Random Touch / Flock
Flock Spielzeit: 56:06
Medium: CD
Label: Token Boy Records., 2012
Stil: Experimental

Review vom 30.08.2012


Ulli Heiser
»Wenn ich auch die improvisatorische Leistung der drei Musiker anerkenne, diese Soundscapes sind nichts für normale Ohren. Auch Experimental-geübte Lauscher werden sich schwer tun. Ich kann behaupten, dass "Tributary" das mit Abstand 'schwerste Werk' in meiner Sammlung ist.« Nun ja, als Antwort auf meine damaligen Worte will ich mal die alten Herolde bemühen: »Le roi est mort, vive le roi«.
Seit über drei Jahrzehnten (16 Veröffentlichungen) aktiv, legt die Band mit "Flock" nicht nur ihr »Masterpiece«, sondern auch das Abschiedswerk vor. Wir berichteten in unseren News von der Auflösung u.a. mit den Worten »Wollen wir hoffen, dass es ein temporärer Abschied ist, denn im Dickicht der Alltags-Veröffentlichungen waren ihre Alben immer eine willkommene Abwechslung.«
In der Tat ist die Musik von Scott Hamill, James Day und Christopher Brown so weit vom Mainstream entfernt wie OGLE-2005-BLG-390Lb von der Erde. Zumindest in weiten Teilen, denn hier und da blitzen auch 'erkennbare Strukturen' auf. Random Touch haben aber anderes im Sinn. Man mag Jazziges und Rockiges durchaus erkennen, aber mehr als bekannte Schnipsel innerhalb der experimentellen Collagen sind das nicht.
Überhaupt, die drei Musiker aus Illinois zelebrieren ihre Kunst so, wie es sein muss: Der Interessierte muss das Werk verstehen oder er tut das eben nicht. Beispiele aus dem weiten Feld der Musen finden sich auch auf anderen Gebieten: Der eine mag Brecht, der andere steht mehr auf Ganghofer; Marc oder Monet, Mozart oder Stockhausen usw.
Die Band verwendet den Begriff Serendipität, also grob aufs Musikalische übertragen: Alles entsteht zufällig, nichts ist geplant. »Entscheidend ist, was hinten rauskommt«, wie unser 'Oggersheimer' vor vielen Jahren einmal von sich gab. Und das, was da rauskommt hat es schon in sich. Finger weg beim Autofahren, aufpassen, wer im Zimmer ist - man könnte sich den Zorn der Mitbewohner zuziehen. Wenn Tiere mit im Zimmer sein sollen, dann möglichst nur aus der Nicht-Säugetier-Ordnung. Es wäre müßig zu schreiben 'das klingt wie', 'das erinnert an', 'Track Nummer x beginnt mit'… solche Ansätze lässt "Flock" nicht zu. Es macht auch wenig Sinn zu sagen, das klingt gut, oder das gefällt mir nicht. Solche Trivialitäten haben in dieser Liga nichts zu suchen. Man hört sich den Output an und versucht, sich in diesem Kosmos zurechtzufinden.
Das gelingt nicht immer und schon gar nicht beim ersten Rantasten. Random Touch ist eine dieser Formationen, die lange Zeit brauchen, um sich in den Ohren einzurichten. Lange Zeit deshalb, weil die Musik 'schwer' ist. Über Strecken findet man nicht das geringste Fädchen, um sich daran festzuhalten. Es prasselt auf einen los, erschrickt einen, ja, nervt auch schon mal und dann ist da ja noch die Sache mit den Menschen und Säugetieren, auf die man Rücksicht nehmen muss. Live ist das ein Stück einfacher, denn die Band ist eine multimediale Truppe und gibt ihren Jams visuelle Begleitung. Lichtinstallationen, gepaart mit den tonalen Herausforderungen lassen vieles - im wahrsten Sinne des Wortes - in einem anderen Licht erscheinen. So kann zum Beispiel ein Moskito, mit dem man in einem dunklen Raum eingeschlossen ist, nerven. Dreht in diesem dunklen Raum jedoch ein Stroboskop seine Runden, dann mutiert das Ganze zum spannenden Abenteuer.
Line-up:
Christopher Brown (drums, harmonica, percussion, vocals, Zildjian)
James Day (vocals)
Scott Hamill (bass, guitar, guitar effects)
Tracklist
01:Arena (3:50)
02:Dance Of The Elementals (5:34)
03:A Roundness. In That Direction (8:05)
04:Scare-City (3:41)
05:The Whoopee Cushion Meadow (4:53)
06:9-19-09 Live @ Starlight Gallery (10:17)
07:Aurora Borealis (5:40)
08:Transformational Serendipity (5:18)
09:The Rolling Razz-Ma-Tazz (4:09)
10:She Wore Sheepskin (4:40)
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