Rotor live auf Platte. Darüber geht nur noch, Rotor live auf der Bühne zu sehen. Zu welchen Dingen die Berliner Band in der Lage ist, verdeutlicht ihr erstes Live-Album mit dem Titel "Festsaal Kreuzberg". Die in der Tracklist befindlichen Kompositionen stammen von den beiden Tonträgern 3 und "4".
Rotors Heimspiel ist instrumentaler Stoner Rock der Extraklasse. Es gibt auf der CD alles, was es in diesem Genre gibt. Das Trio rockt vorzüglich und die neun Nummern sind höchst abwechslungsreich. Marco spielt einen enorm flexiblen Bass. Man könnte sagen, er ist phasenweise der zweite Gitarrist und es ist schon herrlich, wenn sich Sechssaiter sowie Tieftöner unter anderem im Zwillings-Sound die Kante geben.
Seit 1998 macht Rotor ausgesprochen gute Musik und da wird man auch den Kauf der vorliegenden Scheibe "Festsaal Kreuzberg" nicht bereuen. Rotor hat den Rock'n'Roll und serviert diesen in uneingeschränkter Qualität. Ein kleiner Kritikpunkt sei an dieser Stelle angemerkt: Die CD kommt auf eine Gesamtspielzeit von fünfundvierzig Minuten und schon nach ganz wenigen Tracks möchte man einfach mehr.
Rotor redet erst gar nicht um den heißen Brei herum. Von der ersten Sekunde Musik an rockt es vehement. Rotors erste Nummer auf der Scheibe ist sehr bodenständig und die Gitarren-Riffs sowie Bass-Inszenierung machten stante pede Laune bis zum Abwinken. Aber es gibt ja noch viel mehr hörenswerte Werke des Berliner Trios.
Immer wieder trifft der Hörer auf herrliche Sound-Spielereien und Wechsel der Atmosphäre. Das ist nicht nur in der ersten Nummer der Fall. Rotor drückt gnadenlos aufs Gaspedal und erfrischend findet man innerhalb der Songs stets auch so etwas wie ruhigere Phasen. Beeindruckend, wie ein Trio einen solchen Sound kreieren kann. Man meint, da wären mehr Musiker am Werk.
Rotor ist sogar in der Lage, Southern Rock-Feeling aufkommen zu lassen und manchmal geht man in gewohnt bewährter Band-Manier spielerisch leicht, aber heavy im Klang mit den Siebzigerjahren um. Bei all der Tempoleidenschaft darf "Transporter" zur Hälfte als Ballade bezeichnet werden. Tims Gitarre ist jetzt ausgesprochen psychedelisch drauf und ab der Mitte gibt es einen Ausflug auf die Überholspur des Stoner Rocks.
Im Oktober 2011 ist Rotor auf ausgiebiger Tour durch Deutschland, Österreich und die Niederlande unterwegs. Bei "Festsaal Kreuzberg" bleibt nur eine Empfehlung: einen Gig des Dreiers besuchen.
Oh, wie schön, wenn Tim das Wah Wah-Pedal aktiviert. Oh, wie herrlich, wenn Marco seinen Bass klingen lässt, wie eine zweite Gitarre. Oh, wie toll, wenn Milan einerseits akzentuiert und andererseits tierischen Drive entwickelt.
Zum Schluss noch ganze zehn Minuten "Die weisse Angst". Rotor arrangiert eine düstere Stimmung. Die Gitarre wirkt bedrohlich beklemmend. Rotor rotiert zwischen Himmel und Erde. Das Publikum ist aus dem Häuschen und der Hörer auch. Beim Rausschmeißer darf man ruhig an Pink Floyd und ihre Anfänge denken. Das Finale der Scheibe enthält alles, wofür Rotor steht. "Festsaal Kreuzberg" kann nur wärmstens empfohlen werden. Ein klasse Album!
Line-up:
Tim (guitar)
Marco (bass)
Milan (drums)
Tracklist |
01:Drehmoment (6:08)
02:Hart am Wind (3:24)
03:3 (4:19)
04:AN3R4 (4:42)
05:Karacho/Heizer (3:11)
06:Transporter (6:11)
07:Klar Schiff (2:19)
08:Derwisch (4:58)
09:Die weisse Angst (10:04)
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