Nun ist sie also doch noch bei mir gelandet, die neue CD der Resentments, deren kürzliches Konzert in Dresden mit einigen Hindernissen für mich gespickt war.
 Erster Eindruck - das ist auch der Sound, den ich noch im Ohr habe. Feine, eher zurückhaltende Arrangements, völlig unaufgeregt und Musiker an den vorwiegend akustischen Instrumenten, die mehr als nur ihr Handwerk beherrschen. Aufgenommen natürlich in ihrer Heimat Austin, Texas. Mit "Sole Satisfaction" ist nicht grad ein Reißer als Intro für das Album gewählt worden. Mehr poppig, als rootsig, zumal Stephen Bruton mit eher durchschnittlicher Stimme seinen ersten Song singt. Da wirkt Jud Newcombs "State of Distraction" mit Mandolinengeschrammel und kontrastierender Pedal Steel von Jon Dee Graham schon deutlich rougher. Dann ist Bruce Hughes dran, sein "Coming Down" hat eindeutig leicht elegischen Beatles
-Touch. Wirklich nicht schlecht, zumal ein schöner Westcoast-Mittelteil mit E-Gitarren daraus schon ein kleines Kunstwerk macht. Hätte mir eigentlich in Dresden positiv auffallen müssen, aber das haben sie dann wohl nicht gespielt ...
 Es dauert ein paar Momente, bis ich Jon Dee Graham raushöre, der mit "Jesse Taylor", einem eigentlich recht simpel runtergerockten Song, für die nächsten Kanten sorgt. Da haut der Texas-Pate schön Klischee um Klischee raus - klar der darf das. Mit links, »hell ya!«
Nun legt auch Mr. Bruton eine Schippe drauf und rifft sein "Just A Fever" mit Dylan-Stimme und Slide-Feuer sauber ab. Ich schätze, nach dem Song sind in der Saxon Bar in Austin die eisgekühlten beer mugs auf einen Zug leer. Mit dem ersten Cover "Ricebirds" inszenieren die Resentments ein stimmungsvolles akustisches Roadmovie, auch nicht schlecht.
 Zumindest für mein Empfinden passt dann "Demolition Girl" mit seinen üppigen Folkpop-Arrangements und der nach oben geschraubten Stimme von Hughes nicht so recht dazu. Bei Chuck Berrys "Too Much Monkey Business" darf (wie auch live) Drummer John Chipman mal ins Mikro raunzen. Die Jungs machen aus dem Rock 'n' Roller einen satten Roots-Rock-Kracher. Graham leiht sein kratziges Organ dem Fred Neil-Cover "Everybody's Talkin'". Na ja, so ganz haut mich das nicht vom Hocker, da kennen wir von ihm wesentlich Gelungeneres aus der eigenen Gefühlskiste. "I Do My Drinking On The Weekend" ist eine ordentliche Rock 'n' Roll-Nummer, die in der Kneipe sicher gut ankommt. Aber auf Platte fehlt eindeutig das Erdnussschalengeraschel unter den Stiefeln. Mit "Each New Day" reiten die Jungs ganz gemütlich in den Sonnenuntergang, ein Country-Instrumental der, na ja, sehr relaxten Art.
 Dann will es Hughes aber noch einmal wissen und bluesrockt mit schneidender E-Gitarre und Shuffle-Beat kräftig los. Aber der Überraschungseffekt ist auch bald dahin und dann nervt das "Tip Me Over"-Gebrüll schnell. Den Abschluss bildet wieder ein Bruton-Titel. "Heart Of Hearts" ist eine Countrynummer, die durch ihre schönen Instrumentalsoli nicht in der Belanglosigkeit absäuft. Aber was soll's: Gestandene Texaner wie die Resentments dürfen auch mal ihr weiches Herz zum emotionalen BBQ auf die Pedal Steel legen oder?
Ich kenne die Vorgängeralben der Band nicht und hätte mir, nach deren guten Ruf, von "On My Way To See You" schon etwas mehr erwartet. Ob man die 13 recht unterschiedlichen Songs unter Stilvielfalt und Abwechslungsreichtum oder als Mischmasch der vier Songwriter, die ihre Sachen halt gemeinsam auf einen Nenner bringen wollen, sieht, ist sicher Geschmackssache. Meine Meinung: Auf dem vorwiegend akustisch orientierten Roots-Sektor gibt es sicher Überzeugenderes.
Line-up:
Stephen Bruton (Gitarre, Mandoline, Banjo)
Jon Dee Graham (Gitarre, Dobro, Lap-Steel)
"Scrappy" Jud Newcomb (Gitarre, Mandoline, Bass, Dobro)
Bruce Hughes (Bass, Gitarre, Klavier)
John Chipman (Schlagzeug, Percussion)
Tracklist |
01:Sole Satisfaction (4:21)
02:State Of Distraction (3:20)
03:Coming Down (3:15)
04:Jesse Taylor (3:08)
05:Just A Fever (3:44)
06:Ricebirds (4:09)
07:Demolition Girl (4:28)
08:Too Much Monkey Business (3:00)
09:Everybody's Talkin' (3:27)
10:I Do My Drinking On The Weekends (3:15)
11:With Each New Day (2:32)
12:Tip Me Over (3:45)
13:Heart Of Hearts (3:45)
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