Royal Southern Brotherhood / The Royal Gospel
The Royal Gospel Spielzeit: 55:19
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2016
Stil: Blues, Rock, Roots


Review vom 22.07.2016


Markus Kerren
Oh weh, es bröckelt gewaltig bei der Royal Southern Brotherhood! Waren bereits nach dem zweiten Album Heartsoulblood die beiden Originalgitarristen Devon Allman und Mike Zito ausgestiegen, so hat es nach Platte Numero drei den Bassisten Charlie Wooton erwischt. Aber kein wirklicher Grund zur Panik, denn die von der ersten Besetzung übrig gebliebenen Cyril Neville und Yonrico Scott bewiesen ja bereits bei der Wahl der neuen Gunslinger Bart Walker und Tyrone Vaughan ein sehr gutes Händchen. Nicht viel anders ist es auch bei Darell Phillips an den vier dicken Saiten, der sich nahtlos in die Band eingefügt hat.
Alle fünf Musiker zusammen laufen auf der brandneuen Scheibe "The Royal Gospel" dann auch so rund wie ein prächtig geölter Mähdrescher auf den Erntefeldern Louisianas. Erneut wird hier auf den insgesamt zwölf Tracks allerfeinste Qualität in Sachen Rock, Roots, Blues und Soul geboten. Der Großteil der Songwriting Credits geht an Neville und Walker, aber auch Tyrone Vaughan hat an zwei der Nummern mitgeschrieben. Lediglich mit einer Handvoll Songfragmenten hatte sich die Band in den Dockside Studios in Louisiana eingenistet, was dann umso erstaunter lesen lässt, dass diese Scheibe in nur sieben Tagen fix und fertig eingespielt im Kasten war. Respekt, denn so was kann nur dann gehen, wenn Können und Routine sich pausenlos die Hände schütteln.
Die Stücke wurden live im Studio eingespielt und genau das hört man ihnen auch an. Es groovt und funkt an allen Ecken und Enden, der Blues ist allgegenwärtig, Cyril Neville bringt eine feine Dosis Soul ins Spiel und Tyrone Vaughan ist für die härteren Riffs zuständig. Als einziger Gast war diesmal Norman Caesar an der Hammond B 3 dabei, der ebenfalls einen super Job abgeliefert hat.
Ein kräftiger Einsatz Vaughans startet die Scheibe und den im Verlauf immer grooviger werdenden Titel "Where There's Smoke There's Fire", bevor die Rhythmusgitarre im Refrain wieder richtig Alarm macht. Ganz anders dagegen die mit der Akustischen gebrachte Ballade "Face Of Love". Sehr warmer Sound und klasse Melodien machen diesen Song zu dem, was er ist. Ein 'schweres', zähflüssiges Riff ist das Grundgerüst von "Spirit Man", das tief im Blues verwurzelt ist und erneut über einen Mördergroove verfügt.
Eine gut abgehangene Dosis Funk kommt bei "I've Seen Enough To Know" ins Spiel und ebenfalls richtig stark sind die souligen Vocals von Cyril Neville. Wie die meisten anderen Stücke auch, ist der Track im flotten Midtempo gehalten und sogar extrem gut tanzbar. In die gleiche Kerbe haut auch "Hooked On The Plastic", das textlich den Plastiktüten-Wahnsinn in den USA (wer dort beispielsweise mal im Supermarkt eingekauft hat, weiß wovon ich spreche) kritisch aufs Korn nimmt. Einer der wenigen Coversongs ist "I Wonder Why", geschrieben von Roebuck 'Pops' Staples
(The Staple Singers, R.I.P.). Bluesig-soulig und mit großer atmosphärischer Dichte macht auch diese Nummer umgehend Eindruck.
Mit einer beschwingten rootsigen Rocknummer haben wir es bei "Everybody Pays Some Dues" zu tun und auch bei dem den Abschluss bildenden "Stand Up" wird noch einmal fein geradeaus gerockt.
Die Royal Southern Brotherhood hat also nichts von ihrer Qualität eingebüßt und es dürfte durchaus schwerfallen, ein Ranking der vier Studioalben zu erstellen. Bei aller Güte dieser Scheibe bleibt "Heartsoulblood" zwar nach wie vor mein Favorit, aber mit "The Royal Gospel" ist der Band eine weitere sehr starke Platte gelungen, die sich vor ihren Vorgängern nicht zu verstecken braucht. Bleibt zu hoffen, dass das aktuelle Line-up stabil bleiben wird.
Line-up:
Cyril Neville (percussion, vocals)
Bart Walker (acoustic & electric guitars, vocals)
Tyrone Vaughan (electric guitars, vocals)
Darrell Phillips (bass, background vocals)
Yonrico Scott (drums & percussion)

With:
Norman Caesar (Hammond B 3)
Tracklist
01:Where There's Smoke There's Fire
02:I've Seen Enough To Know
03:Blood Is Thicker Than Water
04:I Wonder Why
05:I'm Comin' Home
06:Everybody Pays Some Dues
07:Face Of Love
08:Land Of Broken Hearts
09:Spirit Man
10:Hooked On The Plastic
11:Can't Waste Time
12:Stand Up
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