Rainbow / Live In Munich 1977
Live In Munich 1977 Spielzeit: 146:00
Medium: DVD
Technik:
Bildformat: 4:3
Sprache: Englisch
Label: Eagle Records, 2006
Stil: Heavy Rock



Review vom 24.09.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Nach dem wir im letzten Monat die offizielle CD-Veröffentlichung der bis dahin nur als Bootleg erhältlichen Aufnahmen "Live In Munich 1977" gefeiert haben, können wir uns nun auch an dem bildlichen Zeugnis auf DVD erfreuen. Dieses Konzert, welches Stunden später als geplant begann, geisterte ebenfalls bis dato nur als Aufzeichnung eines mehr oder weniger schlechten Fernsehmitschnitts für den WDR-Rockpalast in der Szene rum. Bob Daisley, Bassist der legendären Rainbow-Formation, erläuterte uns kürzlich in einem Interview die Hintergründe des verspäteten Auftritts dieses für meinen Geschmack einzig wahren Rainbow-Line-ups.
Über die einzelnen Stücke, die die Band an diesem Abend spielte, haben wir uns im Zuge der CD-Rezension ausreichend ausgelassen und dabei gerade auf Grund der besonderen Variationen bestimmter Songs gelobhudelt. Die damalige Setlist lässt jeden Fan von Rainbow mit der Zunge schnalzen, auch wenn das berühmte und wirklich tolle "Stargazer" einfach fehlt. Und damit sind wir bei einem der wenigen Knackpunkte: Der Sound auf der CD-Variante ist wahrlich nicht mitreißend. Auf der DVD hingegen ist es zwar beim Mono geblieben, dennoch ist hier poliert worden. Immer noch kein Stereo, aber immerhin.
Die bildlichen Aufnahmen sind in jeder Hinsicht zu ertragen. Wegen der Robustheit eines DVD-Silberlings muss man hier auch nicht unbedingt in ständiger Angst leben, dass die eine oder andere Macke das gute Stück demnächst unbrauchbar werden lässt. Allerdings sei auch angemerkt, dass die üblichen Schlieren und Streifen aus der Vergangenheit einfach nicht beseitigt wurden und vielleicht auch nicht beseitigt werden konnten. Und das kann in der Tat den Genuss dieses Konzertes, welches ohnehin sehr düster gehalten wurde, ein bisschen trüben. Sicherlich nicht beim geneigten Fan, aber eine gewisse Euphorie und Begeisterung sollte man für diese grandiosen Musiker und ihre für die Nachwelt fruchtbaren Melodien und Harmonien mitbringen.
Grandios sind und waren die Musiker in meinen Augen bis ins letzte Detail. Der von Elf herbeigezurrte Ronnie James Dio verpasste der Mucke schon damals vollkommen uneigennützig einen bis heute vorhandenen Wiedererkennungswert und zeigte bereits damals auf, wo im wahrsten Sinne des Wortes der Hammer hängt. Das hat er bis heute durchgehalten und das macht die Erfolgsgeschichte dieses "kleinen" Mannes fast unglaublich. Das Wort "uneigennützig" war und ist für Ritchie Blackmore ein Fremdwort. Das wissen wir Interessierte alle nur zu gut. Dennoch wird ihm ein sog. Genie-Status zugeschrieben, den er insbesondere auch bei diesen Konzertaufnahmen spielerisch untermauerte. Ich würde sagen: Absolut in Topform spult er einen "Killerriff" nach dem anderen ab und begeistert natürlich auch durch weit ausschweifende Improvisationen in den Bereich der klassischen Musik. Der leider bereits verstorbene Cozy Powell besaß dagegen nie den Status eines einfühlsamen Drummers. Trotzdem gelangen ihm die Darbietungen wie in balladesken Songs à la "Catch The Rainbow". Zusammen mit dem grundsoliden Bassspiel von Bob Daisley legte er einen unbändigen Groove auf das Parkett, dass dem einen oder anderen schwindelig werden könnte. Der Vollständigkeit halber wollen wir dann auch noch mal auf den Keyboarder David Stone hinweisen, der damals sicherlich hervorragend in das Line-up passte. Leider hatten gerade die Tastenleute in der Rainbow-Area zumeist nur eine Verweildauer wie eine Tagesfliege in den Wohnräumen der Mitmusiker.
Was bleibt also unterm Strich? Ein Relikt aus dem Jahr 1977. Ein Muss für jeden historisch veranlagten Freund der Rockmusik und wenn man ehrlich ist, handelt es bei diesem aufgezeichneten Event aus dem Jahr 1977 immer noch um eine Pflichtveranstaltung. Einfach schade, dass man die Uhren nicht zurück drehen kann und das sich, wie uns Bob Daisley sagte, mit dem Tod von Drummerlegende Cozy Powell auch eine Reunion von Rainbow endgültig erledigt hatte. Und das Geheule und Gejaule in auf aller Welt verteilten Burggemächern von einer Formation, die sich Blackmore's Night schimpft, brauche ich nach diesem vorbildlichen Anschauungsunterricht in Sachen harter Rockmusik nun schon gar nicht mehr.
Als Bonus gibt es ein ausführliches Interview mit Bob Daisley, 3 zum Schmunzeln einladende Video-Clips (siehst du "MTV": So wird das gemacht) und eine intonierte Bildersammlung. Alles in allem also eine wunderbare Sache!
Line-up:
Ritchie Blackmore (guitars)
Ronnie James Dio (vocals)
Cozy Powell (drums)
Bob Daisley (bass)
Dave Stone (keyboards)
Tracklist
01:Intro
02:Kill The King
03:Mistreated
04:Sixteenth Century Greensleeves
05:Catch The Rainbow
06:Long Live Rock'n'Roll
07:Man On The Silver Mountain
08:Still I'm Sad
09:Do You Close Your Eyes
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