Bereits seit seinem zweiten Album Love Won Out begleiten wir von RockTimes den amerikanischen Singer/Songwriter Tokyo Rosenthal. Und an dieser Stelle wollen wir einfach mal unseren imaginären Hut vor diesem Musiker ziehen, der mit unglaublicher Konstanz auf sehr hohem Niveau Scheibe um Scheibe auf seine Fangemeinde loslässt. Somit wäre es im Vorfeld auch schon fast vermessen gewesen, bezüglich des nun vorliegenden neuen Albums einen qualitativen Einbruch zu erwarten. Und der - da ist unser Protagonist konsequent - erfolgt dann auch auf "Tokyo's Fifth" nicht.
Was sich bereits auf den vom geschätzten Kollegen Joe reviewten Alben Ghosts und Who Was That Man? andeutete, findet hier seine Fortsetzung. Nämlich der deutliche Hang zur Countrymusik, die Rosenthal aber immer wieder mit clever gesetzten Ecken und Kanten ausstattet, sodass von vornherein erst gar keine Chance für diese Tracks entsteht, in süßliche Gefilde abzudriften. Wieder einmal hat der Amerikaner - von einer Ausnahme abgesehen - alle Stücke im Alleingang komponiert. Die Quelle seiner Inspirationen scheint unerschöpflich zu sein.
Bei dem Coversong handelt es sich überraschenderweise um den Beatles-Rocker "Helter Skelter", den ich nun wirklich nicht von dem guten Tokyo erwartet hätte. Aber selbstverständlich bringt er die Nummer auf seine ganz eigene Art, ohne elektrische Gitarren, gesanglich wesentlich weniger aggressiv als die Originalversion und auch ansonsten musikalisch (mit feiner Fiddle im Hintergrund) ganz im Rosenthal-Kosmos verankert. Trotzdem zieht der Song recht flott seine Bahnen und wird zusätzlich mit einem recht dominanten Piano unterlegt.
Aber auch sonst präsentiert sich der Mann genau so, wie wir ihn kennen. Hochwertiges Songwriting trifft auf eine erdig-warme Produktion, sehr gute Musiker und den ebenso starken wie sehr emotionalen Gesang. Auch "Mulberry Place" marschiert stechenden Schrittes geradeaus und profitiert von der sehr guten Lap Steel-Arbeit eines Allyn Love. Tokyo Rosenthal vertraut auf bewährte Kräfte und so hat er auf seinem fünften Album Chris Stamey als 'rechte Hand' an seiner Seite, der nicht nur den Bass eingespielt, sondern auch co-produziert hat.
Mit dem Piano wird der feine Groover "Smoke And Mirrors" eingeleitet, der (wie auch "Waste Of A Heart" und "We Put You Down") dazu von den so passenden Background Vocals Andrea Connollys unterstützt wird. Das hat alles Hand und Fuß, wirkt kompakt und kommt trotzdem so locker aus der Hüfte geschossen rüber, dass man meinen könnte, es handele sich um eine ganz zwanglose Session. Aber genau darin liegt auch die Stärke dieses Albums. Unglaublich präsente Substanz trifft auf unprätenziöses Laissez-Faire und zusammen ergibt das dann knapp fünfzig Minuten allerbesten Americana.
Schließlich bleibt wieder einmal lediglich, mit einem zufriedenen Lächeln alle Daumen in Richtung Himmel zeigen zu lassen. Zehn neue Tokyo Rosenthal-Songs stehen gleichbedeuted mit zehn Gewinnern. Und die Scheibe ist nicht nur im heimischen Wohnzimmer jederzeit genießbar, sondern stellt dazu auch noch sehr unterhaltsames Autofutter dar. Der Mann lässt keinen Deut nach, wenn es um die Qualität seiner Arbeit geht. Gut für ihn und alle, die ihn schon mochten oder in der Zukunft entdecken möchten.
Line-up:
Tokyo Rosenthal (lead- & rhythm guitars, piano, organ, drums, lead vocals)
Chris Stamey (bass)
John Teer (fiddle - #1-3,6,7)
Will Rigby (drums - #1-4)
Logan Matheny (drums - #5,6,8,9)
Allyn Love (pedal steel guitar - #3,4,9)
Charlie Chamberlain (mandolin - #5, lead guitar - #8)
Matthew Douglas (clarinet - #1)
David DiGuiseppe (accordion - #5)
'Raul of Bayonne' (percussion)
Andrea Connolly (background vocals - #2,8,9)
Tracklist |
01:This Ship Will Sail
02:Waste Of A Heart
03:Mulberry Place
04:What Did I Use To Be
05:The Immigrant
06:Helter Skelter
07:Killaloe
08:Smoke And Mirrors
09:We Put You Down
10:Thank You, You're Beautiful
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