Mit dem Deutschrock ist das ja mittlerweile so eine Sache für sich. Stellenweise verbirgt sich in dieser Schublade ein Eiertanz, der mehr 'deutsch' denn 'Rock' ist, mit Klischees 'spielt' und sich sehr zweifelhaft positioniert. Da wird mit Heimatverbundenheit kokettiert, das Vaterland geliebt und die Muttersprache hochgehalten. Zieht dieses Konglomerat dann eine ganz bestimmte Klientel an, wird Verwunderung geheuchelt und jegliche Verantwortung dafür abgelehnt.
Sollte der Titel der hier vorgestellten EP bei Euch derartige Befürchtungen wecken, kann ich gleich Entwarnung geben, alle sechs Songs sind ein glasklares Statement gegen Rassismus und Menschenrechtsverletzungen.
Denn auch wenn die Mucke selbst die härtere Gangart einlegt, ist das Ganze doch wohltuend weit weg von dumpfem 'Wir-Gefühl'- und 'Gegen-Alle'-Parolen.
Anfangs ein Alleingang des Sängers und Bassisten Danny, hat sich Resomus mittlerweile als Bandprojekt gefunden und etabliert.
Wer die jungen Trierer ein bisschen im Auge behält, sieht, dass sie – mal ziemlich frei nach Karl Valentin – verstanden haben, dass »Musik schön ist, aber ziemlich viel Arbeit macht«. Und zwar nicht nur die im Studio und auf der Bühne, sondern auch die im Hintergrund. YouTube hier, Facebook da, Pressearbeit und Interview dort, die eigene Website aktuell halten und niemals vollständige Funkstille einziehen lassen – da könnte sich so manche Band eine Scheibe von abschneiden.
Und immer wieder begegnet einem dort auch die Wortschöpfung 'rockifiziert' – insofern ist es schon fast logische Konsequenz, den Opener des Albums ebenso zu betiteln. Darin dürfen dann erstmal die Saiten alleine schwingen und dann die Schießbude abholen, bevor ein kleiner Urschrei den Gesangspart einleitet. Der handelt von dem, was nervt, was im Alltag passiert, und was letzten Endes immer wieder zum Musikmachen antreibt.
"Das Labyrinth" lässt Interpretationsspielraum und ist auf viele denkbare belastende Lebenssituationen anwendbar – die Suche nach einem Ausweg aus dem Gefühl des Gefangenseins.
"Völkermord" – auch wenn hier die Gesangsstimme auf 'böse' getrimmt ist und sogar ein 'GröFaZ-esk' rollendes 'R' hie und da durchklingt, ist es eine Hymne gegen jegliche Verbrechen an der Menschlichkeit, ganz egal wo, wann und unter welchem Vorwand sie nun passieren mögen/mochten.
"Spiegel der Seele" hat das heiße Eisen 'Kindesmissbrauch' zum Thema. Relativ leise, sanfte Passagen passen zum Inhalt, wenn die Seite des Opfers reflektiert wird, um sich dann zu rasender Wut auf die Täter zu steigern. Auch wenn hier der Gesang für mein Empfinden stellenweise einen Tick zu langgezogen wird, ist das eine ausgesprochen couragierte und einfühlsame Nummer, der höchster Respekt gebührt.
"Einer von Euch" ist der Song, der sich ganz explizit dem leider noch immer aktuellen Thema Rassismus annimmt. Darin stellt Danny die Frage »Erkennst wohl Qualitäten nicht,
also warum hasst und verurteilst Du mich?«. Und auch wenn ich ihm aufs Wort glaube, dass es diese Zeitgenossen noch immer gibt, so gibt es doch auch erfreuliche Gegenbeispiele. Die haben die Qualitäten von Resomus gesehen und so durften die Jungs aus Trier nach dem Support bei Weto (2011) in 2012 als Vorband von Schandmaul in Köln auftreten.
Und wenn ihr mich nach Qualitäten dieser Band fragt – was mir neben den Inhalten der Songs, wirklich gut an Resomus gefällt, ist, dass sie so auf ihrem eigenen Weg sind. Es sind Einflüsse von anderen Musikern erkennbar – das ist vollkommen normal und legitim, aber sie klingen an keiner Stelle 'wie XY', sondern immer wie Resomus.
Line-up:
Danny Reeves (Gesang und Bass)
Joshua Scherer (Gitarre)
Philipp Theisen (Gitarre)
Johannes Fettes (Schlagzeug)
Tracklist |
01:Rockifiziert
02:Das Labyrinth
03:Völkermord
04:Spiegel der Seele
05:Einer von Euch
06:EinRaster
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Externe Links:
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