Red Circuit / Homeland
Homeland Spielzeit: 46:28
Medium: CD
Label: Limb Music, 2009
Stil: Progressive Power Metal

Review vom 01.10.2009


Boris Theobald
So was wie Red Circuit kann dabei herauskommen, wenn fähige Musiker unter kreativer Unterbeschäftigung 'leiden'. Zum Glück - das möchte ich schon mal vorwegnehmen! Die Band ist das Baby von Markus Teske, der sich in seinen Bazement-Studios über Jahre hinweg einen exzellenten Ruf als Producer solch elitärer Prog Metal-Acts wie Symphony X und Vanden Plas erarbeitet hat. Hier schreibt er selbst die Songs; und die gehen musikalisch genau in dieselbe Richtung, wie vieles von dem, was er sonst 'nur' veredelt und nicht selbst komponiert.
Das verwundert um so weniger, als dass Vanden Plas-Mastermind Andy Kuntz auch noch ganz dicke involviert ist. Schon beim 2006er-Debütalbum "Trance State" saß er mit im Boot, hat aber für den Nachfolger noch mehr beigesteuert - nicht nur seine Dienste als Co-Producer und Mit-Songschreiber, sondern auch reichlich Stimmanteile. Und so klingt "Homeland" über weite Strecken wie eine härtere Version von Vanden Plas. Härter, wie gesagt: Sehr Riff-orientiert präsentieren sich die kompakten Power Metal-Songs mit diversen Prog-Einschlägen. Diese äußern sich vor allem durch einige gekonnt gekrümmte Rhythmen und technische Spielereien, die bei den formidablen Metal-Drives den Hören-und-Staunen-Faktor aufs Angenehmste erhöhen.
Ganz hervorragend wirken die gleichzeitig alles platt machenden und doch technisch wunderbar differenzierten Grooves, mit denen die Songs in bester Evergrey-Manier mit unermüdlich bodennah arbeitender Gitarre und unverwüstlichem Dampfhammer-Fundament aus Drums und Bass nach vorn preschen. Zu dem Thema kann Markus Teske auch noch die ein oder andere Geschichte erzählen, hatten doch Drummer Frank Bodenheimer und Gitarrist Oliver Noerdlinger aus der Besetzung des ersten Albums die Band verlassen, als ihre Spuren schon längst eingetütet waren. Teske entschied wacker und nervenstark, dass die Neuen, Andy Klein und Chris Moser zu gut sind, um sie nicht auf der CD zu hören. Alles noch mal eingespielt - es hat sich gelohnt; Rhythmus- und Melodiearbeit verschmelzen miteinander zu einer tighten Einheit.
Andy Kuntz' Einfluss kommt vor allem bei den Chorussen zum Tragen, denn die bestechen durch diese klinisch sauber produzierte hypnotische Intensität der atmosphärischen Refrains, die man von Vanden Plas kennt. Und zusätzlich hört man hier und da noch Kuntz'sche Backing Vocals. Auch im Vordergrund mischt er mit. Von offizieller Bandseite heißt es dazu folgendermaßen:
»Andy Kuntz: vocal pieces and various effects all over the place (try to find all of them - if you can)«
Ich versuche es mal: Er singt zum Beispiel die ersten Zeilen von "Homeland", "The World Forgotten Suns" und "Heavy Waters". Dabei soll keineswegs der Fokus vom fantastischen Leadsänger Chity Somapala weggelenkt werden - einem der besten des Genres. Die Stimme des Metal-Tausendsassas (u.a. Avalon, Firewind, Civilization One) ist eine Wonne - und mit ihrer schwermetallisch- leidenschaftlichen Inbrunst ein Hauptfaktor für das Prädikat 'Power Prog'.
Beim eher Melodic Rock-lastigen "Canonize Your Sins" klingt er auch mal wie bei seiner eigenen Band Civilization One - auch an die Classic Rock-beeinflussten Power Progger Mind Key darf der ein oder andere Gedanke verschwendet werden. Somapalas raues Organ und der gehobene Theatralik-Faktor erinnern außerdem an Ian Parry und dessen Consortium Project (die Ausgaben I bis III, versteht sich - nicht die enttäuschende Nummer IV). Und diese Dramatik wird noch verschärft durch etliche orchestrale Anreicherungen aus dem Synthesizer. Hier reden wir aber nicht von ein bisschen schwarz-weißer Tastendrückerei, sondern von ausgefeilter Detailarbeit ganz im Stile (und Klange) von Andy Kuntz' Rockoper Abydos - man glaubt, das Orchester sei echt! Sogar Chöre - ebenfalls von gewohnter Qualität - kommen auf "Homeland" zum Einsatz ("Through The Eyes Of A Child", "You Can Sleep While You're Dead")... die wiederum sind echt.
Wer Abydos und Vanden Plas liebt und auf Power steht, der wird auch von Red Circuit äußerst angetan sein und zehn glänzend arrangierte, straighte, vor Kraft strotzende Song-Perlen für sich entdecken, die nur hier und da vielleicht etwas zu sehr nach Vanden Plas klingen - siehe "The World Forgotten Sons", das zu Beginn eine täuschende Ähnlichkeit zu "Silence" vom Christ 0-Album aufweist. Die epische Seite überlässt man dann doch noch komplett Vanden Plas - und so ist diese Zweite von Red Circuit, obgleich arm an Innovationskraft, unterm Strich dank herausragender Qualität doch weit mehr als ein Wartezeit-Überbrücker bis zum nächsten Pfälzer Prog Metal-Werk und als amtliche Kaufempfehlung 8 von 10 RockTimes-Uhren wert.
Line-up:
Chitral 'Chity' Somapala (lead vocals)
Markus Teske (keyboards)
Chris Moser (guitar)
Tommy Schmitt (bass)
Andy Klein (drums)

Guest musicians:
The SurpriSing-Choir
The Innocence Choir (Christine Wolff, Ines Krautwurst, Anna Krasinska, Harry Muly, Frank Breuninger, Uwe Meyer)
Andy Kuntz (vocals)
Tracklist
01:Homeland (4:48)
02:The World Forgotten Sons (4:43)
03:Sun Of Utopia (4:48)
04:Through The Eyes Of A Child (4:45)
05:Absinth (5:06)
06:Fall In The Skies (4:29)
07:Healing Waters (4:40)
08:Canonize Your Sins (4:22)
09:See The Light (3:56)
10:You Can Sleep While You're Dead (4:46)
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