Stanley Booth / The Rolling Stones - Der Tanz mit dem Teufel
The Rolling Stones - Der Tanz mit dem Teufel Medium: Buch
Text: Stanley Booth
397 Seiten, Paperback
Verlag: Hannibal Verlag, 3. Auflage
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Rudi Barcal
Größe: 21,1 x 13,4 x 2,9 cm
ISBN-10: 3854451490
ISBN-13: 978-3854451495
Preis: € 17,90

Review vom 11.05.2013


Markus Kerren
Kann der Respekt für eine Band, die sich über fünfzig Jahre lang im Haifischbecken Musik-Business hält, überhaupt hoch genug sein? Und vielleicht - ganz ohne den erhobenen Zeigefinger aufzufahren - auch mal ein kleiner dezenter Hinweis an alle »Die sollen endlich aufhören!«-Schreier: Wenn man keinen Bock mehr auf irgendeine Combo hat, dann braucht man sie sich ganz einfach nicht mehr anzuhören. Wie vermessen ist es denn, irgendeiner Band oder einem Künstler das Aufhören nahe zu legen, solange der-/diejenige Lust und Laune aufs Weitermachen hat. Aber das wirklich nur am Rande...
Hier gilt es, ein schon etwas in die Jahre gekommenes, aber wieder neu aufgelegtes Buch von Stanley Booth zu besprechen, der als Journalist/Buchautor im Jahr 1969 mit den Rolling Stones auf deren damaliger US-Tour dabei war und beauftragt wurde, diese in Buchform festzuhalten. Und das wirklich Coole an diesem Buch ist, dass der Autor tatsächlich hautnah fast rund um die Uhr mit dabei war. Booth hing mit dem gesamten Stones-Tross während Day-Offs, vor und nach Konzerten sowie in den legendären Muscle Shoals Studios ab, während diese bereits die Tracks "Brown Sugar", "You Gotta Move" und "Wild Horses" für das nächste Studioalbum ("Sticky Fingers") aufnahmen, das allerdings erst im Jahr 1971 erscheinen sollte.
Die fast 400 Seiten sind dabei in zwei Handlungspfade aufgeteilt, die sich Kapitel für Kapitel immer abwechseln. Zum einen geht es um die damalige Gegenwart während der US-Tour, zum zweiten wird die Geschichte der Band nochmal von Beginn an aufgerollt. Was am Letztgenannten so interessant und fesselnd ist, ist, dass die Erinnerungen der Bandmitglieder an ihre Anfangsjahre natürlich noch wesentlich frischer und detaillierter waren, als man diese in späteren Interviews in Buch und Film geboten bekommt. Ein besonderes Augenmerk hat der Autor hier auch auf Brian Jones gelegt, dessen Spuren er damals in England verfolgte und sogar dessen Eltern besucht hatte. Da lassen sich doch wieder ganz neue Feinheiten in der Geschichte dieser Combo entdecken.
Der Autor macht erst gar keinen Hehl daraus, dass er selbst damals alles andere als ein Engel war, wenn es um Alkoholkonsum oder verbotene Substanzen der härteren Gangart ging. Dennoch sind seine Schilderungen so lebendig, dass er sich wohl kaum permanent abgeschossen hatte. Auch die Zeilen über den auf der Tour phasenweise (als Gast) mitreisenden Stones-Freund Gram Parsons und die Parts über die agierenden Vorgruppen wie Terry Reid, B.B. King,
Ike & Tina Turner oder den wie immer sehr skurrilen Chuck Berry machen richtig Spaß und vermitteln vielleicht nicht unbedingt neue, aber dennoch willkommen ergänzende Eindrücke.
Leider gibt es auch kleine Nachlässigkeiten festzustellen. So ist die deutsche Übersetzung beispielsweise nicht immer wirklich glücklich verlaufen. Es wird deutlich, dass der zuständige Mann hier nicht immer ganz auf dem Laufenden bezüglich einiger Slang-Ausdrücke ist und diese dann zeitweise reichlich zweckentfremdet daher kommen. Hier und da stolpert man auch mal über ein paar Rechtschreibfehler, aber okay, das Alles geht nicht wirklich so weit, als dass es einem den Spaß an diesem Werk vermiesen würde.
Ganz sicher beeindruckend sind die etwa dreißig Seiten über das mittlerweile legendäre - oder sollte ich besser schreiben berühmt-berüchtigte - Free Concert in Altamont. Hier kann der gesamte Albtraum noch einmal miterlebt werden. Ein Albtraum, bei dem mieses LSD (das das Publikum nicht unbedingt gut oder friedlich draufbrachte) und völlig zugeknallte und über alle Maßen aggressive Hell's Angels nur zwei der Komponenten waren, die einem Zuschauer durch massive Gewalt und tödliche Messerstiche von gleich mehreren Hell's Angels das Leben kosteten. Und der Autor macht auch kein Geheimnis daraus, wie viel Angst um das pure Leben nicht nur er selbst, sondern auch die komplette Band (mal abgesehen von einem unerschütterlichen Keith Richards, der sich sogar noch mit den Rockern anlegte) an diesem Abend hatte.
"The Rolling Stones - Der Tanz mit dem Teufel" ist ein grandioses Buch! Vielleicht sogar das beste über diese Band, das man finden kann. Stanley Booth' Schreibstil ist flüssig und sehr kurzweilig. Dieses Buch ist für einen Rolling Stones-Fan, der es noch nicht kennt, absolut unverzichtbar! Aber auch jedem anderen wenigstens einigermaßen an dieser Band oder der Rockmusik im Allgemeinen Interessierten kann ich dieses Teil einfach nur ganz nah ans Herz legen. Enttäuschung ausgeschlossen! Vielmehr gibt es hier viele - teilweise auch sehr kritische - Einblicke bezüglich der Privatpersonen, abseits der Bühne.
Schlicht und ergreifend: Mit dem Kauf dieses Buches kann man nullkommanix falsch machen!
Kapitel:
01:Ein Drittel der Ewigkeit
02:The Killing Ground
03:The Elephants Graveyard
04:Dance To The Death
05:Coda
06:Auswahldiscographie
Externe Links: