C.W. Stoneking / Jungle Blues
Jungle Blues Spielzeit: 40:18
Medium: CD
Label: King Hokum Records, 2010
Stil: Blues Rock

Review vom 17.10.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Aus welcher Koje ist dieser Schiffbrüchige denn gefallen? Wind und Wetter hat ihn, nur an einer Planke Halt findend, wohl ziemlich lange auf dem endlosen Meer herumgetrieben. Dabei konnte er aus der Ferne vor New Orleans eine Band ihren traurigen Blues spielen hören und dann nahm er erst nach trostlosen Nächten ohne Hoffnung und Trinkwasser Klänge afrikanischer Natur wahr.
C.W. Stoneking ist schon außergewöhnlich und ungewöhnlich weit außerhalb von so manchen Grenzen, die man bei Musik so im Kopf haben mag. Stoneking besitzt eine Zeitmaschine und der hat er den Namen "Jungle Blues" gegeben. Vorher gab es so etwas in ähnlicher Art als schon ausgereiftes Modell namens "King Hokum". Wer Bill Wymans Buch über den Blues kennt, hat erfahren, dass Blind Blake auch unter dem Pseudonym The Hokum Boys unterwegs war.
Stonekings Stimme klingt so schwarz und von Malt Whiskey getränkt, dass sich schon Verwunderung breit macht, wenn man liest, dass der Mann aus Australien stammt. Seine Musik könnte auch von Schellack überspielt worden sein, denn Stoneking (bestimmt wieder so ein Spitzname) lebt auf seinem Vierzigminüter "Jungle Blues" in den Zwanziger-/Dreißigerjahren, als der Blues so ziemlich das Laufen lernte.
Die Platte ist wie ein Weltraumfahrzeug. Das zieht weit entfernt seine Kreise, in einer für uns nicht lebensfähigen Umgebung. Trotzdem hat es uns im Visier. Findet die Scheibe erst einmal Abnehmer, wird man dieses Ding so schnell nicht mehr los, auch wenn das mehr gesprochene denn gesungene Stück Text in "The Greatest Liar" kompletter Blödsinn ist. Hokum halt. Die Nummer hat Livecharakter, wenn Stoneking auf Zwischenrufe aus dem Publikum reagiert. Dabei sind die Zuschauer wohl eher Mitglieder der großartigen, ihn begleitenden Kleincombo Primitive Horn Orchestra (PHO).
"Jungle Blues" ist nicht nur Pre War Blues, er klingt auf der Platte auch so. C.W. Stoneking ist Jahrgang 1974 und spielt den Blues, als hätte er siebzig Jahre nichts anderes gemacht. Als Kind hat er wohl Vaudeville, New Orleans, Jazz und Dixieland in sein Müsli gemischt.
Ob mit dem PHO oder einfach nur zu seinem Banjo singend, bekommen wir in den historischen Songs noch mehr Instrumente wie zum Beispiel Streicher zu hören. Außerdem überlässt der Hokum-Blueser in "Housebound Blues" (wie provokant) den Lead-Gesang Kirsty Foster. Stonekings Stimme ist ungewöhnlich, aber gut. Diese zum Teil schleppenden Rhythmen, einem New Orleans-Trauermarsch ähnelnd, bringen seinen Gesang zu einem Punkt der Laszivität.
In der dargebotenen Form ist "Jungle Blues" eine sehr gute Geschichtsstunde in Sachen Ursprünge des 12-Takters. Der junge Mann wird mit seiner Musik wohl nicht hunderttausende von Interessenten erreichen (man wünscht es ihm dennoch), aber was hier geboten wird, sollte für jeden Bluesfan Anlass genug sein, sich mit dem Australier zu beschäftigen. Hoffentlich wird Stoneking Erfolge feiern und nicht zu einer Eintagsfliege werden.
So etwas, wie dieses Album gibt es nicht alle Tage. Die Selbstverständlichkeit, mit der derart historische Musik rüberkommt, ist beeindruckend und man kann wirklich froh sein, dass ein junger Musiker die Tradition des Blues mit eigenen Kompositionen respektiert und aufrechterhält.
"Jungle Blues" ist eine runde Sache und ausgesprochen gut gelungen. Den Namen C.W. Stoneking sollte man abspeichern.
Line-up:
C.W. Stoneking (vocals, National Resophonic Guitar, tenor banjo)
Kirsty Foster (lead vocals - #6)
James Clarke (tuba, double bass)
Kynan Robinson (trombone)
Stephen Grant (cornet)
Ollie Browne (drums)
Tracklist
01:Jungle Blues (3:57)
02:Talkin Lion Blues (4:32)
03:Jungle Lullaby (4:49)
04:Brave Son Of America (3:40)
05:Jailhouse Blues (4:33)
06:Housebound Blues (3:37)
07:I Heard The Machine Of The Drum (3:53)
08:The Love Me Or Die (3:51)
09:Early In The Mornin (3:32)
10:The Greatest Liar (3:37)
Externe Links: