nicht weiß, ob sie zu Tim Schwarz oder Arne Dieckmann gehört.
Mit diesem Album ist Railroad erneut ein Longplayer gelungen, der absolut Spaß macht und vor Spielfreude nur so strotzt. Wer diese Band als Support-Act verpflichtet, der sollte sich wirklich warm anziehen, oder er läuft Gefahr, komplett an die Wand gespielt zu werden.
Jetzt fehlt mir nur noch ein authentischer Live-Mitschnitt, oder, noch besser, ein Konzert in meiner Nähe, denn auf der Bühne geht diese Gruppe garantiert ab wie Schmidts Katze.
Macht weiter so, Jungs. Bei euren Songs wird mir immer wieder deutlich vor Augen geführt, warum ich gute Rockmusik so liebe.
Line-up:
Tim Schwarz (guitar, vocals)
Arne Dieckmann (guitar, vocals)
Marcin Axel Kuziel (drums)
Tobey Nikorowitsch (bass, vocals)
Tracklist |
01:Bottle Of Beer (4:16)
02:Got No Way Out (5:29)
03:Ready To Rock (5:22)
04:Something Good (4:19)
05:Thinkin' (4:09)
06:Under Destruction (3:18)
07:The Hunter (4:09)
08:I Have To Go (3:27)
09:Crazy (3:58)
10:I Can't Handle You (4:43)
11:Let's Talk About (4:14)
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