Romper / Sifting Through The Rubble
Sifting Through The Rubble Spielzeit: 60:16
Medium: CD
Label: Rompytown Records, 2012
Stil: (Alternative) Rock

Review vom 14.07.2013


Markus Kerren
Der aus der nordkalifornischen Bay Area stammende Musiker Paul Freeman unterschrieb im Jahr 1970 seinen ersten Plattenvertrag. Er hatte dann aber noch nicht einmal einen Fuß ins Aufnahmestudio gesetzt, als plötzlich die Meldung kam, dass sein Label pleite sei und sämtliche geplanten Aktivitäten gecancelt werden müssten. Ob er durch diese Begebenheit so dermaßen desillusioniert war oder ob sich danach einfach nichts mehr ergab, ist nicht weiter überliefert. Fest steht allerdings, dass er jetzt, 42 Jahre nach diesem Vorfall, endlich sein Debütalbum unter dem Bandnamen Romper auf den Markt gebracht hat.
Und das ist sehr düster ausgefallen... wecken die ersten Gitarrenlicks bei "Road To Ruin" unmittelbar Assoziationen zu einem Spaghetti-Western, wird dieser Eindruck im weiteren Verlauf aber durch Freemans dunkle Stimme und die bereits angesprochene düstere Atmosphäre wieder komplett aus den Angeln gehoben. Nervöse und oft mit sehr makaberem Humor versehene Texte erzählen hier eine Geschichte von persönlicher wie auch gesellschaftlicher Desintegration und Verkümmerung. Als rechte Hand stand ihm dafür Adam Rossi zu Seite, der nicht nur die Keyboards einspielte, sondern auch als Co-Produzent, Sound-Ingenieur und die Abmischung verantwortlich zeichnete.
Bei "The 99" wird dann schon richtig schön geradeaus gerockt, aber das erste Highlight der Platte hört auf den Namen "Violins, Violence, Silence". Fast schon dramatisch eröffnet die elektrische Gitarre von Gawain Mathews (Mickey Hart Band, Ben Lee) das Stück, das dann sehr schnell eine bedrohliche Stimmung entwickelt. Gefahr liegt in der Luft, die zum Zerreißen gespannt ist. Die Sahnetupfer auf dieses atmosphärisch sowieso schon sehr dichte Stück werden dann von der Violine gesetzt, die ganz klasse von Savannah Jo Lack (Ex-Alanis Morissette, Ex-Rod Stewart) gespielt wird. Über dem Gesang von "Be Seeing You" schwebt der Geist von Pink Floyd zu
The Wall-Zeiten.
Einer meiner weiteren Favoriten ist "Contemplating Suicide", ein Reggae-/Ska-Verschnitt, der mit einer fast schon an ein Kinderlied erinnernden, aber dennoch unwahrscheinlich effektiven Gesangsmelodie ausgestattet wurde. Im Refrain tritt dann ein starkes Wechselspielchen zwischen Paul Freeman und Wendy Flower am Gesang auf den Plan, das über einen erhöhten Ohrwurmcharakter verfügt und irgendwie an "The Cover Of The Rolling Stone" von Dr. Hook erinnert. Sehr melancholisch dagegen "The Day The Clown Cried", bei dem die Geige und Klarinette herausstechen und Freeman von Laetitia Sadier (Stereolab) vor dem Mikro unterstützt wird.
Hammond-Sounds und das Baritonsaxophon von Joe Cohen veredeln den Titelsong, der ansonsten aber nicht unbedingt zu den besten Stücken des Albums gehört. Nach vielen schweren Gedanken und Weltuntergangsstimmung beschließt "Somewhere In The Stars" das Album dann aber auf sehr versöhnliche und optimistische Art und Weise. Ganz offensichtlich hat Paul Freeman die Hoffnung doch noch nicht vollständig aufgegeben, wenn dies über sehr weite Strecken des Albums auch ganz anders rüberkam.
Diese Debütscheibe ist also schon eine etwas launische bzw. kauzige Angelegenheit, für die man sich etwas Zeit nehmen sollte. Denn als Berieselung im Hintergrund funktioniert sie aufgrund ihrer intensiven Thematik weniger gut. Und Freemans Gesang (der in etwa über die Reichweite eines Lou Reed verfügt) ist ganz sicher ebenfalls Geschmackssache. Deshalb auf jeden Fall erstmal vor dem Kauf anchecken. Und dennoch: Wer ein Faible für diese Art von Musik hat, der wird - nicht nur wegen der weiter oben erwähnten, richtig starken Songs - ganz sicher Gefallen an "Sifting Through The Rubble" finden.
Line-up:
Paul Freeman (acoustic guitars, lead vocals)
Adam Rossi (keyboards, harmony vocals)
Gawain Mathews (acoustic & lead guitars)
Ezra Lipp (drums & percussion)
Paul Olguin (acoustic & electric bass)
Savannah Jo Lack (acoustic & electric violin)
Joe Cohen (tenor & baritone saxophone, clarinet)
Wendy Flower (harmony vocals)
Gruff Rhys (vocals - #6)
Laetitia Sadier (vocals - #8)
Tracklist
01:Intro
02:Road To Ruin
03:The 99
04:Violins, Violence, Silence
05:Be Seeing You
06:Invasion Of The Pod People
07:One Of The Wanted
08:The Day The Clown Cried
09:Corporation Nation
10:The Neighborhood
11:No Way Out
12:Little Ball Of Hate
13:Sifting Through The Rubble
14:Last Man On Earth
15:Contemplating Suicide
16:Undertow
17:Somewhere In The Stars
18:Outro
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