Riverside / Rapid Eye Movement
Rapid Eye Movement Spielzeit: 55:49
Medium: CD
Label: InsideOut/SPV, 2007
Stil: Prog Metal, New Artrock

Review vom 30.10.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Riverside versuchen seit dem Jahr 2004, als ihr Debüt Out Of Myself erschien, das innere Ego neu aufzurollen. Sie bauen eine Story und lassen den Hörer in eine musikalische Gefühlswelt eintauchen. Dessen angepasst, gehen sie zeitweise melancholisch und gefühlvoll zu Werke, haben es sich aber spätestens seit Second Life Syndrome nicht nehmen lassen, pure Gefühlsausbrüche mit stellenweise heftigen Sounds zu präsentieren und somit ordentlich metallisch zu klingen. Ich muss gestehen, dass mir vor ca. drei Jahren gar nicht richtig bewusst war, dass die Polen hier auf eine Trilogie setzen, die jetzt mit "Rapid Eye Movement" ihr Ende findet. So ist es jedenfalls mal beabsichtigt.
Part One: Fearless
Opulent mit flächendeckenden Synthies eröffnen Riverside das neue Album und die auf dem Vorgänger aus dem Jahr 2005 gezeigte Härte wird zunächst einmal fortgesetzt. Die heftigen Riffs stehen im Einklang mit Bass und Keyboards, dazu gibt es äußerst treibende Drums. Wie zu erwarten, variieren Riverside in ihren Sounds immer dann, wenn Mariuz Duda zum Gesang ansetzt. Da wird die Power etwas herausgenommen und die Vocals treten klar in den Vordergrund. In den Refrains benutzen Riverside an vielen Stellen eingängige Melodien, um im Anschluss mit emotionalen Ausbrüchen ins Instrumentale überzugehen. Früh wird deutlich, dass die Band auf das bisher Bewährte setzt, und während sich der eine oder andere Freak vielleicht etwas ganz Neues gewünscht hätte, lege ich diesbezüglich meine ganze Hoffnung auf eine neue kommende Story, die man uns demnächst vielleicht bescheren wird.
"Rainbow Box" knallt nicht ganz so heftig aus den Boxen wie der Eröffnungstrack, findet sogar ein paar Anleihen im Hard Rock, vermengt diese jedoch mit Stimmungsbildern und Harmonien, die schließlich in den sog. New Artrock münden. Zwischendrin bereits veröffentlicht war "02 Panic Room". Dieser Song geht von Startplatz drei des neuen Albums an den Start. Das Stück ist düster und atmosphärisch, aber man darf auch nicht verkennen, dass hier schon sehr deutlich kalter Kaffee erneut aufgebrüht wird. Allerdings lassen eben auch die textlichen Bindungen eine Rückkehr zu den Sounds von "Out Of Myself" zu.
Auch auf "Rapid Eye Movement" gönnen uns die Jungs ein paar Verschnaufpausen, werden dabei eher ruhig und anschmiegsam ("Schizophrenic Prayer"), leisten sich in den knapp vier Minuten leider auch einen musikalischen Langweiler, der ohne Zweifel in das Gesamtkonzept passt, aber ansonsten aus der gezeigten Qualität ausbricht. Mit "Parasomnia" wird die Musik dann endlich wieder etwas verquerer, die Tasten setzen sich über die Gitarren hinweg. Riverside wechseln das Tempo, legen Pausen ein und setzen innerhalb des Tracks verschiedene Akzente. Im Ergebnis: Sehr gelungen!
Part Two: Fearland
Beginnend mit dem zweiten Teil des neuen Albums, wird die Band zunächst einmal wesentlich sanfter. Klare Gitarren und der Bass spielen fast synchron und das Schlagzeug arbeitet sich ganz dezent über die Stand-Toms vorwärts. Und man erhält, vor allen Dingen bei "Embryonic", den Eindruck, dass Riverside nun tatsächlich musikalisch zum Debüt zurückkehren. Die ganze Chose geht absolut ins Ohr und besticht mehr mit Schönheit als mit anspruchsvollen und progressiven Attitüden. Der so typische Leadgitarrensound von Piotr Grudzinski bestimmt die Szenerie, während sich der Rest des Quartetts zurückhält. Doch gegen Ende der Scheibe grooven die Jungs wieder. "Cybernetic Pillow" macht den Auftakt des Schluss-Spurtes und insbesondere der ca. 13-minütige "Ultimate Trip" bringt noch einmal richtig Laune und beweist, dass die Polen in der Tat eine richtig tolle Formation darstellen, und inzwischen über den Status einer Hoffnung hinaus gekommen sind und bisher auf jedem ihrer Alben ein Garant für gute und außergewöhnliche Musik waren. Die Qualität ihres Debüts haben sie noch nicht wieder erreichen können, wobei der eine oder andere Geschmack sicherlich "Second Life Syndrome" vorne sieht. Mir soll es wurscht sein, die Trilogie insgesamt ist klasse und auch für "Rapid Eye Movement" gibt es immerhin 8 von 10 RockTimes-Uhren!
Line-up:
Mariuz Duda (vocals, bass, acoustic guitars)
Piotr Grudzinski (guitars)
Michal Lapaj (keyboards)
Piotr Kozieradzki (drums)

Guest Musician:
Artur Szolc (percussion)
Tracklist
Part One: Fearless
01:Beyond The Eyelids (7:56)
02:Rainbow Box (3:36)
03:02 Panic Room (5:29)
04:Schizophrenic Prayer (4:20)
05:Parasomnia (8:10)
Part Two: Fearland
06:Through The Other Side (4:05)
07:Embryonic (4:10)
08:Cybernetic Pillow (4:46)
09:Ultimate Trip (13:12)
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