Ritual gaben im Jahr 1995 ihr Debüt und kommen aus Schweden. Im Prog Rock, Folk und auch Jazz beheimatet, veröffentlicht die Band in etwa alle vier Jahre ein Studio-Abum, hatte allerdings zuletzt im vergangenen Jahr 2006 einen Live-Mitschnitt auf den Markt gebracht. Nun, Ritual machen es uns mit ihrem neuen Werk nicht einfach. Wahrscheinlich liegt darin der Reiz für alle diejenigen, die bereit sind, sich mit "The Hemulic Voluntary Band" auseinander zu setzen.
Wenn sich der/die Verfasser(-in) mit der Erstellung des Beipackzettels schon so viel Mühe gemacht hat, dann sind die folgenden Hinweise erlaubt. Um den Albumtitel zu verstehen, muss man um die Schriftstellerin Tove Jansson wissen, die Bücher über die Welt der Mumins geschrieben hatte. Mumin, eine Art Troll, für den Jansson im Laufe ihrer Karriere eine eigene Welt skizzierte, in Büchern aufschrieb und so der Öffentlichkeit präsentierte.
In diesen Büchern taucht eine sogenannte "The Hemulic Voluntary Brass Band" auf, die bei verschiedenen Festivitäten der Mumins auftritt. Ritual können sich angeblich mit diesen Figuren identifizieren und waren somit für das neue Album genügend inspiriert. Und genau diese Gedanken hat die Band nach eigenen Angaben in dem überlangen und letzten Stück "A Dangerous Journey" musikalisch verarbeitet. Ob es sich hierbei um einen PR-Gag handelt, weiß ich nicht. Beschäftigen wir uns deshalb vorwiegend mit der dargebotenen Musik.
Gitarrist und Sänger Patrik Lundström leiht auch den Retro-Proggern von Kaipa seine Stimme, wobei er mir persönlich auf dem neuen Ritual-Output etwas flexibler und vielseitiger erscheint. Schon bei der Vorstellungsrunde in Track Nr. 1, "The Hemulic Voluntary Band", scheint der Folk eine größere Rolle als der eigentliche Prog zu spielen, wobei man sich da noch fragt, auf welche altehrwürdige Band die Jungs abzielen. Das ist bei "In The Wild" dann schon etwas anders. Da erklingen Ritual ungewöhnlich hart rockend, wobei angemerkt werden muss, dass es hier nicht um bratende Gitarre geht. Schon alleine deswegen bewegt man sich in Sachen Sound doch eher in den 70ern, als dass man wirklich zu der Überzeugung kommen könnte, eine moderne Art von Rockmusik vor sich zu haben.
Die Band kommt hier und da mit ordentlich Schmackes rüber, nimmt sich aber die Freiheit, zwischendrin die eine oder andere Lockerungsübung zu vollziehen. Die Gitarren wirken absichtlich übersteuert, der dabei entstehende quälende Eindruck ist durchaus gewollt. In "Late In November" befindet sich der Hörer dann wieder im Folk-Gewand. Ritual setzen verschiedene Instrumente ein, die über das normale Maß hinaus gehen. Ich bin nicht imstande, diese treffsicher zuzuordnen. Also, einfach zur Kenntnis nehmen und sich darauf freuen, dass die Band einen Hang zum Außergewöhnlichen hat. Die zelebrierten Chorgesänge sind ebenfalls ein genaues Hinhören wert, im Zuge dessen die Melodien fast lieblich ins Ohr gehen.
Das schwermütige "The Groke" kann sowohl abstoßen als auch für den geneigten Fan zum echten Highlight avancieren, ganz wie es beliebt, dagegen kommt die Formation mit "Waiting By The Bridge" viel unbeschwerter und lockerer beim Hörer an. Auf jeden Fall hat man das Gefühl, dass die Jungs merklich Spaß an ihrer eigenen Musik haben, die, zugegeben, ganz sicher nicht für Jedermann etwas sein wird. Ritual behalten sich ihre eigenen und individuellen Trademarks vor, welche ein aufmerksames Zuhören erfordern, will man nicht Gefahr laufen, dass die Scheibe an einem mehr oder weniger unauffällig vorbei rauscht.
Untypisch ist ein überlanger Song wie "A Dangerous Journey", offensichtlich eher eine Aneinanderreihung von mehreren Stücken. Dieser Verbund macht es mir überhaupt nicht leicht. Da sind die ersten neun Minuten rein akustischer Natur (mit Gitarre, Bouzouki und Schlüsselgeige), im weiteren Verlauf geht man folkig und locker, sowie hart rockend zu Werke. Das ist also die Geschichte der "Hemulic Voluntary Brass Band" aus der Welt der Mumins. Im Ergebnis bieten uns Ritual ein Album an, welches seine Reize hat und zu keiner Zeit abgegriffen wirkt. Der Neugierige sollte sich das ruhig mal geben, Fans der Band werden sicherlich nicht enttäuscht sein. Das ist irgendwie kultig und macht bei aufgeschlossener Herangehensweise auch richtig Spaß!
Line-up:
Patrik Lundström (vocals, guitars)
Jon Gamble (keyboards, harmoniums, harmonicas,vocals)
Fredrik Lindquist (bass, bouzouki, mandoline, flutes)
Johan Nordgren (drums, percussions)
Tracklist |
01:The Hemulic Voluntary Band (4:53)
02:In The Wild (5:53)
03:Late In November (4:56)
04:The Groke (6:05)
05:Waiting By The Bridge (4:36)
06:A Dangerous Journey (26:33)
|
|
Externe Links:
|